Wir glauben an einen Gott
Der Hamburger, der nach Düsseldorf zog, freut sich. In dieser Woche wird er mit einem Feiertag mehr als früher beglückt. Aber was an Fronleichnam genau gefeiert wird, weiß er nicht. Er ist evangelisch und dies sei ja wohl ein katholischer Feiertag. „Hat vermutlich was mit dem Leichnam Jesu zu tun“, vermutet er.
Ein älterer Herr, ebenfalls evangelisch und schon immer im Rheinland beheimatet, kennt die Bedeutung auch nicht, hat aber noch lebendige Kindheitserinnerungen an die „Umzüge“der Katholiken damals durch die Stadt. „Wir Evangelische haben dann immer draußen Wäsche aufgehängt oder laut Teppiche geklopft. An Karfreitag war es dann andersherum. Das war wie Krieg.“Aber diese Zeiten seien ja Gott sei Dank heute vorbei, fügt er hinzu.
Und dann folgt der so häufig gehörte Satz: „Wir glauben ohnehin alle an einen Gott.“Rund um den EINEN ist das konfessionelle und religiöse Leben in unserer Stadt mittlerweile sehr bunt. Das wird umso deutlicher, wenn die eigene Glaubensidentität für andere sichtbar wird, durch eine besondere Kleidung, wie die Kippa, das Kopftuch oder eine Halskette mit religiösem Symbol oder durch öffentliche Zeremonien und Gebetsformen.
An Fronleichnam wird in Prozessionen durch die Stadt ein Herzstück des christlich-katholischen Glaubens für alle sichtbar. Dies ist keine Machtdemonstration in Abgrenzung gegen andere. In einer freien und offenen Gesellschaft möchte ich das Sichtbarwerden einer Glaubensidentität als eine Einladung verstehen, den anderen darauf hin auch anzusprechen zu dürfen, um ihn in seiner Tradition und mit dem, was ihm wichtig ist, besser kennenzulernen und zu verstehen. Was nun Fronleichnam bedeutet? Fragen Sie doch mal Ihre katholischen Nachbarn! Ich habe es getan. Ich habe meine Kollegen im katholischen Seelsorgebüro nebenan gefragt. Sie haben es mir gerne erzählt und wir haben wieder etwas Wesentliches voneinander erfahren und gelernt. Die Verbindungstür zwischen unseren Büros steht übrigens immer offen…