Die selbst gemischte Würzung macht’s
Das Restaurant „Böser Chinese“ist an die Flurstraße in Flingern umgezogen. Seine besondere Note hat es auch am neuen Standort beibehalten.
Diese Beschwerde ist der Kellner Ricardo gewöhnt: „Sie haben die Geflügelspieße auf dem Salatteller vergessen!“– Auch wir tappen in die Falle. Ricardo antwortet grinsend: „Schauen Sie doch mal unter dem Salat nach!“Und dort unter Salatblättern und süßsaurer Soße verborgen, finden wir zwei köstliche Spießchen auf ihrem Reisbett. Beim Bösen Chinesen in Flingern ist eben alles ein bisschen anders als bei üblichen Chinesen. Diese Tradition setzt sich auch nach dem Umzug von der Platanenstraße an die Flurstraße fort. Ricardo gibt zu, dass wir nicht die Ersten sind, die sich von den versteckten Hühnerspießen mit Kokos-Curry-Soße täuschen ließen. Warum nun dieses Versteckspiel?, fragen wir nach. „Weil so die süßsaure Soße schön ins Hühnchenfleisch einziehen kann. Und weil wir das schon immer so gemacht haben“, lautet die Antwort.
Wir sitzen an diesem sonnigen Mittag wunderbar auf einem der 70 Außenplätze auf dem Bürgersteig an der Flurstraße und genießen das Stadtteilleben um uns herum. Ricardo ist ein Kellner, der Bescheid weiß über die Küche und die Zubereitung der Gerichte.
Alle Currymischungen sind selbst gemacht, versichert Ricardo. Und vor allem: ohne Geschmacksverstärker oder Glutamat. Genau das macht das Essen so besonders. Die Mischungen sind natürlich Geheimnis des Kochs. Auch die Nudeln beispielsweise sind selbst gemacht. Die Herstellung aus Mehl und Wasser soll kompliziert sein. Die elastischen chinesischen „Linguini“nennen sich Lamia und werden von Kennerhand gezogen, bis sie dünn sind wie ein dicker Wollfaden. Wir probierten sie in der Garnelenpfanne mit Chinakohl und Spitzkohl. Auch hier überzeugte uns die pikante dezent süßsaure Gewürzmischung mit viel Paprika. Erstaunlicherweise wird der Salat, aus verschiedenen Kohlsorten, Glasnudeln, Gurke, Möhre und Tofu, den wir als Vorspeise bestellten, kurz in heißem Öl blanchiert, was ihn sehr bekömmlich macht. Danach wird er mit Reisessig übergossen. Uns schmeckte diese gesunde typisch asiatische Mischung.
Offenbar war beim Schreiben der Speisekarte ein kreativer Geist am Werk. So tragen denn fast alle Gerichte fantasievolle Zusätze auf Deutsch wie „Lieblingsessen des Genossen Hu Jin Tao“. Dabei handelt es sich um eine Hühnerbrust mit leichter Schärfe und frischem Gemüse. Und es gibt die „Erinnerung an die Seidenstraße“mit gebratenen Glasnudeln, Saisongemüse und Hühnerbrust sowie die „Verbotene Stadt“, die mächtig scharf sein soll.
Die Renner auf der Speisekarte, sagt Ricardo, sind die Heiße Platte mit Rindfleisch, Gemüse und Sesam (22,50 Euro) und alle vegetarischen Zubereitungen, von denen es eine ganze Menge gibt. Wie handgemachte Nudeln mit Tofu, Spinat, Brokkoli, Sojasprossen, Möhren und Zucchini für 13,90 Euro. Oder duftender Hafen-Wrap mit Tofu, Gemüse, Minze und Senfhonigsoße für 7,90 Euro. Apropos Hafen: Dort gibt es weiterhin die zweite stylische Filiale des Bösen Chinesen.
Natürlich serviert man auch die traditionelle Pekingente für zwei Personen. Sie wird mit spezieller Soße und Lauchzwiebeln eingerollt in Nudelteig gereicht und kostet 16,90 Euro pro Person.
Übrigens sitzt man nicht nur draußen sehr nett, sondern auch drinnen. Obwohl das Lokal auf 90 Plätze erweitert wurde, fühlt man sich zwischen grobem Mauerwerk und üppigen Farnpflanzen wie in einem exotischen Innenhof.