Audi-Chef räumt Fehler bei Diesel ein
Bei der Hauptversammlung wollte Rupert Stadler eigentlich nach vorne schauen. Doch neue Probleme bei DieselFahrzeugen verdarben den Auftritt. Dabei verfolgt das Unternehmen momentan ein ambitioniertes Ziel.
INGOLSTADT Der Titel klang verheißungsvoll: „Jahr des Aufbruchs“hatte Audi die Pressemitteilung anlässlich der gestrigen Hauptversammlung überschrieben. Es ging um ein ganzes Panoptikum unternehmerischer Ankündigungen: neue Produktionsabläufe im DreiWochen-Takt, neue Segmente und
Dabei sollte 2018 eigentlich das Jahr werden, in dem Audi in die Offensive geht, nachdem man in den vergangenen Jahren gegenüber den anderen beiden Premiumanbietern Mercedes und BMW an Boden verloren hatte. Mit einer großen Modelloffensive sollte diese Lücke geschlossen werden – und eine Schlüsselrolle sollte dabei auch die Elektromobilität spielen.
Nach dem soeben gestarteten neuen A7 kommen im Sommer der A6 und der Q3 neu auf den Markt. Im August feiert außerdem der erste rein elektrisch betriebene Audi, der SUV E-tron Premiere. Bereits 2025, so hatte es Stadler vor Journalisten angekündigt, solle dann jedes dritte verkaufte Fahrzeug von Audi ein Elektrofahrzeug oder ein Plug-inHybrid sein – umgerechnet knapp 800.000 Fahrzeuge. 2017 hatte noch mehr als jeder zweite neu zugelassene Audi einen Diesel-Motor.
Aktionärsschützer kritisierten allerdings nicht nur Stadler, sondern auch den neuen Audi-Aufsichtsratschef Herbert Diess, der erstmals die Versammlung leitete. Der Volkswagen-Chef sei zwar integer und kompetent, sagte Andreas Brejs von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Aber jemanden zum Aufsichtsrat zu machen, obwohl er in ein Verfahren wegen Verdachts auf Marktmanipulation verstrickt sei, sei ungeschickt: „Das ist doch keine Aufklärung.“
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt gegen Diess und den aktuellen VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch wegen des Verdachts, Anleger zu spät über die finanziellen Risiken des Abgasskandals im VW-Konzern informiert zu haben. Der frühere VolkswagenChef Martin Winterkorn wurde von der US-Justiz inzwischen sogar wegen Betrugs und Verschwörung an- geklagt. Diess sagte, der Audi-Aufsichtsrat prüfe, ob aktuelle oder frühere Audi-Vorstände Pflichten verletzt hätten und möglicherweise Schadenersatz zahlen müssten.
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert von der Bundesregierung, Strafen gegen Audi zu verhängen. Laut EU-Recht seien Abschalteinrichtungen verboten, so der Verband: „Bei Verstößen müssen Mitgliedstaaten zu Sanktionen greifen und können Strafen in Höhe von bis zu 5000 Euro pro manipuliertem Pkw verhängen.“Der VCD kritisiert, dass die Bundesregierung auf dieses Sanktionsmittel verzichte, obwohl der VW-Konzern nachweislich des Betrugs überführt wurde.
Auch ohne diese Strafe kostet der Abgasskandal Audi viel Geld. 2,25 Milliarden Euro wurden bereits zurückgestellt. Und Stadler sagt: „Die Dieselkrise ist für uns noch nicht abgeschlossen.“