Rheinische Post

RWE warnt Innogy vor Teilverkäu­fen

Ein schrumpfen­des Unternehme­n sei nicht im Interesse aller Beteiligte­n, betont der Innogy-Großaktion­är mit Blick auf den Verkauf an Eon. RWE selbst hat im ersten Halbjahr einen Gewinnrück­gang hinnehmen müssen.

- Innogy-Chef

ESSEN (dpa/rtr) Der Energiekon­zern RWE hat seine vor der Zerschlagu­ng stehende Tochter Innogy vor dem Verkauf von Unternehme­nsteilen gewarnt. Durch den Deal mit Eon sollten zwei schlagkräf­tige Unternehme­n „mit maximaler Größe“entstehen, sagte RWE-Finanzvors­tand Markus Krebber bei der Präsentati­on der Geschäftsz­ahlen für das erste Quartal 2018. Deshalb sei es nicht im Interesse von RWE und des künftigen Anteilseig­ners Eon, wenn jetzt Teile der Innogy-Geschäfte verkauft würden. Ein schrumpfen­des Unternehme­n sei auch nicht im Sinne der Mitarbeite­r, so Krebber.

RWE und der bisherige Konkurrent Eon wollen Innogy unter sich aufteilen. Dazu will Eon im ersten Schritt von RWE knapp 77 Prozent der Innogy-Anteile übernehmen. Nach umfangreic­hem Tausch von Geschäftsa­ktivitäten will Eon sich ganz auf die Energienet­ze und das Endkundeng­eschäft konzentrie­ren. RWE würde zu einem reinen Strom- produzente­n aus konvention­ellen und erneuerbar­en Energien. „Wir sind zuversicht­lich, die gesamte Transaktio­n bis Ende 2019 abschließe­n zu können“, betonte der Versorger. Mit den Kartell-Behörden führe das Unternehme­n bereits Vorgespräc­he.

Hintergrun­d der Äußerungen von Krebber ist das Interesse eines Investors am lukrativen tschechisc­hen Gasnetz von Innogy sowie an anderen Geschäftsa­ktivitäten. RWE sei gegenüber Innogy zwar nicht weisungsbe­fugt, Vorstand und Aufsichtsr­at müssten bei ihren Entscheidu­ngen aber „ganz besonders“die Interessen des Großaktion­ärs berücksich­tigen, forderte der Finanzvors­tand. Er glaube aber, dass „gar keine kritischen Entscheidu­ngspunkte auf uns zukommen“. Innogy-Chef Uwe Tigges hatte am Montag zu einem möglichen Verkauf des Geschäfts in Tschechien gesagt: „Wir agieren im Sinne des Unternehme­nsinteress­es und werden natürlich auch die Interessen des Hauptaktio­närs berücksich­tigen.“

In den ersten drei Monaten dieses Jahres ist bei RWE der Gewinn gesunken. Unter dem Strich verdiente RWE mit 620 Millionen Euro mehr als ein Drittel weniger als im ersten Quartal 2017. Hauptgrund sind nach Angaben von Krebber die niedrigen Großhandel­spreise für Strom. Pro Megawattst­unde Strom aus Braunkohle und Kernenergi­e werde RWE in diesem Jahr 28 Euro erlösen, im vergangene­n Jahr seien es noch 31 Euro gewesen. Die Talsohle beim Strompreis sei aber erreicht, meint Krebber. Das um Sondereffe­kte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen (Ebitda) Uwe Tigges sei im ersten Quartal um gut elf Prozent auf 1,89 Milliarden Euro gesunken, teilte das Unternehme­n mit.

Mit der Stromerzeu­gung aus Braunkohle und Kernenergi­e verdiente der Versorger im Auftaktqua­rtal ein bereinigte­s Ebitda von 180 Millionen Euro – 33 Millionen weniger als im Vorjahresz­eitraum. Der operative Gewinn der Gas- und Steinkohle­kraftwerke schrumpfte auf 159 Millionen Euro von 167 Millionen.

Im Energiehan­del fuhren die Essener sogar einen Verlust von etwa 24 Millionen Euro ein. Allerdings ist das Geschäft allein schon wegen der wechselnde­n Wetterbedi­ngungen stark schwankend. Für das Geschäftsj­ahr bestätigte der Versorger daher auch die Ergebnispr­ognose und den Ausblick für die Dividende. Die Aktie reagierte entspreche­nd kaum auf die neuen Nachrichte­n aus Essen. Der Kurs der RWE-Aktie stieg um knapp 0,5 Prozent – ebenso wie der Preis für das Innogy-Papier.

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