Das Kreuz mit dem Kreuz
In den letzten Wochen gab es eine unerquickliche Debatte in den Medien zum bayerischen Kreuzerlass. Ich bin sicherlich unverdächtig, ein Parteigänger der CSU zu sein. Aber als katholischer Christ möchte ich mein Wort zu dieser Debatte sagen.
Ich bin für jedes im öffentlichen Raum sichtbare Kreuz dankbar. Denn das Kreuz steht für die in Gott gründende Würde des Menschen. Diese Würde ist ein Fundament unserer Demokratie und kann nicht von dieser selbst hervorgebracht werden. In der Symbolik des Kreuzes vereinen sich göttliche Offenbarung und philosophische Humanität bzw. Aufklärung. Auch Kants Vernunftreligion kommt nicht ohne Gott aus.
Diese beiden Grundpfeiler mit ihrem sicheren Anker der unantastbaren Menschenwürde hatten die Gründerväter der deutschen Verfassung vor allem vor Augen. Ganz in der Tradition unserer Verfassung ist ein Blick auf das Kreuz zweifelllos der Blick auf ein Wertefundament unserer pluralistischen Gesellschaft, da es für den menschlichen Zusammenhalt aus einem Geist des Miteinanders auch gegenüber dem vermeintlich „Fremden“steht.
Schwer nachvollziehbar ist für mich, dass in der öffentlichen Meinung jetzt eine Vermischung von kirchlichen Stimmen und Positio- nen von Laizisten, die die Kreuze schon lange zumindest aus öffentlichen Gebäuden verbannen wollen, stattfindet. Eine solche Relativie- rung wird gerade von Menschen anderer Religionen nicht geschätzt und befremdet viele Christinnen und Christen. Ich hingegen freue mich über die in öffentlichen und staatlichen Räumen anzutreffenden Kreuze.
Das öffentlich sichtbare Kreuz hat nämlich auch den säkularen Menschen Wichtiges zu sagen. Wer auf das Kreuz blickt, sieht sich gleichermaßen konfrontiert mit einem wesentlichen Werteanker unserer humanistischen Toleranzkultur wie mit Jesus Christus als dem Sohn Gottes. Auch wenn dies manche als anstößig empfinden, sollten wir als Christen unwidersprochen niemals Kreuze entfernen oder abhängen.