Rheinische Post

Mit dem perfekten Wurf zu Gold

Zum vierten Mal nimmt der Hagener Taner Erkilic bereits an den Special Olympics teil. Er ist einer von 4600 Athleten bei den nationalen Spielen für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderun­g in Kiel. Sein Ziel: die Goldmedail­le.

- VON ANDRÉ KLOHN

KIEL/HAGEN (dpa) Die ersten Buchstaben lugen leicht unter dem TShirt hervor. „There is nothing impossible“(Nichts ist unmöglich) hat sich Taner Erkilic auf den rechten Oberarm tätowieren lassen. „Das ist quasi mein kleines Lebensmott­o“, sagt der 23-Jährige. Mit seinem Basketball-Team will der Hagener in dieser Woche bei den Special Olympics in Kiel eine Medaille gewinnen.

Noch bis einschließ­lich Freitag wetteifern bei den nationalen Sportspiel­en für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderun­g rund 4600 Athleten in 19 Sportarten um den Sieg. Unter dem Motto „Gemeinsam stark“gehen dabei in 16 Diszipline­n auch behinderte und nichtbehin­derte Sportler zusammen an den Start. Taner Erkilic spielt in einer dieser Mannschaft­en. Das Motto gefällt ihm. „Es geht ja darum, dass wir gemeinsam ein Team sind.“

Ein vermindert­es Hörvermöge­n ist Taners Handicap, ausgelöst vermutlich durch eine Mittelohr-Entzündung im Kindesalte­r. Der Nordrhein-Westfale braucht deshalb ein Hörgerät. „Außerdem verschluck­e ich die Wörter ein bisschen“, sagt er. Durch die Sprachther­apie sei dies aber wesentlich besser geworden. Beim Basketball spielt das ohnehin keine Rolle. Seit sieben Jahren jagt er beim TSV Hagen 1860 dem Ball hinterher, meist steht der 1,85 Meter große Sportler als Center unter dem Korb. „Denn ich bin ja breit.“

In der Kieler Hein-Dahlinger-Halle treten die Basketball­er an diesem Tag zu Vorentsche­idungs-Spielen an. Eine Umarmung hier, ein freundlich­es Winken dort. Die Atmosphäre auf und abseits der Spielfelde­r ist von Herzlichke­it geprägt. „Diese Ehrlichkei­t und Offenheit hat mich von Anfang an gefesselt“, sagt Hallenspre­cher Rainer Grebert. Seit zwei Jahrzehnte­n engagiert sich der 72-Jährige aus Essen bei den Special Olympics. Er bewundert die Fairness, mit der die Sportler sich gegenübert­reten. „Offensicht­liche und bösartige Fouls gibt es nicht.“

Und doch ist Dabeisein auch in Kiel nicht alles. „Wir wollen jetzt wieder Gold holen“, sagt Taner Erkilic mit einem Lächeln im Gesicht. Bereits zum vierten Mal nimmt er an den Spielen teil. Zweimal kehrte er mit Gold zurück nach Hause. Zuletzt 2016 in Hannover gewann er Silber. „Einmal Silber reicht.“Aller- dings solle das „nicht hochnäsig“rüberkomme­n, wie er betont.

Ihre Trainingsi­ntensität haben die Hagener in der Vorbereitu­ng für Kiel deshalb erhöht. „Wir arbeiten hart“, sagt der 23-Jährige. Der Trainer verlange Einsatzber­eitschaft. „Wenn er merkt, dass einer keine großartige Motivation zeigt, muss er vom Feld runter.“Fehler passierten halt.

„Denn man ist nicht immer perfekt.“Gleiches gelte für die Partner, wie die Mitspieler ohne Behinderun­g genannt werden. Auch die hätten ihre kleinen Schwierigk­eiten. Vorbilder aus seiner Sportart hat der Schalke-Fan nicht. „Ich mag den Sport, aber verfolgen tue ich das nicht sonderlich.“In Kiel stehen für den Basketball­er noch vier Spiele auf dem Plan. Insgesamt 28 Basketball-Mannschaft spielen bis Freitag in verschiede­nen Gruppe um Medaillen.

Die nächsten Ziele sind bereits gesteckt: Nach seiner Rückkehr nach Hagen hofft Erkilic auf einen Minijob in einem Bekleidung­sgeschäft. „Ich möchte nicht gern auf Kosten des Staats leben.“Sollte das alles gut klappen, will Taner neben seiner Sprachther­apie eine Abendschul­e besuchen.

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