Rheinische Post

US-Senat bestätigt Haspel als neue CIA-Chefin

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WASHINGTON (ap) Der US-Senat hat Gina Haspel als CIA-Direktorin bestätigt. Damit rückt erstmals eine Frau an die Spitze des Auslandsge­heimdienst­es. Ihr Vorgänger Mike Pompeo wechselte kürzlich als Chefdiplom­at ins Außenminis­terium. Die Personalie Haspel gilt als äußerst umstritten, der Ernennung ging daher eine emotionale Debatte im Senat voraus. 54 Senatoren stimmten am Donnerstag letztlich für Haspel, 45 gegen sie. Sechs Demokraten votierten mit den meisten Republikan­ern für die 61-Jährige. Sie soll nach den Terroransc­hlägen vom 11. September 2001 in ein geheimes Verhörprog­ramm verwickelt gewesen sein, bei dem Terrorverd­ächtige Foltermeth­oden wie Waterboard­ing (simulierte­m Ertrinken) ausgesetzt wurden. Bei ihrer Senatsanhö­rung versichert­e Haspel zuvor, sie werde sich gegen solche Verhörmeth­oden stellen, sollten sie jetzt erneut angeordnet werden.

Die 61-Jährige stammt aus Kentucky und lebte als Tochter eines Offiziers der Luftwaffe an verschiede­nen Orten. Bei der CIA hatte sie Posten als Agentin in Afrika, Europa und an geheimen Standorten inne. Zuletzt war sie Vize-CIA-Chefin. SOTSCHI Der Abend ist lang im malerische­n Sotschi. Es fließt viel Alkohol, man schaut in den Sonnenunte­rgang über dem Schwarzen Meer, redet über Politik und Privates und ist sich einig, dem von den USA geführten Krieg gemeinsam etwas entgegenzu­setzen. Am nächsten Morgen treten Kanzler Gerhard Schröder (SPD) und Kremlchef Wladimir Putin vor die Journalist­en – von der Nacht noch sichtlich angeschlag­en – und demonstrie­ren ihren Schultersc­hluss. Auch Frankreich­s Präsident Jacques Chirac ist dabei, zwar nicht Teil der Schröder-Putin-Kumpanei, aber der Dritte im Bunde gegen den Irak-Krieg. Es ist das Jahr 2004.

Ein Abend allein mit Putin am Strand bei Wein und Wodka ist mit Schröders Nachfolger­in Angela Merkel nicht zu machen. Sie hält Distanz. Sie will nicht wie Schröder befreundet sein mit einem Autokraten, der die Opposition unterdrück­en und Journalist­en ins Gefängnis stecken lässt. Auch nicht, wenn sie dadurch das deutsch-russische Verhältnis verbessern und globalpoli­tisch mehr erreichen könnte. Für einen „lupenreine­n Demokraten“hält sie Putin schon gar nicht, wie Schröder diesen einst bezeichnet­e. Und Merkel nutzt auch nicht die Risse im transatlan­tischen Bündnis durch die Abschottun­gspolitik des US-Präsidente­n Donald Trump, um die beschädigt­en deutsch-russischen Beziehunge­n zu kitten.

Merkel reist seit Jahren immer nur für einen Kurzbesuch nach Russland. Ein paar Stunden müssen reichen. Schnell ein Vieraugeng­espräch, danach Beratungen im kleinen Kreis mit Diplomaten, Pressekonf­erenz, einen Happen essen, Abflug. So auch gestern. Im Minutentak­t werden die Konflikte der Welt durchgehec­helt.

Zum Krieg in der Ost-Ukraine sagt Putin in der Pressekonf­erenz, Deutschlan­d und Russland hätten über eine mögliche Blauhelmmi­ssion beraten. Die Außenminis­terien beider Länder seien beauftragt worden, dies auszuarbei­ten. Putin sagt, er wolle die Umsetzung der Minsker Friedensve­reinbarung­en für die Ost-Ukraine wieder voranbring­en: „Wir werden natürlich unsere gemeinsame Arbeit im Rahmen des Normandie-Formats fortsetzen.“Es gebe keine Alternativ­e zu dem Friedenspl­an.

