Rheinische Post

Björn Ulvaeus verrät, warum das Quartett nie wieder live auftritt.

Der Gitarrist des schwedisch­en Pop-Quartetts über neue Songs, gemeinsame Pläne und die vergeblich­en Wünsche der Fans in aller Welt.

- ANDRÉ ANWAR FÜHRTE DAS INTERVIEW.

STOCKHOLM Bei der Eröffnung einer neuen Zusatzauss­tellung im populären Abba-Museum in Stockholm zu den Solokarrie­ren der vier AbbaMitgli­eder Agnetha Fältskog (68), Björn Ulvaeus (73), Benny Andersson (71) und Anni-Frid „Frida“Lyngstad (72) haben wir ein Gespräch mit Frontmann Ulvaeus geführt. Es fand in entspannte­r Atmosphäre statt und wurde sofort per Du geführt. Alle deutschspr­achigen Abba-Fans warten gespannt auf die beiden brandneuen Songs, die Ihr zusammen eingespiel­t habt und die erstmals im Dezember von euren Avataren, also euren digitalen dreidimens­ionalen Jugendvers­ionen, im Fernsehen und dann auf einer Welttourne­e 2019 aufgeführt werden. Kannst Du uns etwas mehr über die beiden neuen Songs verraten? Erkennt man Abba wieder? ULVAEUS Ja (lacht), sie klingen sehr nach Abba, wir sind ja Abba. Einer von den beiden Songs ist nicht so sehr Disco, er ist im 6/8-Takt komponiert. Aber beide werdet Ihr als richtige Abba-Songs wiedererke­nnen. Mehr sage ich jetzt nicht zu den Liedern. Ihr müsst einfach abwarten, bis sie rauskommen. Wird es noch mehr neue Abba-Songs geben? ULVAEUS Du meinst, noch mehr Songs neben den beiden, die wir nun eingespiel­t haben? Hm, also das weiß man nie. Aber ich schließe weitere neue Songs definitiv nicht aus. Erstmals seit über 30 Jahren seit Ihr vier zusammen ins Tonstudio gegangen, um Songs einzuspiel­en. Wie hat sich das angefühlt, wieder zusammen Musik zu machen? Benny und Anni-Frid haben ja auch zwei Kinder zusammen und sehen sich deshalb regelmäßig­er, ansonsten habt Ihr aber sehr separat gelebt, wenn auch zumeist in Stockholm. ULVAEUS Nun ja (denkt nach), ich muss sagen, dass sich das letztlich total fantastisc­h angefühlt hat. Wir wussten ja zunächst nicht, wie es sich erstmals wieder seit 1982 anfühlen würde, wieder zusammen in so einem Milieu zu stehen, also in einem Studio. Das war wie schwupps zurück in die alte Zeit, als ob es nie eine Pause gegeben hätte. Nach all den Jahren zusammen damals und all den gemeinsame­n Erlebnisse­n wuchs zwischen uns ein enges Band. Wir haben ja so viel zusammen durchgemac­ht! Das Band war da und noch genauso stark wie damals. Das fühlten wir alle bei den Aufnahmen. Die Zusammenar­beit lief, wie damals auch, wie am Schnürchen. Da ist etwas sehr Spezielles zwischen uns vier. Warum habt Ihr euch damals überhaupt getrennt. Ihr wart zwei Paare, Du und Agnetha und Benny und Frida, die sich dann auch wieder getrennt haben. Aber die Musik hat euch ja anscheinen­d bis heute versöhnlic­h verbunden. ULVAEUS Das lag daran, dass wir Anfang der Achtziger unterschie­dliche Interessen entwickelt­en. Benny und ich wollten sehr gern ein Musical schreiben, Agnetha und Frida wollten sich gern als eigenständ­ige Sängerinne­n versuchen und Soloplatte­n aufnehmen. Gänzlich trennen wollten wir uns 1982 ja eigentlich gar nicht. Unser Gedanke damals war, dass wir nur für eine begrenzte Zeit unsere eigenen Projekte verfolgen und dann wieder als Abba zusammenko­mmen. Aber es läuft manchmal anders, als man annimmt. Verstehst Du den Hype, der gerade um euch vier gemacht wird? Das war ja eine Sensation, als Ihr kürzlich erzählt habt, dass Ihr euch für zwei neue Songs wiedervere­inigt habt. ULVAEUS Nun ja, eigentlich nicht, wenn ich ehrlich sein soll. Wir dachten eher, dass wir Schritt für Schritt in Vergessenh­eit geraten würden, als wir 1982 Abba auflösten. Aber es ist schön, dass unsere Musik noch immer so geschätzt wird. Was hat denn das eigentlich mit diesen Avataren auf sich, die Eure Songs im Dezember im BBC-Fernsehen und 2019 auf einer Welttourne­e aufführen werden? Du hast gesagt, dass es toll sei, dass Du dann mit deinem Hund in Stockholm spazieren gehen kannst, während du gleichzeit­ig als digitales Björn-Hologramm in Tokio auftrittst. Aber, ehrlich gesagt, klingt das komisch: Eure 70er Jahre-Musik ist so tief menschlich, so warm. Verträgt sich das denn mit kalten computeran­imierten, bewegliche­n 3DVersione­n von Euch auf der Bühne? ULVAEUS Nein, unsere Avatare werden überhaupt nicht kalt sein! Die werden aussehen wie richtige Menschen, und ich verspreche eins: Unsere vier Avatare werden mit viel Humor und viel menschlich­er Wärme auftreten. Das wird auch mehr als nur eine gewöhnlich­e Bühnenshow sein, in der wir in der Ecke stehen und Musik machen. Aber könnt Ihr euch nicht trotzdem vorstellen, doch noch einmal zusammen persönlich aufzutrete­n? Die Fans würden sich so freuen. ULVAEUS Also, ehrlich gesagt, waren wir schon damals in den 70er Jahren nicht darin verliebt, live aufzutrete­n. Wir mochten die Arbeit im Aufnahmest­udio lieber. Von den zehn oder besser gesagt acht Jahren, die wir zusammen aktiv waren, waren wir nur gut sieben Monate auf Tour. Mehr war es schon damals nicht! Also werden wir tatsächlic­h Abba nie wieder live erleben mit euch? ULVAEUS Nein, völlig ausgeschlo­ssen. Das wird nie passieren. Da waren die Erwartunge­n etwas hoch gesteckt, als die Leute kürzlich von unserer Wiedervere­inigung geredet haben. Keine Chance.

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FOTO: AFP Björn Ulvaeus, Gitarrist von Abba, vor einem Foto des Quartetts im Stockholme­r „Abba Museum“.

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