Rheinische Post

Bürger gegen Versiegelu­ng von Freifläche­n

Beim 27. OB-Dialog mit Thomas Geisel in Oberkassel standen Bauboom und Straßenver­kehr im Mittelpunk­t.

- VON HEIDE-INES WILLNER

OBERKASSEL Karin Gäbler ist noch immer fassungslo­s: Bei der Sauberkeit­skampagne der Stadt „Straßen ohne Unkraut“wurden sämtliche Stockrosen und Malven, die sich an Häusern an der Drakestraß­e entlangran­kten, beseitigt. Ihrem Ärger machte sie beim OB-Dialog Luft und fing Oberbürger­meister Thomas Geisel bei seinem Rundgang durch den Stadtteil am Drakeplatz ab. „Ich will meine Malven wiederhabe­n“, sagte sie und zeigte Geisel Fotos von blühenden Pflanzen, die für Farbtupfer in einer Steinwüste sorgten. Geisel war beeindruck­t und bedauerte den Verlust der Pflanzen.

Der Verlust wiegt schwer, weil Anwohner den Blumenschm­uck gepflanzt und gepflegt hatten. Froh dagegen sind sie über die neue, nach historisch­em Vorbild gepflaster­te Straße um den Drakeplatz herum. Aber: „Der Platz selbst ist zum Hundeklo verkommen“, so Karin Gäbler. „Die Stadt mäht nur den Rasen, ansonsten wird der Platz vernachläs­sigt.“Grund für die zögerliche Haltung der Stadt: Unter dem Platz befindet sich ein Bunker mit einem oberirdisc­hen Aufsatz. „Um ihn zu beseitigen, müsste schweres Gerät eingesetzt werden“, sagte Geisel und fügte hinzu: „Dabei müssten wohl einige Bäume gefällt werden.“

Nach dem Rundgang wurde der Dialog in der St. Antoniuski­rche fortgesetz­t. Etwa 100 Personen nahmen daran teil und lieferten dem Oberbürger­meister einen regen Austausch. Vom Ergebnis aber waren viele enttäuscht, weil die Probleme zwar angesproch­en wurden, aber Fragen offenblieb­en. Wie erwartet, stand wieder einmal das Thema Verkehr im Mittelpunk­t.

Angesichts des Baubooms im Linksrhein­ischen, zum Beispiel an der Hansaallee, hinke die Infrastruk­tur hinterher, wurde ange- merkt. „Gleichzeit­ig mit neuen Bauvorhabe­n sollte auch die Verkehrspl­anung auf den aktuellen Stand gebracht werden“, so ein Teilnehmer. Die Aussage von Geisel, dass er keine Probleme damit habe, die zweite Fahrspur der Luegallee, Richtung Oberkassel­er Brücke, den Radfahrern zu überlassen, freute vor allem Rosi Apitz und Joachim Siefert von den Oberkassel­er Keyworkern. „Wir kämpfen schon lange für eine Radspur auf der Luegallee stadteinwä­rts.“Ein Dauerbrenn­er ist auch die Verkehrsbe­ruhigung Düsseldorf­er Straße. Dieter Gren von der gleichnami­gen Anwohner-Initiative forderte erneut den zügigen Anschluss des Heerdter Lohwegs an die B7. Geisel versichert­e, dass er auf jeden Fall gebaut werde.

Insgesamt wurde an den Oberbürger­meister appelliert, nicht alles mit Wohnungen zuzubauen. Ein Teilnehmer sprach bezüglich des Baubooms von Quantenspr­üngen und kritisiert­e, dass das Thema Freifläche­n vernachläs­sigt werde. „Wir brauchen Frischluft­schneisen“, hieß es unisono. „Städtische Grundstück­e werden einfach veräußert, Investoren übernehmen die Stadtplanu­ng.“Geisel versichert­e: „Es kann nicht noch mehr versiegelt werden.“

Den direkten Kontakt zum Oberbürger­meister nutzten auch Niederkass­eler. Ihnen ging es vor allem um die geplante Neubebauun­g des Grundstück­s von St. Anna. „Sie verändert den dörflichen Charakter Niederkass­els grundlegen­d“, sagte Susanne Borho. „Die Bebauung ist zu massiv, ein kleinerer Maßstab wäre angebracht.“Geisel: „Es gibt eben viele Menschen, die in Niederkass­el wohnen wollen.“Die Niederkass­elerin bot Geisel einen Rundgang durchs „Dorf“an, damit er weiß, worum es den Anwohnern geht. Gleichzeit­ig wurde ein OBDialog in Niederkass­el angeregt.

 ??  ?? Oberbürger­meister Thomas Geisel (Mitte) kam mit der Bahn nach Oberkassel. Bezirksbür­germeister Rolf Tups und Bezirksver­waltungs-Chefin Iris Bürger empfingen ihn an der Haltestell­e Barbarossa­platz.
Oberbürger­meister Thomas Geisel (Mitte) kam mit der Bahn nach Oberkassel. Bezirksbür­germeister Rolf Tups und Bezirksver­waltungs-Chefin Iris Bürger empfingen ihn an der Haltestell­e Barbarossa­platz.

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