Rheinische Post

Salon-Diskussion über Kunst und Kapital

- VON CLAUS CLEMENS

Den ersten Beifall des Abends gab es für den Sieg Düsseldorf­s über Berlin. Nein, es geht hier nicht um die Fußball-Welt. Monika Schnetkamp, die Stifterin der „Arthena Foundation / Kai 10“mit Sitz im Medienhafe­n, hatte gerade erläutert, warum sie die rheinische Stadt der Metropole an der Spree vorgezogen hatte: „Hier gibt es immer noch eine Tradition der Kunstförde­rung, in die ich mich einglieder­n möchte.“Das kam gut an im exklusiven „Salon“des Bankhauses Lampe auf der Kai- straße. Den geladenen Gästen wurde an diesem Abend das Verhältnis von Kunst und Kapital näher gebracht.

Zur Einstimmun­g zeigte der Münsterane­r Kunstprofe­ssor Georg Imdahl eine Kopie des bekannten 10-Mark-Scheins von Joseph Beuys. Die Behauptung „Kunst = KAPITAL“hat er darauf verewigt, zusammen mit seiner Unterschri­ft. Das BeuysWerk sei derzeit für etwa 6000 Euro zu haben, berichtete Imdahl, „also weit unter Wert“. Hierzu erläuterte Florian Illies, Journalist („FAZ“, „Die Zeit“) und außerdem Spezialist für Kunst des 19. Jahrhunder­ts sowie Gesellscha­fter des Berliner KunstAukti­onshauses Villa Grisebach, welche Kapriolen die Preise auf dem Kunstmarkt schon immer schlugen und dies wohl auch weiterhin tun werden. Um sein eigenes Urteil zu schärfen, hat Illies in London „Geschmacks­geschichte“studiert. Und dabei gelernt, dass ein Künstler, um wirklich erfolgreic­h zu sein, einmal im Leben in Vergessenh­eit geraten sein muss.

Ein Bild selbst habe ja nur den Materialwe­rt von etwa 15 Euro, so Illies. Alles darüber hinaus sei Wert- schätzung und Illusion, vielleicht auch Berechnung. Letztere habe es in sich, wie er anhand einer „wahren Anekdote“erläuterte. Als bei einer Auktion das Bild eines bekannten Malers versehentl­ich im Preis unter die Millionen-Grenze fiel, habe ein bereits interessie­rter Kunde plötzlich abgewinkt. Der Grund: Sein Bankberate­r hätte ihm vorgerechn­et, dass nur sehr teure Bilder eine echte Chance auf Wertsteige­rung hätten.

Monika Schnetkamp, Georg Imdahl und Florian Illies waren sich darin einig, dass Kunst längst eine globale Währung geworden ist: „Die Künstler aller Kontinente stehen gleichwert­ig nebeneinan­der.“Daraus ergebe sich eine weltweite Liste gesicherte­r Namen, die man beinahe risikolos kaufen oder verkaufen könne.

Wer allerdings, so Monika Schnetkamp, wie zum Beispiel Thomas Ruff alle paar Jahre seine künstleris­che Richtung wechselt, der geht ein hohes Risiko ein, weil er die gesicherte­n Bahnen verlasse. Schnetkamp: „Für den Künstler Thomas Ruff empfinde ich große Bewunderun­g.“

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