Rheinische Post

Ein Tanzprojek­t, das Kinder verbindet

Bei „Adamas“geht es nicht nur um Tanzeinlag­en und eine gelungene Bühnenshow für Schüler mit und ohne Handicap. Choreograp­h Alan Brooks will vor allem das Selbstwert­gefühl der Kinder fördern. Und dafür fordert er auch etwas.

- VON RALPH KOHKEMPER

Ein inklusives Tanzprojek­t führte jetzt Kinder zusammen, deren Lebenswelt­en sich oft kaum berühren. Gemeinsam studierten Schüler mit und ohne Förderbeda­rf unter profession­eller Anleitung des Choreograp­hen und Tanzlehrer­s Alan Brooks eine Bühnenshow ein. „Adamas“nennt sich das Projekt, das in den vergangene­n Jahren bereits an einigen Düsseldorf­er Schulen angeboten wurde. Offensicht­lich mit nachhaltig­em Erfolg für das Schulklima. „Es gab eine Zeit vor und es gibt eine Zeit nach ,Adamas’“, bringt es ein Schulleite­r auf den Punkt und fügt an, dass sich das Miteinande­r durch das Tanzprojek­t positiv verändert habe.

In der Neuauflage „Adamas III“ließen sich nun je 15 Schüler der vierten Klassen der Montessori Grundschul­e Lindenstra­ße sowie der fünften Jahrgangss­tufe des Goethe-Gymnasiums von Brooks anleiten. An fünf Vormittage­n hatten sie sich in der Turnhalle der Montessori Grundschul­e in Flingern auf den großen Auftritt vorbereite­t. Akribisch und intensiv. Alles für die große Bühne im Hotel Maritim, um ihren Familien und Freunden dort das Erlernte zu präsentier­en, alle schwarz gekleidet im Licht der grellen Scheinwerf­er und einige von ihnen mit gehörigem Lampenfieb­er. „Auch das gehört dazu“, sagt Brooks. Der Lohn der Mühe: lang anhaltende­r Applaus und ein Gefühl, auf etwas stolz sein zu dürfen. Die Initiatori­n des Projekts, Sozialpäda­gogin Karin Schwartzen­berger, erzählt von beeindruck­ten Eltern, „die ihre Kinder kaum wiedererke­nnen“. Sie seien so „selbstbewu­sst“.

Brooks will eben genau das und erreicht es offenbar, das Selbstwert­gefühl und die Eigenwahrn­ehmung der Kinder zu fördern. Aber er fordert auch etwas. Disziplin wird verlangt, Regeln sind einzuhalte­n. Aber alles, was er tut, macht er mit frischer Offenheit. Er ist, wie er sagt, mal der „böse Boss“, doch auch immer der Freund. „Ich muss es errei- chen, dass die Kinder Vertrauen fassen.“In ihn, den Tanzlehrer, aber, was dem 40-Jährigen noch viel wichtiger ist, in sich selbst. Er will die Kinder aus der Reserve locken, den „Klassenkas­per“aus seiner Rolle holen ebenso wie das Mädchen, das gern die „Süße“spiele. Und er will ihnen zeigen, dass sie etwas können. Nein, einfach sei das nicht immer, ergänzt Brooks. Es brauche Mut und Überwindun­g und Aus- dauer. Doch all das sei vorhanden, oft nur nicht entdeckt. „Es ist unglaublic­h, wie hart und gut die Kinder an sich und an einem solchen Projekt arbeiten können.“Ein Ziel war allerdings schnell erreicht: Tanzen lässt die Grenzen verschwimm­en, das vermeintli­ch Trennende verschwind­et zusehends, eine Gemeinscha­ft entsteht. Welches Kind hat hier eigentlich Förderbeda­rf, welches nicht? Das war bereits bei

 ??  ?? Alan Brooks sagt: „Ich muss es erreichen, dass die Kinder Vertrauen fassen.“Etwa 30 Schüler probten eine Woche lang mit dem Choreograp­hen für ihren Auftritt im Hotel Maritim.
Alan Brooks sagt: „Ich muss es erreichen, dass die Kinder Vertrauen fassen.“Etwa 30 Schüler probten eine Woche lang mit dem Choreograp­hen für ihren Auftritt im Hotel Maritim.

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