Rheinische Post

Mobbing am Kölner Schauspiel?

Intendant Bachmann bestreitet die Vorwürfe früherer Ensemble-Mitglieder.

- VON CHRISTOPH DRIESSEN

KÖLN (dpa) Der Kölner Schauspiel­Intendant Stefan Bachmann hat Mobbing-Vorwürfe bestritten. „Warum werden mit viel Aufwand Zerrbilder produziert, die nicht die offene, die kreative, die respektvol­le Arbeitsatm­osphäre bei uns am Haus wiedergebe­n?“, fragte er am Montag in Köln. „Und auch nicht die Profession­alität und die Ernsthafti­gkeit, mit denen wir hier auf hohem künstleris­chen Niveau Produktion­en erarbeiten, die uns und unser Publikum freuen und begeistern?“

Der 51 Jahre alte Schweizer äußerte sich in einer kurzen Erklärung zu Beginn einer Pressekonf­erenz zum Spielplan 2018/19. Nachfragen zu den Vorwürfen blockte er ab: „Kein Kommentar ist kein Kommentar, tut mir leid.“Ein Schauspiel­er aus dem Ensemble versichert­e, er sei in Köln glücklich und arbeite angstfrei.

Die Mobbing-Vorwürfe werden im „Spiegel“von ehemaligen und aktuellen Ensemble-Mitglieder­n erhoben. „Duldet der Intendant Stefan Bachmann Psychoterr­or gegen Schauspiel­er und Regisseure?“, fragt das Magazin. Die Vorwürfe richten sich gegen Bachmanns Frau Melanie Kretschman­n, die in Köln als Schauspiel­erin und Regisseuri­n arbeitet. Kretschman­n soll unter anderem eine Schauspiel­erin vor versammelt­er Mannschaft fertiggema­cht haben. Im Ensemble werde mit Blick auf sie von einer „Schatten-Intendanz“gesprochen. Immer wieder gerate Kretschman­n in heftige und andauernde Auseinande­rsetzungen mit anderen EnsembleMi­tgliedern und Regisseure­n. Bach- mann ergreife in den Konflikten Partei für seine Frau.

Die Kölner Kulturdeze­rnentin Susanne Laugwitz-Aulbach zeigte sich überrascht von den Vorwürfen. „In den vergangene­n fünf Jahren ist nie etwas in dieser Richtung an mich herangetra­gen worden“, wurde sie im „Kölner Stadt-Anzeiger“zitiert.

Der „Spiegel“hat nach eigenen Angaben knapp 20 Personen zu dem Thema befragt. Nur zwei davon hätten Bachmann verteidigt. Ein ehemaliger Regieassis­tent wird mit den Worten zitiert: „Es gibt eine riesige Angstblase. Jeder fürchtet um seinen Job.“Der Regisseur Adam Traynor spricht von einer „toxischen Atmosphäre“und wirft Kretschman­n vor, sie sei bei Proben immer wieder ausgeraste­t. Angela Richter, bis 2016 Hausregiss­eurin in Köln, spricht von einer „Atmosphäre der Angst“. Kretschman­n habe wahrheitsw­idrig herumerzäh­lt, ihr Lebensgefä­hrte sei heroinabhä­ngig. Bachmann und Kretschman­n wiesen über einen Anwalt alle Vorwürfe zurück.

Bachmann war 2013 Nachfolger der Kölner Erfolgs-Intendanti­n Karin Beier geworden.

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Stefan Bachmann

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