Der Nürnberger Blick auf Düsseldorf
Eine Woche verbrachte unsere Autorin bei der Rheinischen Post. Mit nicht allem in der Landeshauptstadt konnte sie sich anfreunden, anderes hingegen wird sie vermissen.
Düsseldorf liegt am Rhein, hat die Kö und einen Fußballclub, der wie der 1. FC Nürnberg aus der zweiten in die erste Liga aufsteigt (ja, liebe Düsseldorfer, ihr habt die Meisterschaft geholt. Glückwunsch nochmal). Mehr, das muss ich ehrlich zugeben, wusste ich nicht wirklich über die siebtgrößte Stadt – Nürnberg ist Nummer 14 – Deutschlands. Nach einer Woche Reportertausch habe ich manches entdeckt – und mir eine Meinung gebildet. Königsallee Ehrliche Meinung? Überschätzt. Sündhaft teure Läden mit exklusiven Auslagen – brauche ich nicht. Dazu viele Autos und zu viele davon zu sehr getunt. Die Kollegen der RP betonen zwar, dass nur wenige Düsseldorfer mit ihren lauten Schlitten über diese Straße prollen, aber all das fällt dann doch auf euch Düsseldorfer zurück. Und nicht wirklich positiv. Flair Die Kö kann nichts, Düsseldorf aber schon. Für Süddeutsche ist der ganze Westen irgendwie Eins – und im Kopf selten schön. Doch Düsseldorf ist genau das. Ich mag die Altstadt mit den kleinen Gassen, in denen man immer wieder nette Kneipen entdeckt. Die Menschen sind offener, als meine Mitbürger in Nürnberg (den Franken sagt man nach, maulfaul und schwer zugänglich zu sein. Lasst euch davon beim nächsten Besuch nicht abschrecken: Tauen wir einmal auf, kann man auch mit uns viel Spaß haben). Das viele Grün in der Stadt. Und, natürlich, den Rhein. Rhein Düsseldorf hat den Rhein, Nürnberg die Pegnitz. Und ja, genau wie es sich anhört, ist es auch: Die Pegnitz ist ein nettes Flüsslein, das zwar durch die Stadt fließt und auch ein paar hübsche Motive zaubert. Doch der Rhein in all seiner Breite ist wirklich besonders. Das wisst ihr ohnehin, doch hört es sicherlich immer gerne. Und auch, wenn ich weiß, dass es das volle Touri-Programm ist: Zwei Abende habe ich in Restaurants am Rhein verbracht, ein Bier getrunken und die Sonne untergehen sehen. Es war wunderbar. ÖPNV Als ich ankam, wollte ich eine Mehrtageskarte für den Öffentlichen Nahverkehr kaufen – eigentlich. Doch, lieber VRR, euer Angebot brachte mich fast zum Verzweifeln. Es gibt eine App, die zwar Verbindungen ausspuckt, über die man aber kein Ticket kaufen kann. Wer die Stadt verlässt, muss sich durch das Preissystem kämpfen, sich mit Waben auseinandersetzen und Regionen. Ich war überfordert. Schließlich lud ich mir ein 36-Seitiges PDF über das Netz herunter. Und ging am Ende fast alles zu Fuß. Mobilität Rund 500 Leihfahrräder sind in Nürnberg im Einsatz. Ich kenne nur eine Person, die sich jemals ein solches Rad genommen hat. Das System funktioniert seit Jahren nicht, es wird schlicht nicht angenommen. Ganz anders, so scheint es, in Düsseldorf. Räder diverser Anbieter kurven durch die Stadt, Anzugträger strampeln auf ihnen am Rhein entlang. Die Fahrräder stehen an diversen Ecken, überall kann man sich eines schnappen, egal ob am Bahnhof oder im Grünen. Düsseldorf kann Fahrrad – und auch E-Scooter. 300 – bald 500 – cruisen durch die Stadt. Eine super Sache: Nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch ziemlich cool. Baustellen Wenn man es positiv sieht, könnte man sagen: In Düsseldorf tut sich was. Mir als Ortsfremde machen es die vielen Baustellen nicht gerade leicht. Gustav-Gründgens-Platz, Joachim-Erwin-Platz: Überall wird gearbeitet. Ich versuche meinen Weg drumherum zu finden und komme dann doch immer etwas zu spät, weil sich wieder eine neue Absperrung vor mir auftut. Im Moment leidet das Stadtbild unter den vielen Kränen. Doch ich sollte zurückkommen – wenn eure großen Plätze wieder hübsch sind. Kiosk Bayern ist anders als andere Bundesländer. Wir haben große Biere (nicht nur diese mickrigen 0,2 Gläschen, die mit einem Schluck leer sind), bald Kreuze in Behörden und ein striktes Ladenschlussgesetz. Um 20 Uhr ist alles (bis auf Bahnhofsläden und Tankstellen) dicht. Wer dann eine Cola, etwas zum Knabbern oder ein Bier will, der muss bis zum nächsten Morgen warten oder den Nachbarn rausklingeln. Düsseldorf hat seine Kioske, auch Büdchen genannt. Kleine Lädchen, die bis spät nachts da sind. Für Getränke, Essen oder einen kleinen Schwatz zwischendurch. Ihr wisst dieses Privileg wahrscheinlich nicht zu schätzen, aber, liebe Düsseldorfer, eure Kioske machen mich als Bayerin ernsthaft neidisch.