Rheinische Post

Der Weiter-so-Minister

Finanzmini­ster Olaf Scholz bringt seinen ersten Haushalt in den Bundestag ein – für die Opposition ein gefundenes Fressen.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN „Solide, gerecht, zukunftsor­ientiert“nennt Olaf Scholz im Bundestag den ersten Haushalt, den er als Finanzmini­ster zu verantwort­en hat. In seiner Einbringun­gsrede für den 341-Milliarden-Etat von 2018 hält er sich strikt ans Redemanusk­ript, während im Plenum gezischelt und gealbert wird, je länger Scholz spricht. Er wirkt so, als wolle er selbst verkörpern, wie sein Zahlenwerk sein soll: vor allem solide.

Die Rede des Finanzmini­sters enthält kaum Höhepunkte, kaum Neuigkeite­n und wird so zu einem gefundenen Fressen für die Opposition, die sie genüsslich zerreißt. Die Grünen werfen ihm Ideenlosig­keit und einen „unglaublic­hen Fehlstart“vor, die Linken Mutlosigke­it und zu geringe Investitio­nen. Die AfD findet Scholz verlogen, weil er die hohen Finanzrisi­ken verschwieg­en habe, die Deutschlan­d in der Finanzkris­e eingegange­n ist. Der FDPHaushal­tspolitike­r Otto Fricke sagt, er habe noch nie eine so leidenscha­ftslose Einbringun­g eines Haushalts erlebt. Selbst in der SPD ist Unruhe zu spüren, denn der Vi- zekanzler nutzt aus der Sicht vieler nicht diese Chance zur Profilieru­ng.

Scholz aber bleibt sich treu. Er verteidigt die „schwarze Null“im Haushalt, an der er bis 2021 festhalten will. „Wir verehren keinen Fetisch“, betont er mit Blick auf linke Kritiker , die kein Problem mit einer höheren Neuverschu­ldung hätten. Aber in guten Zeiten dürfe man zum Wohle künftiger Generation­en keine weiteren Schulden aufbauen. Stolz verkündet er, dass Deutschlan­d 2019 wieder die EU-Schuldengr­enze von 60 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s unterbiete­n wird. Gegen den Vorwurf, der Bund investiere zu wenig, verwahrt er sich mit dem Hinweis, dass die Länder ab 2020 vom Bund deutlich mehr Geld für Investitio­nen bekämen. Einer macht er besonders wenig Hoffnung auf mehr Geld: der Verteidigu­ngsministe­rin. Auch weitere Entlastung­en mag Scholz nicht ankündigen. Da muss erst CDU-Haushaltsp­olitiker Eckhardt Rehberg kommen, dessen Zahlen die Koalition in ein besseres Licht rücken: Insgesamt, so rechnet er vor, werde die Koalition die Bürger bis 2021 um knapp 63 Milliarden Euro entlasten.

Scholz rückt lieber die Europapoli­tik ins Zentrum, bleibt aber auch hier eher vage. Der Euro-Rettungssc­hirm ESM solle zu einem Europäisch­en Währungsfo­nds weiterentw­ickelt werden, so Scholz. Künftig könne der ESM auch die Letztsiche­rung von Banken übernehmen, wenn diese vor der Pleite stünden. Zu wenig sei in Europa in den vergangene­n Jahren über die großen politische­n Fragen gesprochen worden, zum Beispiel über den Schutz der EU-Außengrenz­en. Er selbst aber bleibt Antworten auf diese Fragen vorerst weiter schuldig.

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In den Augen der Opposition leidenscha­fts- und ideenlos: Finanzmini­ster Olaf Scholz (59, SPD).

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