Rheinische Post

Mit Laptop ins Café

Immer öfter suchen Menschen Orte, an denen sie arbeiten können. Das Café Manko wirbt mit Snacks, Getränken und Workspace.

- VON NATALIE URBIG

FRIEDRICHS­TADT Stephanie Schneider sitzt vor ihrem Laptop, neben ihr steht eine Schale mit Gemüse, Ziegenkäse und Roter Bete. Die 25Jährige arbeitet an ihrer BachelorTh­esis. Nicht etwa zu Hause oder in der Bibliothek, sondern in einem Café. Und damit ist sie keineswegs allein: In Zeiten, in denen Beruf und Privatlebe­n immer weiter verschmelz­en, sind Gäste, die in Cafés ihren Laptop auspacken und arbeiten, keine Seltenheit.

Vor gut einem halben Jahr hat das Café Manko an der Hüttenstra­ße eröffnet. Es wirbt damit, nicht nur ein Café, sondern auch ein Workspace zu sein. Gegründet haben es Luise Henriette und Nataly Hernandez Martinez. „An manchen Tagen kommen die ersten schon um acht Uhr morgens“, erzählt sie. Darunter seien Studenten, Messebesuc­her und Freiberufl­er – Gäste, die an keine feste Arbeitsumg­ebung gebunden sind und eine Alternativ­e zum hauseigene­n Büro suchen.

Immer schon waren Cafés nicht nur ein Ort der Gastronomi­e, sondern auch ein Treffpunkt. Schriftste­ller trafen sich in Kaffeehäus­ern auf der ganzen Welt, ließen sich inspiriere­n und schrieben dort ihre Werke. Warum gerade das Café ein beliebter Arbeitsort ist, weiß Nataly Hernandez Martinez aus eigener Erfahrung. „Von meiner Abschlussa­rbeit kenne ich es, dass man zu Hause schnell abgelenkt wird“, sagt sie. „Dadurch, dass wir auch Workspace im Namen haben, fühlen sich die Gäste mit Laptop willkommen“, erzählt die Inhaberin, „sie haben nicht den Eindruck, dass sie nach zwei Stunden wieder verschwind­en sollen.“

Denn nicht alle Café-Betreiber sehen es gerne, wenn ihre Gäste mit Laptop anreisen, stundenlan­g bleiben und im schlimmste­n Fall nur ein Getränk bestellen. In Berlin wurde vor zwei Jahren mit „No-Laptops-Aufklebern“ein Zeichen gegen den Trend gesetzt, in Essen klebte eine Kaffeekett­e ihre Steckdosen ab. Anders im Café Manko: „Wir verlassen uns darauf, dass die Leute konsumiere­n“, sagt Betreiberi­n Nataly Hernandez Martinez. Bisher balanciere es sich gut aus. Viele Leute nähmen ihr Frühstück dort ein, gleich danach das Mittagesse­n. „Zwischendu­rch gibt es ein Stück Kuchen.“

So ist es etwa auch bei Stephanie Schneider, die mittlerwei­le ihr Mittagesse­n beendet hat und sich wieder ihrem Laptop zuwendet. Bis zum späten Nachmittag will sie hier verbringen. „Ab und an fängt man mal einen Smalltalk mit den Tischnachb­arn an, das ist ganz angenehm“, erzählt sie.

Derzeit teilt sie ihren Tisch mit Florian Arndt, der gebannt auf seinen Bildschirm sieht und ab und an einen Schluck von seinem Kaffee nimmt. Der 34-Jährige ist selbst- ständig und arbeitet als IT-Berater und Entwickler. Um sich von der Außenwelt abzuschirm­en, trägt er Kopfhörer. Dass er aber doch einen öffentlich­en Raum aufgesucht hat, findet er ganz und gar nicht paradox: „Ich bin nicht jeden Tag bei einem Kunden. Zu Hause gibt es zu viel Ablenkung.“

Und wenn er nicht bei einem Kunden ist, hätte er dennoch gerne eine ähnliche Atmosphäre wie die, die er bei einem Kunden vorfinden würde. „Eine aktive Arbeitsatm­osphäre“nennt er das. Auch arbeitet er nicht gerne allein. Und so ist er immer auf der Suche nach neuen Arbeitsumg­ebungen. In Düsseldorf habe er drei bis vier Anlaufstel­len – „die funktionie­ren immer.“Gerne ist er in der Kaffeeröst­erei Tenten an der Oststraße, in der Rösterei 4 am Rathauspla­tz und im Factory Campus. Seine Kriterien für ein gutes Arbeitscaf­é: Steckdosen, Wlan und Kaffee.

Die Preise im Café Manko findet er fair. Bei anderen „Coworking Areas“müsse man Eintritt zahlen. „Es gibt ja auch noch Bürogemein­schaften, da muss man dann allerdings einen festen Mietbetrag im Monat zahlen, selbst dann, wenn man gar nicht so oft da ist.“Ins Café zu ge- hen, erlaube also eine hohe Flexibilit­ät. Das Café Manko ist zweigeteil­t. Während im hinteren Teil hauptsächl­ich gearbeitet wird, geht es im vorderen lauter zu. Dort sitzen Pavlina Paskova und Frank Schüler – auch vor ihnen steht ein Laptop. Darauf besprechen sie gerade ein Projekt. „Ich liebe es, in Cafés zu arbeiten“, sagt Pavlina Paskova. „Sie inspiriere­n, Leute kommen und gehen, es läuft oft schöne Musik und es herrscht gute Stimmung.“Eine gute Mischung findet sie wichtig: „Wenn die Leute irgendwann nur noch in Cafés arbeiten, wäre das komisch.“

 ??  ?? Florian Arndt ist selbststän­dig und arbeitet als IT-Berater und Entwickler. Er sucht Alternativ­en zum Homeoffice.
Florian Arndt ist selbststän­dig und arbeitet als IT-Berater und Entwickler. Er sucht Alternativ­en zum Homeoffice.
 ??  ?? Pavlina Paskova und Frank Schüler besprechen ein Projekt. Pavlina Paskova arbeitet gerne in Cafés, sie seien inspiriere­nd.
Pavlina Paskova und Frank Schüler besprechen ein Projekt. Pavlina Paskova arbeitet gerne in Cafés, sie seien inspiriere­nd.
 ??  ?? Einmal in der Woche schnappt sich Stephanie Schneider ihren Laptop und kommt ins Café Manko, um ihre Thesis zu vollenden.
Einmal in der Woche schnappt sich Stephanie Schneider ihren Laptop und kommt ins Café Manko, um ihre Thesis zu vollenden.

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