Bücherschätzen an der Uni: Ramsch und Raritäten
Jeden zweiten Monat bietet die Landesbibliothek eine kostenlose Büchersprechstunde für literarische Erb- und Fundstücke an.
(dans) Für schlappe zehn Deutsche Mark hat Peter Herfort vor rund 30 Jahren seine historische Chronik in Budapest gekauft. Auf mehreren hundert Seiten wird darin handschriftlich das Geschehen in Ungarn im Jahr 1764 beschrieben. Nun will Herfort wissen, was das Werk wert ist. Eine Aufgabe für den Bibliothekar Rainer Weber sowie Restaurator Otmar Wetten von der Bibliothek der Heinrich-Heine-Universität. Jeden zweiten Monat bieten sie eine kostenlose Büchersprechstunde für literarische Erbund Fundstücke jeglicher Art an, wo sie den Wert alter Schmöker schät- zen. Jedoch nicht immer mit einem glücklichen Ende für die Besucher.
Wie viel Peter Herforts alte Chronik wert ist, kann ihm das Team der Bibliothek nicht genau sagen. Denn das wird immer auch durch die Nachfrage bestimmt. „Es kann sein, dass jemand dafür 20.000 Euro zahlen würde oder auch nur einige Hundert Euro“, sagt Ottmar Wetten. Doch die handschriftliche Fassung und der gute Zustand sprächen tendenziell für einen höheren Wert. Für Peter Herfort sind das jedoch nur Gedankenspiele, da er die Chronik überhaupt nicht verkaufen möchte. „Ich habe das Buch seit 30 Jahren und wollte einfach mal wissen, wie viel es wert ist“, erzählt er.
Doch nicht jeder der Besucher geht mit so niedrigen Ambitionen in die Beratungsgespräche. Das führt in machen Fällen zu großen Enttäuschungen. „Oft ist der geschätzte Verkaufswert weit unter den Erwartungen unserer Besucher“, berichtet Ottmar Wetten. Denn das Alter eines Buches ist nur ein Anhaltspunkt für die Bewertung der Profis. „Wichtig ist, dass sich das Buch in einem guten Zustand befindet und die Auflage gering ist“, sagt Rainer Weber. Und diese Auflage ist häufig viel höher als angenommen. So mag eine Luther-Bibel aus dem 19. Jahrhundert zunächst wie eine Rarität wirken, doch wird sie auf Verkaufsplattformen wie dem Online-Auktionshaus eBay teilweise für wenige Euros gehandelt. Aber selbst bei geringeren Auflagen bleiben hohe Erlöse selten. „Die teureren Exemplare liegen zwischen 1200 und 3000 Euro“, sagt Otmar Wetten.
Wer selbst noch ein Buch zu Hause hat, dessen Wert er gerne schätzen lasse möchte, kann das in der nächsten Büchersprechstunde am 12. Juli von 15 bis 17 Uhr tun. Anmeldung unter 0211 8115257 oder sonderlesesaal@ulb.hhu.de.