Putin sichert Merkel zu, auch nach dem Bau der umstritten­en Nord-Stream-2-Pipeline weiter Gas über die Ukraine nach Westen zu leiten, um dem drohenden Bedeu- tungsverlu­st der Ukraine als Gastransit­land entgegenzu­wirken.

Zudem sagt er der deutschen Wirtschaft die Prüfung eines Entwurfs für ein Blockadege­setz gegen US-Sanktionen zu. Hintergrun­d ist ein im russischen Parlament diskutiert­er Gesetzentw­urf, der ausländisc­hen Firmen verbieten soll, US- Sanktionen gegen Russland anzuwenden.

Die Haltung des Westens im Syrien-Konflikt kritisiert Putin abermals. Das Thema des Wiederaufb­aus müsse entpolitis­iert werden, sagt er. Putin bemängelt seit Längerem die Haltung Europas, wonach der Westen sich auf humanitäre Hilfe in Sy- rien beschränkt und kein Geld für den Wiederaufb­au des Landes zur Verfügung stellt, solange Präsident Baschar al Assad an der Macht ist.

Die Entlassung des ehemaligen Doppelagen­ten Sergej Skripal aus einem Londoner Krankenhau­s ist ebenfalls Thema. Putin glaubt weiterhin nicht an eine Vergiftung Skri- pals in Großbritan­nien durch einen militärisc­hen Kampfstoff. „Dann wäre er sofort gestorben“, sagt Putin. Er freue sich, dass Skripal nach langer Krankheit aus dem Krankenhau­s entlassen worden sei. Die britischen Behörden machen Russland für den Anschlag auf Skripal und dessen Tochter verantwort­lich.

Zwischen Putin und Merkel gab es nie diese Vertrauens­basis wie zwischen den beiden kraftstrot­zenden Männern Schröder und Putin, der eine ein Basta-Kanzler, der andere auch gern mal mit nacktem Oberkörper auf einem Pferd posierend. Die Geschichte mit dem Hund hat Merkel dem Präsidente­n wohl verziehen, aber nicht vergessen. Bei einem Treffen vor elf Jahren in Sotschi brachte Putin seinen schwarzen Labrador mit. Merkel, die schlechte Erfahrunge­n mit Hunden gemacht hat und gern Abstand zu ihnen hält, saß angespannt auf ihrem Stuhl. Zu Putins Freude.

Merkel legt bei Putin immer den Finger in die Wunde. Vor allem kritisiert sie seinen Umgang mit Kritikern, die er alle am liebsten mundtot machen will. Aber zerstört hat Putin die Beziehung zu Merkel durch die Annexion der ukrainisch­e Halbinsel Krim 2014. Für die Kanzlerin eine Verletzung der territoria­len Integrität und der europäisch­en Friedensor­dnung.

Auf die Frage, ob es eine Renaissanc­e im Verhältnis Berlin-Moskau durch das als einseitig empfundene Vorgehen Trumps geben könnte, stellt Merkel in der Pressekonf­erenz erst einmal klar: „Wir haben eine feste transatlan­tische Freundscha­ft.“Es habe auch mit den USA immer wieder Probleme gegeben, das ändere aber nichts an der Intensität der Beziehunge­n. An Russland habe Deutschlan­d ein „strategisc­hes Interesse“. Sie wolle ein gutes Verhältnis zu Moskau haben, aber die Zusammenar­beit müsse „sehr schwere Differenze­n aushalten“. Putins Mundwinkel zucken. Er betont die wirtschaft­lichen Beziehunge­n. Deutschlan­d ist nach China der zweitwicht­igste Handelspar­tner. Das deutsch-russische Verhältnis müsse ganz unabhängig von Amerika bewertet werden, sagt er. „Selbst in schwierigs­ten Zeiten haben wir den Gesprächsf­aden nicht abreißen lassen.“Alte Probleme könnten nicht gelöst werden, wenn man nicht miteinande­r rede. So sieht es auch Merkel. Beide haben auch immer wieder miteinande­r gesprochen, aber nicht zueinander­gefunden.

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