„Bella ciao“an der Schadowstraße
Netflix-Werbung prägt das Bild an der Großbaustelle. Eine Beobachtung.
In diesen Tagen sieht man öfter Menschen an der Schadowstraße kurz stehenbleiben, oder sie gehen leise summend oder singend an einem vorbei: „O bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao ciao.“Der Schriftzug steht bereits seit einiger Zeit in verführerisch großen Lettern auf den Transparenten, die am Zaun der Schauspielhaus-Baustelle angebracht sind, und er hat offenbar das Zeug, Passanten einen mächtigen Ohrwurm in die Gehörgänge zu setzen. Es handelt sich bei den Transparenten übrigens um Werbung des Streaming-Anbieters Netflix für die spanische Serie „Haus des Geldes“, deren neue Folgen man bei dort seit dem 6. April ansehen kann.
In der Serie geht es um einen Überfall auf die spanische Banknotendruckerei samt Geiselnahme, bei dem die Täter dank eines aufwendigen Plans auf eine Milliardenbeute hoffen. Nach dem Lied „Bella ciao“– bekannt geworden durch die italienische Widerstandsbewegung gegen den Faschismus – ist eine Folge der Serie benannt, und es wird darin auch gesungen. Ähnlich inbrünstig wie von einigen Passanten an der Schadowstraße.
Es ist übrigens nicht die erste ganz und gar analoge Werbung des Streaming-Anbieters in Düsseldorf. Für die Serie werben neben der RiesenWerbung auch dezentere Leuchtreklamen etwa in U-Bahnhöfen.
Und am Kaufhof an der Schadowstraße wies kürzlich ein großes und auffälliges Transparent auf die erfolgreiche Science-Fiction-Eigenproduktion „Lost in Space“hin. Ob die Leute von Netflix nun aber absichtlich ausgerechnet unser Schauspielhaus zum „Haus des Geldes“gemacht haben? (Die Sanierung ist ja wirklich auch finanziell ein Großprojekt; aber als reich gilt es trotzdem nicht.) Oder ob sie diese Sendung einfach nur für das wohlhabende Düsseldorf besonders relevant fanden? Eine Anfrage zu den Kriterien für den Standort einer solchen Werbung blieb unbeantwortet.