OB muss für Ed Sheeran überzeugen
Das Ampel-Bündnis will die neue Open-Air-Fläche – Grüne und FDP stellen aber Bedingungen. In den Fokus rückt immer mehr die Frage, wer die Verantwortung für die Sicherheit übernimmt.
Das Ampel-Bündnis will die Open-Air-Fläche – Grüne und FDP stellen Bedingungen. Es stellt sich die Frage, wer die Verantwortung für die Sicherheit übernimmt.
Das Konzert von Ed Sheeran am 22. Juli bewegt die Politik. Für eine Genehmigung fehlen die Zustimmung der städtischen Ämter und das Ja eines Fachausschusses des Stadtrats. Das sind die Streitfragen: Reicht die Zeit für eine Prüfung des Sicherheitskonzepts? Fest steht: Der Terminplan ist vergleichsweise eng, weil das Konzert erst im März verlegt worden ist. Es gibt aber unterschiedliche Bewertungen zu dem Zeitrahmen: Aus der Stadtverwaltung heißt es, man konzentriere sich mit entsprechender Personalstärke auf die Aufgabe, Mitarbeiter seien eigens abgestellt. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) sagt, mit Düsseldorfs großer Erfahrung mit Großveranstaltungen würden vier Monate für die Prüfung des Sicherheitskonzepts reichen. Eine völlige Sicherheit gebe es nie, betont Geisel. „Ich kann den Zeitraum der Prüfung verantworten, da ich Vertrauen in die Experten wie Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienste und Ordnungsamt habe“, sagte er. Der Panikforscher Michael Schreckenberg hatte kritisiert, dass der Zeitdruck zu groß sei. Diesen Vorwurf weist auch der Veranstalter FKP Scorpio zurück: Das Konzept sei bereits seit Januar in Planung. Damals habe man erstmals das Messegelände in Betracht gezogen. Haben die Beteiligten Erfahrung mit solchen Veranstaltungen? Die Konzertfläche auf dem Messeparkplatz wird neu eingerichtet. Der Aufwand ist entsprechend höher. Fluchtwege müssen geschaffen werden, Stolperfallen beseitigt – und Krisen von Unwetter bis Terroranschlag durchgespielt werden. Die Fläche gilt allerdings als gut einsichtig und hindernisarm, zudem brüstet sich Düsseldorf mit hoher Kompetenz etwa in Fragen von Crowd Management. Immer wieder betont man, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bei der kürzlich erfolgten Bewertung der (möglichen) Spielorte für die EM 2024 keine andere deutsche Stadt beim Thema Sicherheit so gut eingestuft hat. FKP Scorpio betont zudem, der Aufbau in Düsseldorf sei fast identisch mit anderen Spielorten der Tournee, so dass er nach bereits erfolgten Anpassungen an die Gegebenheiten an der Messe als erprobt gelten könne. Das Unternehmen mit Sitz in Hamburg wirbt zudem mit 28 Jahren Erfahrung bei der Organisation von Großveranstaltungen. Dass man krisenerprobt sei, zeige die Auszeichnung mit dem „Health & Safety Innovation-Preis“bei den European Festival Awards. Die hatte das Unternehmen erhalten, nachdem es auf dem Southside Festival 2016 ein Unwetter hatte bewältigen müssen. Wer birgt für die Prüfung des Bauantrags? Das wird politisch eine der entscheidenden Fragen. Geisel sagt, nicht er, sondern seine Baudezernentin Cornelia Zuschke sei die Herrin des Verfahrens, er selbst sei nicht involviert. Damit müsste Zuschke offenbar auch die entscheidende Unterschrift leisten. Wie zu hören ist, will die Dezernentin das aber zumindest nicht allein tun, weil so viele verschiedene Sachfragen von Umwelt bis Verkehr zu klären sind. Die FDP hängt ihre Zustimmung bei der entscheidenden Sitzung des Planungsausschusses am 13. Juni daran, dass Geisel selbst die Verantwortung übernimmt. „Der OB muss die Zweifel an dem Sicherheitskonzept entkräften“, sagt Fraktionschef Manfred Neuenhaus. Man wolle das Konzert. Die Ratsleute seien aber nicht in der Lage, die Details zu bewerten; dies sei Sache der Fachverwaltung. Wird das Gelände nur für ein einziges Konzert genutzt? Geplant ist eine längerfristige Nutzung – allerdings ist dafür ein weiteres Genehmigungsverfahren nötig, das vor dem Juli-Konzert nicht zu schaffen ist. Die Grünen hängen ihre Zustimmung an diese langfristige Nutzung, weil sie sonst die Baumfällungen nicht akzeptieren wollen. Geisel teilt diese Ansicht. „Wir fällen nicht 104 Bäume für Ed Sheeran“, sagt er. Man verbinde damit die Erwartung, dass das Gelände weiter genutzt werde. Auch SPD-Fraktionschef Markus Raub betont, die Anfrage für das Ed-Sheeran-Konzert habe das Verfahren lediglich beschleunigt, grundsätzlich stehe seine Partei weiterhin hinter der Idee, ein dauerhaftes Open-Air-Gelände einzurichten. Wie zu hören ist, sollen auf der Fläche ein bis zwei Konzerte pro Jahr stattfinden.