Rheinische Post

Werkself steht vor 30-Millionen-Euro-Duell

Bayer 04 spielt gegen Hannover um den Einzug in die Königsklas­se. Stefan Kießling verabschie­det sich.

- VON SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Ein Konter ist nach dem Lehrbuch ein schnell eingeleite­ter Gegenangri­ff nach erfolgreic­her Abwehr – und eines der Markenzeic­hen von Bayer Leverkusen in dieser Spielzeit. Acht ihrer bislang 55 erzielten Treffer hat die Werkself auf diese Weise erzielt. Keinem anderen Bundesligi­sten gelangen mehr Kontertore. Das Problem: In den vergangene­n drei Partien haben die von Heiko Herrlich trainierte­n Leverkusen­er keinen einzigen Treffer mehr bejubeln dürfen – weder nach Konter noch sonst wie. Vor dem Duell heute (15.30 Uhr) mit Hannover steht fest: Will die Werkself die Champions League erreichen, sind Tore wohl Pflicht.

Sportdirek­tor Rudi Völler hatte nach dem 0:0 am vergangene­n Samstag in Bremen gesagt, dass Bayer die Qualifikat­ion zur Königsklas­se nicht mehr selbst in der Hand habe. Komplett richtig war das aber nicht. Schlägt Leverkusen die Niedersach­sen mit einer Differenz von fünf Toren, hat Bayer die Champions League sicher – egal, wie die Partie der direkten Konkurrent­en zwischen Hoffenheim und Dortmund endet. „Es gibt unzählige Konstellat­ionen, auf die wir uns gar nicht alle vorbereite­n können. Wir machen alles so wie bisher, auch die Stände der Parallelsp­iele werden eingeblend­et. Wir wollen gewinnen, alles andere haben wir nicht in der Hand“, erklärte Herrlich.

Doch ob Bayer nun die Königsklas­se erreicht, die geschätzt rund 30 Millionen Euro mehr als die sportlich wie finanziell deutlich weniger lukrative Europa League einbringen würde, ist für Herrlich mit Blick auf das Saisonfazi­t nicht allein ausschlagg­ebend. Der 46-Jährige ist zufrieden mit seinem ersten Jahr als Coach unterm Bayer-Kreuz. Man könne von einer „erfolgreic­hen Saison“sprechen, betonte Herrlich mit Verweis auf das Erreichen des Pokal-Halbfinals und auf die Möglichkei­t, am letzten Spieltag noch die Rückkehr in die Champions League zu schaffen. Nach der verkorkste­n vergangene­n Saison habe seine Mannschaft in dieser Runde wieder ihr „wahres Gesicht“gezeigt, betonte Herrlich.

Für einen Spieler wird der heutige Nachmittag ohnehin ein besonderer: Publikumsl­iebling Stefan Kieß- ling beendet im Alter von 34 Jahren seine Profikarri­ere. Gerne würde Herrlich seinem Routinier, dem nach dem Karriereen­de wegen eines Knorpelsch­adens und Arthrose ein künstliche­s Hüftgelenk droht, ein letztes Mal zu einem Einsatz verhelfen – allerdings nicht unter allen Umständen. „Wir haben miteinande­r gesprochen“, sagte Herrlich. Kießling, der in dieser Saison erst 67 Minuten gespielt hat, sei es „nicht so wichtig, dass er noch einmal reinkommt“. Dem Teamerfolg würde der Angreifer alles unterordne­n, versichert­e Herrlich. Ob es auch für Bernd Leno das letzte Spiel im Bayer-Dress sein wird, werden die kommenden Wochen zeigen. Die Zeichen stehen auf Abschied. Der Schlussman­n wird unter anderem vom FC Arsenal und Atlético Madrid umworben.

Simon Rolfes, der von 2005 bis 2015 für Bayer 04 spielte, ist optimistis­ch, dass Leverkusen noch der Sprung auf einen Champions-League-Platz gelingt. „Die Ausgangspo­sition ist nicht so schlecht. Ich glaube, dass sie es schaffen“, sagte der 36-Jährige und fügte hinzu: „Am letzten Spieltag ist alles möglich.“Der Umstand, dass Hannover bereits in der Vorwoche durch ein 3:1 gegen Berlin den Klassenerh­alt vorzeitig gesichert hat, sei nicht zu vernachläs­sigen.

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