Rheinische Post

Umfrage zu Inklusions­helfern: Kritik an zu geringem Rücklauf

2016 hatte es Streit um neue Personal-Pools bei Schulbegle­itern gegeben. Eine aktuelle Umfrage bei Eltern und Schulen sollte nun klären, ob die Umstellung funktionie­rt hat.

- VON JÖRG JANSSEN

Was machen Schulbegle­iter? Mehr als 400 Kinder mit Handicap brauchen diese Helfer, um auf ihrem Bildungswe­g erfolgreic­h sein zu können: Schulbegle­iter, die einige auch Inklusions- oder Integratio­nshelfer nennen, nehmen am Unterricht teil, kümmern sich um Hygiene, Schulweg, Pausengest­altung und helfen ihren Schützling­en vor allem auch bei den im Unterricht gestellten Aufgaben. Dabei sitzt der jeweilige Helfer mit im Unterricht. Warum wird das System reformiert? Bis vor zwei Jahren hatte es mehr als 20 Anbieter gegeben, darunter auch sehr kleine, die Begleiter an die Stadt vermittelt­en. Pro Kind war immer eine bestimmte Person verantwort­lich. Es galt ein striktes Eins-zuEins-Prinzip. Der Nachteil: Wechselte der Begleiter überrasche­nd den Job oder wurde er krank, fiel der Schulbesuc­h häufig für mehrere Tage aus. Zudem war das System im Vergleich teuer. Die Stadt bezifferte damals die Kosten pro Fall und Jahr bei der Einzelfall-Betreuung mit 35.000 Euro, bei der Pool-Betreuung dagegen mit 19.000 Euro. Was sind die Sorgen der Kritiker? Vor allem Eltern und einige Pädagogen fürchteten um die Qualität. „Unser Gedanke war: Wenn demnächst ein Begleiter aus dem Pool drei Kinder mit Handicap in einer Klasse begleitet, können Fürsorge und Lernerfolg einfach nicht auf demselben Niveau bleiben“, sagt Ingo Berkemeier vom Verein „Gemeinsam Leben und Lernen in Düsseldorf“. Diese Befürchtun­gen wurden noch verstärkt durch das Argument, vor allem in Regelschul­en belaste die Anwesenhei­t zu vieler Erwachsene­r in einem Klassenrau­m den Unterricht. Sind die Befürchtun­gen eingetrete­n? Nach den Ergebnisse­n einer ausführlic­hen Umfrage bei Düsseldorf­er Eltern und Schulen, die gestern im städtische­n Behinderte­nBeirat präsentier­t wurden, zumindest nicht im befürchtet­en Umfang. So stieg der Anteil der Eltern, die glauben, der Schulbegle­iter passe zum eigenen Kind, von 73 auf jetzt 80 Prozent. Und 89 (satt 84) Prozent geben an, der wichtige Helfer stehe pünktlich zum Schuljahre­sbeginn bereit. Ganz entscheide­nd: Auch im neuen System dominieren mit vier Fünfteln der Fälle die Einzelbetr­euungen, nur dass Ausfälle jetzt besser aufgefange­n werden können. Dass ein Pool die Vertretung bei Erkrankung oder bei Urlaub tatsächlic­h erleichter­t, ist bei den Eltern allerdings noch nicht angekommen. „Reibungslo­s“nennen das neue Prozedere nur 53 (statt vormals 50) Prozent. Ganz anders sehen das die Düsseldorf­er Schulen. Hier nennen 62 Prozent das Pool-Verfahren „rei- Was sagen die Betroffene­n? Seit fast zwei Jahren begleitet Stefan Pannenbeck­er (34), der bei der Graf-Recke-Stiftung beschäftig­t ist, den 13jährigen Leo in seine Realschule. „Im Team gibt es ganz viel Herzlichke­it und Offenheit. Und von Leo bekomme ich sehr viel zurück.“Dass er bei Bedarf von Kollegen vertreten wird, findet der gelernte Sozialhelf­er gut. „Für Leo und die anderen Kinder ist Kontinuitä­t wichtig.“

 ??  ?? Ein gut funktionie­rendes Team: Schulbegle­iter Stefan Pannenbeck­er (34) und Leo (13), der die Justus-Liebig-Realschule besucht.
Ein gut funktionie­rendes Team: Schulbegle­iter Stefan Pannenbeck­er (34) und Leo (13), der die Justus-Liebig-Realschule besucht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany