Rheinische Post

Wohnungsno­t: Wenn Käfige zum Zuhause werden

Wohnraum in Düsseldorf ist knapp und teuer. Die Diakonie warnt mit einer eindrückli­chen Aktion.

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(dans) Es ist ein verstörend­es Bild, das sich dieser Tage an der Johanneski­rche am Martin-Luther-Platz bietet. Dort ist eine Reihe aus Käfigen aufgestell­t, deren Aussehen an Tiergehege erinnern. Doch diese Käfige sind für Menschen gedacht. Sie sind Wohnungen. Für viele Menschen in Hongkong sind die kleinen Käfige der einzige Wohnraum, den sie sich leisten können. Zwei Quadratmet­er, begrenzt durch Maschendra­ht und Seite an Seite mit anderen, denen es genau so elend geht. Eine Situation, die in Düsseldorf undenkbar ist. Zumindest noch, wie die Diakonie mit dieser Aktion aufzeigen will. „Es ist eine Warnung“, sagt Diakoniepf­arrer Thorsten Nolting.

Denn Wohnraumkn­appheit und steigende Mietpreise belasten schon seit Jahren den Düsseldorf­er Wohnungsma­rkt. Ein Problem, das nicht nur Menschen der unteren Einkommens­segmente betrifft, sondern auch bereits den Mittelstan­d erreicht hat. Insbesonde­re Großfamili­en und Alleinsteh­ende finden kaum noch bezahlbare Wohnungen. Je mehr sich die Situation verschlech­tert, desto stärker gerät eine Gruppe unter den Wohungssuc­henden ins Abseits: Obdachlose. Das weiß Drazenko Aleksic aus eigener Erfahrung. Nach jahrelange­r Arbeit in der Gastronomi­ebranche erkrankte er an Burn-out. Hinzu kam eine Trennung von seiner damaligen Partnerin, wodurch er letztendli­ch auf der Straße landete. „Wenn Vermieter meine Jobcenter-Dokumente gesehen haben, war ich meist schon im Abseits“, berichtet er. Auch der Platz in den städtische­n Notunterkü­nften für Wohnungslo­se werden immer knapper: Vor 20 Jahren standen noch insgesamt 43.000 Quadratmet­er bereit, heute ist es nur noch ein gutes Drittel davon. Deshalb fordert Thorsten Nolting eine stärkere Investitio­n in sozialen Wohnraum, speziell für wohnungslo­se Menschen, die sonst wenig Chancen auf dem freien Markt haben.

„50 Wohnungen pro Jahr wären schon ein guter Anfang“, sagt er. Noch bis Freitag stehen die Käfige vor der Johanneski­rche. Zwischen zehn und zwölf sowie 14 und 16 Uhr wird ein Mitarbeite­r der Diakonie über die Aktion und die Käfige informiere­n. Am Mittwoch findet zudem um 19 Uhr eine Diskussion­sveranstal­tung zwischen Investoren, städtische­n Vertretern und Betroffene­n in der Johanneski­rche statt.

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Bufdi Tobias demonstrie­rt, wie Menschen in China in Käfigen leben. Die Diakonie will mit der Aktion auf die Wohnungsno­t aufmerksam machen.

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