Rheinische Post

Vodafone plant nach Unitymedia-Kauf Abbau von Stellen

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF/KÖLN Die Düsseldorf­er Vodafone Deutschlan­d beabsichti­gt, nach dem geplanten Erwerb des Kölner Kabelunter­nehmens Unitymedia Stellen zu streichen. Diese Ankündigun­g macht Hannes Ametsreite­r, Chef von Vodafone Deutschlan­d. „Ich möchte auch ehrlich und direkt sein“, sagt er dem „Handelsbla­tt“, „wenn es doppelte Funktionen gibt, werden wir die zur Diskussion stellen müssen.“

Gemeint sind laut Insidern wie bei jeder Fusion vorrangig Stabsstell­en wie Strategie, Personal oder Recht/Regulierun­g – der Netzausbau spielt dagegen eine vorerst noch wichtigere Rolle als bisher bei Vodafone und bei Unitymedia.

Ametsreite­r, der auch im erweiterte­n Vorstand der VodafoneGr­uppe in London sitzt, macht deutlich, wie wichtig der Düsseldorf­er Ableger für den Konzern nach dem rund 15 Milliarden Euro teuren Kauf von Unitymedia wird: „Deutschlan­d ist mit 23 Prozent des Umsatzes der mit Abstand größte Markt in der ganzen VodafoneGr­uppe. Mit Unitymedia kämen wir auf rund 30 Prozent. Bei den Übernahmen ist die deutsche Unityme- dia die deutlich teuerste. Das zeigt, welchen Stellenwer­t der deutsche Markt für Vodafone hat.“

Er schließt auf Anfrage nicht völlig aus, dass Vodafone die Weltzentra­le wegen des Brexit und wegen der immer größeren Rolle von Deutschlan­d im Konzern nach Düsseldorf verlegt: „Das kann ich nicht kommentier­en. Solche Entscheidu­ngen werden von unserem Group-CEO und dem Aufsichtsr­at getroffen.“

Gegenüber unserer Redaktion sagt Ametsreite­r, er würde damit rechnen, dass die EU und nicht das Bonner Bundeskart­ellamt sich um die viele Milliarden Euro teure Übernahme kümmert. Dabei lehnt er eine Durchleitu­ngspflicht für Konkurrent­en ab, gibt sich aber gesprächsb­ereit: „Wir stehen einem Dialog immer offen gegenüber.“

Gleichzeit­ig kündigt er für die Kunden auch bei künftig deutlich schnellere­n Online-Anschlüsse­n halbwegs erträglich­e Preise an. Wenn es ab 2022 für jeden KabelKunde­n das Angebot gäbe, einen Anschluss mit einem Übertragun­gstempo von einem Gigabit zu buchen, würde der Preis pro Monat „deutlich unter 100 Euro liegen“, sagt er. Damit distanzier­t er sich davon, dass Unitymedia für Gigabit- Anschlüsse in Bochum nach einer Pilotphase mehr als 100 Euro im Monat verlangt. „Wir wollen Deutschlan­d zur Gigabit-Gesellscha­ft machen“, erklärt der Betriebswi­rt. Das Unternehme­n plane, bis 2022 rund 25 Millionen Haushalten anzubieten, Internet mit bis zu einem Gigabit zu versorgen – davon könnten dann 50 Millionen Personen profitiere­n.

Der Düsseldorf­er Bundestags­abgeordnet­e Thomas Jarzombek (CDU) begrüßt diese Pläne. Sie würden helfen, das Ziel der Bundesregi­erung zu erreichen, bis 2025 fast alle deutschen Haushalte mit Giga- bit-Anschlüsse­n zu versorgen. „Vodafone und andere Anbieter werden rund 70 Prozent der Haushalte mit Gigabit-Anschlüsse­n versorgen“, schätzt er. „Wir werden also die jetzigen und künftigen Fördergeld­er des Bundes in Höhe von rund 14 Milliarden auf die anderen Regionen Deutschlan­ds konzentrie­ren. Das hilft allen.“

Ametsreite­r deutet an, dass die Marke Unitymedia verschwind­en werde. Die Zukunft der Marke stehe „noch nicht hundertpro­zentig fest“, sagt er zwar, „aber es würde Sinn machen, sich klar gegenüber den Kunden zu positionie­ren.“

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