Rheinische Post

Palästinen­ser in Gaza begraben ihre Toten

Israel rechtferti­gt den Einsatz der Armee am Grenzzaun. Die Türkei schickt aus Protest Israels Botschafte­r nach Hause.

- VON MAHER ABUKHATER, STEFANIE JÄRKEL UND SARA LEMEL

RAMALLAH/GAZA (dpa) Nach den tödlichen Konfrontat­ionen von Palästinen­sern mit israelisch­en Soldaten an der Gaza-Grenze haben am Dienstag Tausende Menschen im Gazastreif­en Abschied von ihren Toten genommen. Die radikalisl­amische Hamas rief eine Trauerzeit von drei Tagen aus. Beim blutigsten Tag seit dem Gaza-Krieg 2014 waren insgesamt 60 Palästinen­ser getötet worden, wie das Gesundheit­sministeri­um in Gaza mitteilte. Rund 2800 wurden verletzt. Die Trauer der Palästinen­ser über die Toten mischte sich am Dienstag, dem Tag der Nakba (Katastroph­e), mit dem Zorn über die Vertreibun­g und Flucht Hunderttau­sender Palästinen­ser im Zuge der israelisch­en Staatsgrün­dung 1948. Die Türkei forderte den israelisch­en Botschafte­r in Ankara aus Protest gegen das harte Vorgehen Israels zur Ausreise auf.

Am Gazagrenzz­aun wurde gestern erneut ein Mensch erschossen, wie das Gesundheit­sministeri­um in Gaza mitteilte. Allerdings beteiligte­n sich nicht so viele Menschen wie am Vortag an den Protesten. Im Westjordan­land beteiligte­n sich nach Angaben der israelisch­en Armee etwa 1300 Menschen an teil- weise gewalttäti­gen Demonstrat­ionen.

Die UN kritisiert­en das Vorgehen der israelisch­en Armee vom Vortag scharf. Israels Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu lobte dagegen den „entschloss­enen Einsatz“der Sicherheit­skräfte. Die Bundesregi­erung warf der Hamas Anstachelu­ng zur Gewalt vor.

Am Montag waren nach Angaben der israelisch­en Armee im Gazastreif­en rund 40.000 Palästinen­ser an den Grenzzaun zu Israel gekommen. Gewalttäti­ge Demonstran­ten hätten explosive Gegenständ­e und Brandbombe­n auf Soldaten und den Sicherheit­szaun geworfen, teil- te die Armee mit. Soldaten hätten entspreche­nd reagiert und auch geschossen. Ein Auslöser für die Proteste im Gazastreif­en war die Eröffnung der US-Botschaft am Montag in Jerusalem, dem 70. Jahrestag der israelisch­en Staatsgrün­dung. Die Menschen protestier­en zudem gegen eine mehr als zehnjährig­e Blockade des Küstenstre­ifens durch Israel und Ägypten.

Jerusalem gilt als eine zentrale Streitfrag­e im Konflikt zwischen Israel und den Palästinen­sern. Israel hat den Ostteil der Stadt im Sechstagek­rieg 1967 erobert. Den Anspruch der Palästinen­ser auf Ost-Jerusalem als Hauptstadt für einen künftigen Staat Palästina lehnt Israel ab. Nach Ansicht der internatio­nalen Gemeinscha­ft sollte der Status der Stadt erst in Friedensge­sprächen zwischen Israel und Palästinen­ser festgelegt werden.

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Trauernde tragen die Leiche eines jungen Mannes zur Beerdigung.

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