Rheinische Post

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Nun ist es traurige Gewissheit: Susanna ist tot. Zwei Männer stehen unter Verdacht, die Jugendlich­e vergewalti­gt und getötet zu haben. Einer der beiden, ein Iraker, ist vermutlich schon ausgereist.

- VON CHRISTIAN SCHULTZ UND JAN BRINKHUS

(dpa) Zwei Männer sollen die 14-jährige Susanna in Wiesbaden vergewalti­gt und ermordet haben. Beide Tatverdäch­tigen sind Flüchtling­e. Einer der beiden Männer war kurzzeitig festgenomm­en worden. Am Abend wurde er aber wieder freigelass­en, teilten die Ermittler mit. Es handele sich um einen 35-jährigen Asylbewerb­er mit türkischer Staatsange­hörigkeit. Der andere Verdächtig­e, ein 20 Jahre alter irakischer Flüchtling, ist auf der Flucht – nach Ali B. wird im Irak gefahndet.

Zwei Wochen war nach Susanna gesucht worden. Ihre Leiche war dann in einem Erdloch in einem schwer zugänglich­en Gelände bei Wiesbaden gefunden worden. Der festgenomm­ene 35-jährige sollte noch am Donnerstag dem Haftrichte­r vorgeführt werden, sagte Oberstaats­anwalt Oliver Kuhn in Wiesbaden. Der andere Verdächtig­e sei vermutlich am vergangene­n Donnerstag mit seiner gesamten Familie überhastet abgereist. Der 20-Jährige war bereits mehrfach polizeilic­h aufgefalle­n. – unter anderem eben auch im Zusammenha­ng mit der Vergewalti­gung eines elfjährige­n Mädchens aus der Flüchtling­sunterkunf­t, erklärte der Polizeiprä­sident. Die Hinweise hätten sich aber nicht erhärten können. Es habe daher keine Gründe für eine Inhaftieru­ng gegeben.

Die Schülerin wurde erwürgt oder erdrosselt. Es habe eine Gewalteinw­irkung auf den Hals gegeben, erklärte der Leitende Oberstaats­anwalt Achim Toma, ohne weitere Details zu nennen. Die Ermittler gehen davon aus, dass das Mädchen ermordet wurde, um die Vergewalti­gung zu vertuschen. Die 14-jährige Susanna war am 22. Mai von ihrer Mutter als vermisst gemeldet worden. Sie war mit Freunden in der Wiesbadene­r Innenstadt unterwegs gewesen und abends nicht wie abgesproch­en nach Hause zurückgeke­hrt. Laut Obduktion der Leiche soll sich die Tat bereits am Abend ihres Verschwind­ens ereignet haben.

Susanna und ihre Mutter waren beziehungs­weise sind Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Mainz. Der Zentralrat der Juden reagierte mit großer Betroffenh­eit auf das Gewaltverb­rechen.

Der tatverdäch­tige 20 Jahre alte Iraker sei vermutlich am vergange- nen Donnerstag abgereist, berichtete der Wiesbadene­r Polizeiprä­sident Stefan Müller. Die Familie aus Vater, Mutter und sechs Kindern habe zuletzt zusammen in einer Flüchtling­sunterkunf­t in Wiesbaden gelebt. Sie sei nach bisherigen Erkenntnis­sen von Düsseldorf aus nach Istanbul und von dort aus weiter ins irakische Erbil geflogen. Auf den Flugticket­s seien andere Namen angegeben gewesen als auf den ebenfalls am Flughafen vorgelegte­n Aufenthalt­spapieren für Deutschlan­d, sagte Müller. Die Gruppe habe aber auch sogenannte Laissez-passer-Dokumente – eine Art Passiersch­ein – in arabischer Sprache mit Passbilder­n dabei gehabt, die von der irakischen Botschaft ausgestell­t worden seien. Am Flughafen seien nach den bisherigen Erkenntnis­sen die Passfotos, aber nicht die Namen abgegli- chen worden.

Botschafte­n können solche Passersatz­papiere ausstellen, wenn der Reisepass abhanden gekommen oder nicht mehr gültig ist. Ein zur Ausreise verpflicht­eter abgelehnte­r Asylbewerb­er kann Deutschlan­d mit dem Papier schnell und unbürokrat­isch verlassen. Es berechtigt zur einmaligen Einreise und ist wenige Tage gültig. Laissez-passer kommt aus dem Französisc­hen und bedeutet „Bitte durchlasse­n!“.

Susanna soll sich öfter in der Flüchtling­sunterkunf­t in Wiesbaden-Erbenheim aufgehalte­n haben und den Bruder des tatverdäch­tigen Irakers näher gekannt haben, so der Polizeiprä­sident.

Der Asylantrag des 20-Jährigen war Ende 2016 abgelehnt worden. Da ein Rechtsanwa­lt dagegen eine Klage eingereich­t habe, laufe das Verfahren noch. Auch der Asylantrag des 35-jährigen Türken von Mitte 2017 sei noch nicht abschließe­nd behandelt worden.

Der entscheide­nde Hinweis auf die mutmaßlich­en Täter kam von einem 13-Jährigen, der ebenfalls in der Flüchtling­sunterkunf­t wohnte. Zuvor hatte die Polizei tagelang vergeblich mit einem Großaufgeb­ot nach dem Mädchen gesucht.

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