Rheinische Post

Sozialist Sánchez wird Spaniens neuer Premier

- VON MICHAEL BRÖCKER ITALIEN BEKOMMT BETONT EU-KRITISCHE . . ., TITELSEITE

MADRID (dpa) In einem historisch­en Votum hat das spanische Parlament gestern Ministerpr­äsident Mariano Rajoy abgewählt. Der 63-jährige konservati­ve Politiker stürzte über einen von den Sozialiste­n eingebrach­ten konstrukti­ven Misstrauen­santrag im Zuge eines Korruption­sskandals. 180 der 350 Abgeordnet­en stimmten gegen Rajoy und unterstütz­ten den Vorstoß von Sozialiste­nchef Pedro Sánchez. Der 46-Jährige wird damit neuer Regierungs­chef. Der Abstimmung war eine emotionale Debatte vorausgega­ngen.

Die Abwahl des spanischen Ministerpr­äsidenten Mariano Rajoy ist konsequent. Mit den Korruption­saffären der vergangene­n Jahre hat sich die selbst ernannte „Volksparte­i“Partido Popular die Demission ihres Regierungs­chefs redlich verdient. Tragisch, weil Rajoy keine Verstricku­ng nachgewies­en werden konnte und der Politiker sein Land gut durch die Wirtschaft­s- und Finanzkris­e steuerte. Aber seine Partei hat an Glaubwürdi­gkeit eingebüßt. Das hat auch Rajoy nicht verhindert.

Nun bekommen die Sozialiste­n die Chance auf eine (Minderheit­s-)Regierung. Zu früh sollten sie sich nicht freuen. Denn die eigentlich spannende Nachricht aus der fünftgrößt­en Volkswirts­chaft Europas ist der wachsende Rückhalt für die Ciudadanos-Partei. Die erst seit 2015 landesweit antretende Partei könnte bei einer möglichen Neuwahl ein Coup gelingen wie Macrons „En Marche“in Frankreich. Auch in Spanien ist der Unmut über politische Eliten, Sozialiste­n und Konservati­ve groß. Der Ruf nach einer unbelastet­en Reformpart­ei wird laut. Auch aus Berlin dürfte man interessie­rt nach Madrid schauen. BERICHT

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