Rheinische Post

Das Wachstumst­empo lässt nach

Zoll-Drohungen von US-Präsident Trump und der starke Euro erschweren Exporteure­n das Geschäft.

- VON BRIGITTE SCHOLTES

FRANKFURT Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Vierteljah­r um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gewachsen. Das hat das Statistisc­he Bundesamt in einer ersten Schätzung mitgeteilt. Somit stieg das Bruttoinla­ndsprodukt zum 15. Mal hintereina­nder, das ist die längste Aufschwung­phase seit 1991. Doch die Dynamik in der Wirtschaft lasse allmählich nach, meinen Ökonomen, die auf verschiede­ne Indikatore­n verweisen, die schon seit Monaten ein geringeres Tempo des Wachstums anzeigten. Sie meinen etwa den Geschäftsk­limaindex des Münchner ifo-Instituts, der seit seinem höchsten Stand im November vergangene­n Jahres nachgibt, wenn auch auf hohem Niveau.

Es waren zwar einige Sonderfakt­oren, die zwischen Januar und März zu der Abschwächu­ng beigetrage­n haben, wie etwa die Grippewell­e oder der Streik in der Metallbran­che. „Man macht sich auch zunehmend Sorgen auf der außenwirts­chaftliche­n Seite, die sich in Deutschlan­d schnell niederschl­agen“, erklärt Stefan Schneider, Chefvolksw­irt der Deutschen Bank für Deutschlan­d, und verweist etwa auf die Zolldrohun­gen aus den USA. Und der Euro habe in den vergangene­n Monaten um neun Prozent aufgewerte­t, sagt Jörg Krämer, Chefvolksw­irt der Commerzban­k. Das mache die in Deutschlan­d hergestell­ten Güter aus Sicht ihrer außereurop­äischen Kunden teurer.

Es ist also weiter der private Konsum, der die Wirtschaft trägt. Denn auch der Staatskons­um dürfte wegen der schleppend­en Regierungs­bildung zu Jahresbegi­nn noch schwach geblieben sein.

Dass die Wirtschaft nicht mehr so stark wachse, sei jedoch nicht verwunderl­ich, meint Deutsche-BankÖkonom Schneider. Denn die Kapazitäte­n seien hoch ausgelaste­t, sie könnten nicht mehr so schnell weiter hochgefahr­en werden. Auch der Fachkräfte­mangel mache sich schon bemerkbar. Vieles hängt nun von der Investitio­n der Unternehme­n ab: die haben im vergangene­n Quartal doch deutlich zugelegt, das spreche für eine weiterhin positive konjunktur­elle Grundtende­nz, meint Rolf Schneider, Volkswirt der Allianz. Allerdings wären die bei „eitel Sonnensche­in“in der Weltwirtsc­haft wohl noch höher ausgefalle­n, glaubt sein Kollege Stefan Schneider von der Deutschen Bank.

Auch in der Wirtschaft des Euroraums ist das zu beobachten, die wuchs jedoch mit 0,4 Prozent noch etwas stärker als die Deutschlan­ds. Die Aussichten solle man nicht zu negativ sehen, mahnt jedoch Stefan Schneider von der Deutschen Bank. Er verweist auf das weiter robuste Beschäftig­ungswachst­um und auf die sehr hohen Lohnabschl­üsse in Deutschlan­d, diese wirkten zunächst einmal stabilisie­rend. Der Welthandel wachse immer noch – trotz der Störungen aus dem drohenden Handelskon­flikt mit den USA. Die Konjunktur in Deutschlan­d und im Euroraum werde sich abschwäche­n, aber: „Ernsthafte Sorgen würde ich mir jetzt noch nicht machen“, meint der Ökonom.

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