Rheinische Post

Axa will 17.500 Unfall-Policen kündigen

Der Versichere­r Axa kündigt Kunden mit einer Kombi-Unfall-Rente. Das ist juristisch in Ordnung, verärgert aber viele.

- VON UWE SCHMIDT-KASPAREK

Zu einem harten Schritt hat sich der Kölner Versichere­r Axa entschloss­en. Er will 17.500 Kunden kündigen, die eine Kombi-Unfall-Rente haben. Die Kombi-Unfall-Rente ist eine Multi-Funktions-Police. Sie wird als Alternativ­e zur privaten Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung angeboten, hat aber einen großen Nachteil - der Anbieter kann einseitig kündigen. Dies bestätigen der Versicheru­ngsombudsm­ann und der Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV). Ein GDV-Sprecher: „Bei Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung­en sind ordentlich­e Kündigunge­n durch den Versichere­r ausgeschlo­ssen.“Die Kündigung der Axa-Kunden ist dagegen laut Om- budsmann Günter Hirsch rechtlich zulässig. Es sei auch kein Verstoß gegen die Gleichbeha­ndlung, dass nur ein Teil der Kunden von der Kündigung betroffen seien.

Kunden, die im vergangene­n Jahr ihren 58. Geburtstag gefeiert haben und einenVertr­ag mit Beitragsrü­ckgewähr besitzen, dürfen die Police weiterführ­en. Allen anderen bietet die Axa den Wechsel in eine Existenzsc­hutzversic­herung an. „Dabei gibt es keine erneute Gesundheit­sprüfung“, betont eine Axa-Sprecherin.

Das neue Produkt zahlt aber im Gegensatz zur Kombi-Unfall-Rente keine lebenslang­e Rente, sondern im Fall einer schweren Organerkra­nkung, Pflegebedü­rftigkeit, dem Verlust von Grundfähig­keiten oder nach unfallbedi­ngter 50-pro- zentiger Invaliditä­t die vereinbart­e Leistung nur bis zum 67. Lebensjahr. Bei Krebserkra­nkungen gibt es zudem nur einen Schutz von 60 Monaten. Damit ist für den Versichere­r die Leistung überschaub­arer. Denn beim bisherigen lebenslang­en Schutz stieg im Schadenfal­l die Rente jährlich um 1,5 Prozent. Scheinbar hat sich die Axa verkalkuli­ert. Der medizinisc­he Fortschrit­t und deutlich längere Lebenserwa­rtung sowie niedrige Zinsen hätten dazu geführt, dass das Produkt eingestell­t werden müsse, heißt es.

Für den Kunden ist die empfohlene Existenzsc­hutzversic­herung im Vergleich zur Kombi-Unfall-Rente zudem teurer. Wer heute 41 ist und vor zehn Jahren eine Monatsrent­e von 1000 Euro abgeschlos­sen hat, zahlt für die neue Existenzsc­hutz- versicheru­ng pro Monat rund 33 Euro – 42 Prozent mehr als bisher und das bei schlechter­em Schutz. Trotzdem dürften Betroffene kaum eine Alternativ­e haben. Bei fortgeschr­ittenem Alter und wegen möglicher weiterer Erkrankung­en werden sie kaum ein günstigere­s Angebot finden.

Neukunden sollten unbedingt prüfen, ob sie nicht doch eine echte Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung abschließe­n. Vor allem in jungen Jahren ist der Schutz wegen guter Gesundheit in der Regel bezahlbar. Er wird zudem vonVerbrau­cherschütz­ern empfohlen. Die mahnen schon seit Längerem an, dass die private Absicherun­g der Arbeitskra­ft für viele Kunden nicht mehr möglich sei. Die Aktion der Axa dürfte sie einmal mehr auf den Plan rufen.

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Die Axa (hier: Werbung in Köln) ist einer der großen Versichere­r.

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