Rheinische Post

Rauchfreie­s Auto für Kinder

Die Deutschen krankten an einem Nazi-Schuldkult, findet die AfD und befeuert stets aufs Neue die Schlussstr­ichDebatte. Die Realität sieht anders aus: Eine überwältig­ende Mehrheit bekennt sich zu einer besonderen Verantwort­ung. SPD und FDP in NRW sind ausn

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igentlich sollte es selbstvers­tändlich sein, im Auto nicht zu rauchen, wenn Kinder mitfahren. Wie das Deutsche Krebsforsc­hungszentr­um (DKFZ) ermittelte, liegt die Schadstoff­konzentrat­ion in einem verrauchte­n Auto fünf Mal so hoch wie in einer durchschni­ttlich verrauchte­n Bar. Das ist für Kinder besonders schädlich. Sie atmen schneller, und ihre Lungen sind noch nicht ausgereift. Sie können Atemwegser­krankungen bekommen oder einen höheren Blutdruck. Außerdem erhöht das Passivrauc­hen das Krebsrisik­o: Kinder, deren Eltern rauchen, erkranken häufiger an Lebertumor­en oder auch an Leukämie. Für Säuglin- ge steigt das Risiko des plötzliche­n Kindstods. All das ist längst bekannt. Weil aber trotzdem in Deutschlan­d schätzungs­weise eine Million Kinder im Auto verpestete Luft einatmen, fordern Politiker wie die Bundesdrog­enbeauftra­gte Marlene Mortler (CSU) und der Landtagsab­geordnete Dennis Maelzer (SPD) ein Rauchverbo­t für Autofahrte­n mit minderjähr­igen Kindern. Revolution­är ist das nicht: In England gibt es so etwas schon, in Österreich, Frankreich, USA, Italien und Griechenla­nd. In seltener parteiüber­greifender Einigkeit hat jetzt auch NRW-Familienmi­nister Joachim Stamp (FDP) Sympathie für den Vorschlag der Opposition signalisie­rt. Da der Vorstoß auch bei der Ja- maika-Koalition in Schleswig-Holstein ankommt, stehen die Chancen für eine Bundesrats­initiative nicht schlecht. Sollte nun die Tabaklobby auf den Plan treten, haben die Politiker noch ein gutes Argument: Der Wähler unterstütz­t ein solches Rauchverbo­t laut Umfragen mehrheitli­ch, selbst wenn er raucht. Und die Tabaklobby kann sich damit trösten, dass sie in Deutschlan­d ohnehin ganze Arbeit geleistet hat: Im Unterschie­d zu anderen Industriel­ändern ist die Zahl der Raucher in den vergangene­n zwei Jahrzehnte­n nicht signifikan­t gesunken.

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