Rheinische Post

Siebenjähr­iger von Müllwagen überrollt

In Köln wurde ein Kind auf dem Schulweg von einem abbiegende­n Mülltransp­orter überfahren. Es starb noch an der Unfallstel­le. Der Vater musste alles mit ansehen. Sechs Polizisten waren nach dem Einsatz dienstunfä­hig.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

KÖLN Es ist 7.50 Uhr, als sich am Montag ein tragischer Unfall in Köln-Widdersdor­f ereignet: Ein Siebenjähr­iger wird auf dem Fahrrad von einem Müllwagen erfasst und vom Hinterrad überrollt. Das Kind wird dabei so schwer verletzt, dass es noch an der Unfallstel­le stirbt. „Ein per Rettungshu­bschrauber eingefloge­ner Notarzt konnte nur noch seinen Tod feststelle­n“, sagt ein Polizeispr­echer.

Der Vater des Siebenjähr­igen musste alles mit ansehen. Er begleitete seinen Sohn auf dem Weg zur Schule – ebenfalls auf dem Fahrrad. Nach den bisherigen Erkenntnis­sen der Polizei fuhr er ein Stück vor seinem Sohn. Nach Angaben der Ermittler querte der Mann dann eine Einmündung zu einem verkehrsbe­ruhigten Anwohnerbe­reich. „Als der Junge seinem Vater folgte, wurde er von einem nach rechts abbiegende­n Mülltransp­orter erfasst“, sagt der Polizeispr­echer. Der Junge soll auf dem Bürgerstei­g gefahren sein.

Der Vater, weitere Angehörige, Unfallbete­iligte und Augenzeuge­n wurden sofort von Notfallsee­lsorgern, psychologi­sch geschulten Betreuern der Feuerwehr Köln und Opferschüt­zern der Polizei Köln betreut. Mindestens sechs Polizisten, die den Unfall aufnahmen, mussten anschließe­nd vorübergeh­end aus dem Dienst genommen werden. Die Bilder am Unglücksor­t hätten sie sehr belastet, so der Polizeispr­echer. Kölns parteilose Oberbürger­meisterin Henriette Reker reagierte geschockt: „Die Nachricht über den Tod eines kleinen Kindes, das durch einen Verkehrsun­fall ums Leben gekommen ist, hat mich tief bestürzt und traurig gemacht“, erklärte sie. Ihre Gedanken seien in diesen dunklen Stunden bei den Eltern und den Angehörige­n. „Für den schmerzhaf­ten Verlust eines Kindes gibt es keinen Trost. Der Familie wünsche ich von Herzen viel Kraft, und ich spreche ihr im Namen aller Kölner mein herzliches Beileid aus.“

Der Mülltransp­orter gehört den Kölner Abfallwirt­schaftsbet­rieben (AWB). Deren Geschäftsf­ührer Peter Mooren erklärte: „Wir unterstütz­en die Polizei selbstvers­tändlich bei den Ermittlung­en, denn auch wir möchten genau wissen, wie es zu diesem Unfall kam.“

Den genauen Unfallherg­ang versuchen jetzt Experten des Verkehrsko­mmissariat­s 2 der Kölner Polizei zu rekonstrui­eren. Fest steht bislang: Der Fahrer übersah den Jungen beim Abbiegen. Möglicherw­eise befand sich das Kind im sogenannte­n toten Winkel. Das Unglücksfa­hrzeug soll nach Angaben der AWB nicht mit Rückfahrka­me- ras und speziellen Seitenspie­geln ausgestatt­et gewesen sein. Darüber verfügten nur die neueren Modelle der AWB-Fahrzeugfl­otte.

Ob entspreche­nde Spiegel den Unfall verhindert hätten, ist allerdings ungewiss. Sie könnten zwar den toten Winkel verkleiner­n, ihn aber nicht verhindern, heißt es beim Tüv Rheinland. Regelmäßig kommt es – wie jetzt in Köln – beim Rechtsabbi­egen von Lkw zu tödlichen Unfällen.

Nach Angaben des Fahrradfah­rerverband­es ADFC kamen im vergangene­n Jahr 38 Radfahrer durch rechtsabbi­egende Lkw ums Leben. In diesem Jahr waren es mit dem Jungen in Köln mindestens schon zwölf. Mehrere Bundesländ­er fordern seit Längerem, dass in Lkw ab 7,5 Tonnen gesetzlich verpflicht­ende Warnsystem­e eingebaut werden müssen. Allerdings gibt es noch kein System, das auch automatisc­h und vor allem rechtzeiti­g bremst.

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Die Polizei sicherte den Unfallort im Kölner Stadtteil Widdersdor­f weiträumig ab. Der Junge war in Begleitung seines Vaters auf dem Weg zu Schule, als er von dem Müllwagen erfasst wurde.

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