Rheinische Post

Die selbst gemischte Würzung macht’s

Das Restaurant „Böser Chinese“ist an die Flurstraße in Flingern umgezogen. Seine besondere Note hat es auch am neuen Standort beibehalte­n.

- VON ISABEL KLAAS

Diese Beschwerde ist der Kellner Ricardo gewöhnt: „Sie haben die Geflügelsp­ieße auf dem Salattelle­r vergessen!“– Auch wir tappen in die Falle. Ricardo antwortet grinsend: „Schauen Sie doch mal unter dem Salat nach!“Und dort unter Salatblätt­ern und süßsaurer Soße verborgen, finden wir zwei köstliche Spießchen auf ihrem Reisbett. Beim Bösen Chinesen in Flingern ist eben alles ein bisschen anders als bei üblichen Chinesen. Diese Tradition setzt sich auch nach dem Umzug von der Platanenst­raße an die Flurstraße fort. Ricardo gibt zu, dass wir nicht die Ersten sind, die sich von den versteckte­n Hühnerspie­ßen mit Kokos-Curry-Soße täuschen ließen. Warum nun dieses Verstecksp­iel?, fragen wir nach. „Weil so die süßsaure Soße schön ins Hühnchenfl­eisch einziehen kann. Und weil wir das schon immer so gemacht haben“, lautet die Antwort.

Wir sitzen an diesem sonnigen Mittag wunderbar auf einem der 70 Außenplätz­e auf dem Bürgerstei­g an der Flurstraße und genießen das Stadtteill­eben um uns herum. Ricardo ist ein Kellner, der Bescheid weiß über die Küche und die Zubereitun­g der Gerichte.

Alle Currymisch­ungen sind selbst gemacht, versichert Ricardo. Und vor allem: ohne Geschmacks­verstärker oder Glutamat. Genau das macht das Essen so besonders. Die Mischungen sind natürlich Geheimnis des Kochs. Auch die Nudeln beispielsw­eise sind selbst gemacht. Die Herstellun­g aus Mehl und Wasser soll komplizier­t sein. Die elastische­n chinesisch­en „Linguini“nennen sich Lamia und werden von Kennerhand gezogen, bis sie dünn sind wie ein dicker Wollfaden. Wir probierten sie in der Garnelenpf­anne mit Chinakohl und Spitzkohl. Auch hier überzeugte uns die pikante dezent süßsaure Gewürzmisc­hung mit viel Paprika. Erstaunlic­herweise wird der Salat, aus verschiede­nen Kohlsorten, Glasnudeln, Gurke, Möhre und Tofu, den wir als Vorspeise bestellten, kurz in heißem Öl blanchiert, was ihn sehr bekömmlich macht. Danach wird er mit Reisessig übergossen. Uns schmeckte diese gesunde typisch asiatische Mischung.

Offenbar war beim Schreiben der Speisekart­e ein kreativer Geist am Werk. So tragen denn fast alle Gerichte fantasievo­lle Zusätze auf Deutsch wie „Lieblingse­ssen des Genossen Hu Jin Tao“. Dabei handelt es sich um eine Hühnerbrus­t mit leichter Schärfe und frischem Gemüse. Und es gibt die „Erinnerung an die Seidenstra­ße“mit gebratenen Glasnudeln, Saisongemü­se und Hühnerbrus­t sowie die „Verbotene Stadt“, die mächtig scharf sein soll.

Die Renner auf der Speisekart­e, sagt Ricardo, sind die Heiße Platte mit Rindfleisc­h, Gemüse und Sesam (22,50 Euro) und alle vegetarisc­hen Zubereitun­gen, von denen es eine ganze Menge gibt. Wie handgemach­te Nudeln mit Tofu, Spinat, Brokkoli, Sojaspross­en, Möhren und Zucchini für 13,90 Euro. Oder duftender Hafen-Wrap mit Tofu, Gemüse, Minze und Senfhonigs­oße für 7,90 Euro. Apropos Hafen: Dort gibt es weiterhin die zweite stylische Filiale des Bösen Chinesen.

Natürlich serviert man auch die traditione­lle Pekingente für zwei Personen. Sie wird mit spezieller Soße und Lauchzwieb­eln eingerollt in Nudelteig gereicht und kostet 16,90 Euro pro Person.

Übrigens sitzt man nicht nur draußen sehr nett, sondern auch drinnen. Obwohl das Lokal auf 90 Plätze erweitert wurde, fühlt man sich zwischen grobem Mauerwerk und üppigen Farnpflanz­en wie in einem exotischen Innenhof.

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