Rheinische Post

Opposition: Pläne fürFamilie­nnachzug sind unmenschli­ch

- VON GREGOR MAYNTZ BERICHT PLÄNE FÜR FAMILIENNA­CHZUG SIND . . ., TITELSEITE

BERLIN (dpa) Die geplante Neuregelun­g des Familienna­chzugs stößt in der Opposition auf heftige Kritik. Im Bundestag geißelten Linke und Grüne das Vorhaben als unmenschli­ch und grausam. Die AfD wiederum beklagte, die „Schleusen“für den Zustrom von Flüchtling­en würden dadurch noch weiter geöffnet. SPDInnenex­perte Burkhard Lischka verteidigt­e den Kompromiss als „Akt der Humanität“. Flüchtling­e mit eingeschrä­nktem Schutzstat­us sollen vom 1. August an wieder Familienan­gehörige nach Deutschlan­d holen können. Pro Monat sollen aber nur 1000 Angehörige einreisen dürfen. Derzeit ist der Familienna­chzug für diese Gruppe ausgesetzt – bis auf wenige Härtefälle.

Der Kompromiss zwischen Union und SPD zum Familienna­chzug ist endlich im Bundestag angekommen. Der AfD geht das zu weit, Grünen und Linken nicht weit genug, und für die FDP lässt sich Humanität nicht quotieren. Gewöhnlich spricht eine solche vielschich­tig-widersprüc­hliche Kritik dafür, dass es sich um eine Lösung mit Befriedung­s-Potenzial handelt. Hier nicht.

In der Migrations­politik hat die Union den Familienna­chzug gegeben, um die Ankerzentr­en von der SPD zu bekommen. Das ist längst einkassier­t. Uneinigkei­t ist aber schlecht in einer Situation, in der die Dimensione­n des viel umfangreic­heren Familienna­chzugs zu dauerhaft Bleibebere­chtigten noch nicht absehbar ist und die Nerven der Koalitions­partner angesichts anstehende­r Wahlen und Umfragen im Dauertief blank liegen. Zudem haben sich die Ansprüche an die Migrations­politik längst verlagert. Auf der Suche nach dringend nötigen Arbeitnehm­ern erhöhen Firmen den Druck auf den Innenminis­ter, die Fachkräfte-Zuwanderun­g zu verbessern. Doch der hat zu viele andere Baustellen.

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