Neuer Kongress für wildes Denken
Das Open Source Festival lässt Denker über die Zukunft philosophieren.
Das Open Source Festival weitet seinen Geschäftsbereich aus und veranstaltet in diesem Jahr erstmals einen Kongress. Er wird am 13. Juli stattfinden, am Tag vor dem Festival also, und das Besondere ist, dass die Referenten, Sprecher und Vortragenden bereits das Festival-Gelände an der Rennbahn in Grafenberg nutzen werden. Was eigentlich sehr schön und total symbolisch ist: eine Rennbahn als Ort, um unter freiem Himmel über die Zukunft nachzudenken. Denn genau darum geht es: Quo Vadis, Menschheit? Ein Rednerpult wird denn also vor der alten Tribüne stehen, und so kann man dort, wo am nächsten Abend Tocotronic Lieder ihres Albums „Die Unendlichkeit“spielen, Richard David Precht erleben, wie er einen Blick in „Die Zukunft der Arbeit“wirft.
Der Philosoph ist die bekannteste Persönlichkeit, die bisher bestätigt ist. Die Veranstalter um Philipp Maiburg haben internationale und interdisziplinäre Denker verpflichtet, und bestimmt war ein Vorbild für diese neue Veranstaltung das berühmte „South by Southwest“in Texas, das ja auch zuerst ein Musikfestival gewesen ist und allmählich zu einer Konferenz über künftige und kommende Themen wurde.
Einer der faszinierendsten Menschen, die nun an der Rennbahn reden werden, ist sicher Michael Kosinski, Assistenzprofessor für Organisationsverhalten an der Stanford University Graduate School of Business. Der Datenforscher hat den Algorithmus entwickelt, der von der Firma Cambridge Analytica im Wahlkampf zugunsten von Donald Trump eingesetzt worden sein soll. Er referiert über Big Data, über die Sicherheit unserer Daten in sozialen Netzwerken. Ebenso spannend: Mikki Blanco, die erste Transgender-Künstlerin im HipHop, spricht über das Thema Gender in jenem Genre, das bis vor Kurzem als extrem chauvinistisch galt. Weitere Themen: Welche Möglichkeiten gibt es, Fleisch zu züchten, ohne Tiere töten zu müssen? Was ist der Ursprung von Kreativität? Wie wird sich die Bildende Kunst im virtuellen Raum entwickeln? Wie kann man heute noch nach dem Motto „Zurück zur Natur“leben?
Von 9 bis 22 Uhr sind Keynotes, Panels, Talks und Workshops geplant. 500 Besucher können teilnehmen, und jeder darf zu jeder Zeit zwischen den einzelnen Veranstaltungen wechseln. Alles ist offen, alles ist im Fluss. Am liebsten wäre es den Machern, die Besucher würden sich zwischendurch beim Pendeln von Vortrag zu Vortrag treffen und Ideen weiterdenken und diskutieren. Beschlossen wird der Kongress mit einem DJ-Set, das bereits als Rampe in die Musikveranstaltung am folgenden Tag zu verstehen sein soll.