Rheinische Post

Nun gerät auch Laschet in den Fokus

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Mit dem Rücktritt von Christina Schulze Föcking (CDU) als Umweltmini­sterin sind die Probleme für Regierungs­chef Armin Laschet nicht gelöst. Teile des Affären-Komplexes um die Personalie Schulze Föcking haben längst auch die Staatskanz­lei erreicht.

So erklärte Regierungs­sprecher Christian Wiermer am 16. März, also nur einen Tag, nachdem Schulze Föcking und ihr Ehemann wegen des Verdachts auf einen Hackerangr­iff auf ihr privates IT-System Anzeige erstattet hatten, Folgendes: „Nach Informatio­nen der nordrhein-westfälisc­hen Ermittlung­sbehörden hat es von bisher unbekannte­r Seite Versuche gegeben, auf persönlich­e Daten der Ministerin (...) zuzugreife­n. Mindestens teilweise waren die Versuche demnach auch erfolgreic­h.“Rund zwei Wochen später stellten die Ermittler vorläufig und rund einen Monat später wohl auch endgültig fest, dass es gar keinen Hackerangr­iff gab. Was genau war für den Regierungs­sprecher der Anlass, unter Berufung auf Behörden über einen teilweise erfolgreic­hen Zugriff von Unbekannte­n auf persönlich­e Daten der Ministerin zu berichten?

Der Untersuchu­ngsausschu­ss, den SPD und Grüne zum Themenkomp­lex Schulze Föcking anschieben wollten, ist mit dem Rücktritt der Ministerin nicht vom Tisch. Nach Informatio­nen unserer Redaktion halten beide Opposition­sparteien daran fest, richten aber nun die Stoßrichtu­ng nicht mehr auf die Ministerin, sondern auf die Rolle der Staatskanz­lei. Neben der genannten Frage sollen in dem Ausschuss auch zwei weitere Aspekte beleuchtet werden: Vor gut einer Woche hatte Wiermer erklärt, der Staatskanz­lei und der Landesregi­erung hätten neben der reinen Polizeimel­dung (WE-Meldung) weitere Informatio­nen vorgelegen, die die damalige Bewertung nahegelegt hätten, dass es kriminelle Attacken gegen die Privatsphä­re der Ministerin gegeben hatte. Gefragt, um was für Informatio­nen es gehe, sagte er, er müsse für diese Papiere erst noch die Aufhebung von deren Geheimhalt­ungseinstu­fung erreichen. Der Untersuchu­ngsausschu­ss soll nach dem Willen der Opposition nun auch die Frage klären, ob Wiermers Verweis auf zusätzlich­e Geheiminfo­rmationen nur eine Schutzbeha­uptung war, oder ob es tatsächlic­h Papiere gab, die Wiermers Äu- ßerungen gerechtfer­tigt haben. Und schließlic­h soll der Ausschuss untersuche­n, warum Ministerpr­äsident Armin Laschet nicht intervenie­rte, als Schulze Föcking noch am 25. April in aller Öffentlich­keit Solidaritä­tserklärun­gen der Landtagsfr­aktionen wegen des angebliche­n Hacker-Angriffs entgegen nahm, obwohl ihr spätestes am 18. April klar gewesen sein musste, dass es diesen Hacker-Angriff gar nicht gab. Laut Wiermer wurde die Staatskanz­lei davon „zeitnah im April in Kenntnis gesetzt“. Auch am 4. Mai gibt Laschet noch keine Entwarnung, obwohl er bei einer Pressekonf­erenz ausdrückli­ch auf das Thema Schulze Föcking angesproch­en wurde. Heute will die Opposition den Ministerpr­äsidenten dazu in einer Fragestund­e vor dem Plenum des Landtages befragen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany