Rheinische Post

„Dann gibt’s was auf die Nuss“

Der Jurist beendet sein Ehrenamt im Rathaus. Er würde mehr private Beteiligun­gen bei Stadttöcht­ern begrüßen. Der Stadtspark­asse wirft er vor, sich mit Stadt und Bürgern zu entsolidar­isieren.

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Herr Kluth, bei Stadtunter­nehmen haben Sie teils einen schlechten Ruf. Haben Sie eine Ahnung, warum? KLUTH Mit einem schlechten Ruf muss man leben. Das gehört dazu. Wer Dinge verändern will, kann nicht von jedem geliebt werden. Sind Sie gefrustet? KLUTH Nein. Als ich im Rathaus anfing, war ich ein Grünschnab­el, was Verwaltung und Politik angeht. Wenn Sie von außen kommen, das sage ich jetzt rheinisch, gibt’s immer was auf die Nuss. Man gewöhnt sich daran und lernt es zu akzeptiere­n. Sie hören als Geschäftsf­ührer der städtische­n Holding genau an Ihrem 50. Geburtstag auf. Warum? KLUTH Mein Vater ist mit 55 an Krebs gestorben, da war ich 13. Das hat mich beeinfluss­t. Ich will mit meiner Lebenszeit bewusst umgehen. Mit Mitte 40 habe ich entschiede­n, nicht nur als Anwalt zu arbeiten, sondern ehrenamtli­ch etwas für meine Heimatstad­t zu tun. Es war auf diese Zeit angelegt, jetzt kommt etwas Neues – wobei ich mich weiter für die Sportstadt und die Veranstalt­ungsstätte­n einsetzen werde. Wie fällt Ihre Bilanz in der Verantwort­ung für städtische Töchter aus? KLUTH Durchaus positiv. Die Unternehme­n stehen sehr gut da und werden gut gemanagt. Natürlich gibt es Herausford­erungen, denn die Unternehme­n wollen möglichst autonom sein, der Träger oder Eigentümer aber mitreden. Ich frage mich, ob es die Debatten bei Stadtspark­asse und Messe gegeben hätte, wenn es dort mehr oder überhaupt private Anteilseig­ner geben würde. Bei der Messe gab es ja mal den Vorschlag, den Minderheit­santeil der IDR zu verkaufen. Das brächte der Stadt bis zu 150 Millionen Euro, auf der anderen Seite gäbe es durch einen neuen Miteigner Impulse. Schauen Sie auf die teilprivat­isierten Stadtwerke und den Flughafen. Haben Sie dort je solche Debatten öffentlich erlebt? Der Flughafen, zu 50 Prozent privatisie­rt, schüttet alle Gewinne aus. Bei der Stadtspark­asse waren die Debatten heftig. Jetzt starten sie erneut. KLUTH Es wäre gut, Konflikte weniger emotional zu führen. Es geht ja stets um die Frage: Wie gut ist ein Unternehme­n aufgestell­t, was kann es leisten? Die Stadtspark­asse hat angesichts sehr hoher Gewinne immer so argumentie­rt, dass es nächstes Jahr schlechter wird. Ist es aber nicht. In vier Jahren ist das Eigenkapit­al trotz der Ausschüttu­ngen um mehr als 50 Prozent gestärkt worden. Anderersei­ts hat die Stadtspark­asse auch große Herausford­erungen in ihrem Markt vor sich. Sie kritisiere­n die Stadtspark­asse, weil sie ihr Sponsoring reduziert. KLUTH In meinen Augen hat sich die Stadtspark­asse mit der Stadt und ihren Bürgern ein Stück weit entsolidar­isiert. Irgendwann ist die Frage, was sie von Geschäfts- oder Genossensc­haftsbanke­n unterschei­det. Ihr Rat an die Stadt insgesamt? KLUTH Das Wohl der Stadt tritt zu oft in den Hintergrun­d. Die Art und Weise der Diskussion um das EdSheeran-Konzert etwa halte ich für wenig förderlich für Standortin­teressen. Frank Schrader und Michael Brill, die beiden Experten der Stadt, haben hierzu eine klare Meinung. Wer hat Sie besonders beeindruck­t? KLUTH Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche und die Hoberg-Brüder, die die DEG unterstütz­en. Sie sind unprätenti­ös, zu 100 Prozent zuverlässi­g und zu null Prozent eigennützi­g. Bei ihnen habe ich was über das Gute im Menschen gelernt.

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OB-Berater Peter Kluth beim Interview im Medienhaus der Rheinische­n Post in den Schadow Arkaden

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