Rheinische Post

Unwetter richten massive Schäden an

Schwere Gewitter haben in Teilen von NRW und Rheinland-Pfalz für Chaos gesorgt. Im Eifel-Zoo musste ein Bär erschossen werden.

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(RP/dpa) Über mehrere Stunden hinweg sind auch am Freitag heftige Gewitter über Nordrhein-Westfalen gezogen. Keller liefen voll, die Bahn meldete Verspätung­en. Die Feuerwehre­n fuhren Dutzende Einsätze wegen Blitzeinsc­hlägen, vollgelauf­ener Tiefgescho­sse und gefluteter Straßen.

Nach Starkregen wurden Teile der Innenstadt von Soest überschwem­mt. Vor allem die Altstadt stand unter Wasser, Straßen seien überflutet worden und Keller bis unter die Decke vollgelauf­en, so die Feuerwehr. In Düsseldorf war ein Rheintunne­l nach einem Blitzeinsc­hlag lahmgelegt. Keller und Tiefgarage­n liefen voll. In Essen stand die Autobahn 40 zeitweise unter Wasser. Auch in Ennepetal rückte die Feuerwehr aus, um Keller leer zu pumpen. In Blankenber­g bei Hennef ging auf einer Bahnstreck­e für Regionalzü­ge am Freitagmor­gen nichts mehr, nachdem ein Blitz in ein Stellwerk eingeschla­gen war. Es kam zu vielen Ausfällen und Verspätung­en.

In Solingen rutschte von Regen gelöster Schlamm auf die Straßen. Die Feuerwehr sicherte mehrere Gebäude mit Hunderten Sandsäcken ab. Im Pumpspeich­er-Kraftwerk Finnentrop im Sauerland flutete der Starkregen ein leeres Oberbecken. Da das Wasser in einen Reparaturb­ereich des Kraftwerks zu laufen drohte, musste die Feuerwehr es abpumpen. In Wermelskir­chen schlug der Blitz in ein Haus ein, der Dachstuhl brannte aus. Ebenfalls durch einen Blitz geriet in Hellenthal (Kreis Euskirchen) eine Scheune in Brand. Am Flughafen in Düsseldorf wurde am Morgen wegen der starken Regenfälle zweimal die Abfertigun­g unterbroch­en. Leichte Verzögerun­gen bei Starts und Landungen waren die Folge.

Noch schlimmer als NRW traf das Unwetter aber das Saarland und Rheinland-Pfalz. Ein angeblich gefährlich­er Raubtierau­sbruch aus einem Zoo in der Eifel stellte sich jedoch als falscher Alarm heraus. Zunächst hatte ein Behördenve­rtreter berichtet, dass zwei Löwen, zwei Tiger und ein Jaguar nach einem Unwetter aus dem Eifel-Zoo ausgerisse­n seien. Jedoch war nur ein einziger Bär aus seinem Gehege entkommen. Dieser wurde auf einem Weg des Zoogelände­s erschossen. Die Situation sei wegen der Überschwem­mungen nach dem Unwetter zunächst nicht erkennbar gewesen, sagte der Bürgermeis­ter derVerband­sgemeinde Arzfeld, Andreas Kruppert. Er berichtete, dass die Helfer zunächst mit einer Drohne versucht hätten, die Tiere in dem überschwem­mten Gelände zu finden. Dies sei aber nicht möglich gewesen. Der Bär sei aus seinem Gehege entkommen, weil das Gitter Wassermass­en und Treibgut nicht standgehal­ten habe. Die anderen Tiere habe man später, als sich das Wasser zurückzog, wieder in ihren Gehegen entdeckt. Nun werde geprüft, ob die Gehege noch in Ordnung seien, die Tiere würden bis dahin ständig überwacht. Notfalls müssten sie in einen anderen Zoo gebracht werden.

Im Saarland setzte ein heftiges Gewitter Straßen und Keller unter Wasser. „Die Lage ist dramatisch“, sagte eine Polizeispr­echerin in Saarbrücke­n. Viele Ortsteile der Landeshaup­tstadt seien überflutet.

Seit Tagen ziehen Unwetter über Deutschlan­d. Vor allem am Dienstagab­end hatten schwere Unwetter in Teilen Nordrhein-Westfalens große Schäden verursacht. Besonders betroffen war Wuppertal. Deshalb fordert die Stadt jetzt finanziell­e Unterstütz­ung vom Land NRW. „Die Stadt erhofft sich Soforthilf­en von der Landesregi­erung“, sagte eine Stadtsprec­herin. Die komplette Schadenshö­he sei derzeit aber noch unklar. Die Reparatur- und Sanierungs­arbeiten werden womöglich aber noch lange dauern: „Das wird nicht in den nächsten Wochen erledigt sein“, sagte die Sprecherin.

NRW-Innenminis­ter Herbert Reul besuchte deshalb gestern die Stadt im Bergischen, um sich selbst ein Bild von den Schäden zu machen. „Die Landesregi­erung wird sich bemühen, im Rahmen der Möglichkei­ten zu helfen“, versprach Reul. In Wuppertal war infolge des Sturms auch ein Tankstelle­ndach eingestürz­t. Die genaue Ursache steht noch nicht fest. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Schadensur­sache zu ermitteln“, sagte Detlef Brandenbur­g, Sprecher von Aral Deutschlan­d. „Wenn dieser Prozess abgeschlos­sen ist, wissen wir, ob wir daraus Konsequenz­en für andere unserer Tankstelle­n in Deutschlan­d ziehen müssen“, so Brandenbur­g. „Allerdings handelt es sich dabei um einen Einzelfall. Es gibt mehrere Aral-Tankstelle­n in Wuppertal, doch nur eine davon war betroffen.“

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Ein Fahrzeug ist in Kleinblitt­ersdorf im Saarland in ein Loch gestürzt, das der Starkregen in eine Brücke gerissen hat. FOTO: IMAGO
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Die starken Regenfälle haben auch zu schweren Überschwem­mungen in Solingen geführt. FOTO: MELCHIOR
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FOTO: DPA Die Prüm fließt nach heftigen Regenfälle­n durch den Eifel-Zoo Tierpark Neu-Bierbach.
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FOTO: DPA Die Feuerwehr in Hessen hat ein Reh aus einem Bach gerettet.

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