Rheinische Post

Eine neue App erklärt Touristen den Sound von Düsseldorf

Von August an kann sich jeder per Smartphone zu den wichtigste­n Orten der Düsseldorf­er Musikgesch­ichte lotsen lassen.

- VON PHILIPP HOLSTEIN

Wer in der Nähe der Mintropstr­aße am Hauptbahnh­of wohnt, wird mitunter von Touristen gefragt, wo denn nun eigentlich das Studio von Kraftwerk sei. Man weist den fremden Fans dann höflich den Weg zu Elektro Müller, wo einst das KlingKlang-Studio residierte und noch immer der Mythos lebt. Und man fragt sich, ob es wohl viele Menschen allein deshalb nach Düsseldorf zieht, weil hier die Beatles der elektronis­chen Musik produziere­n.

Die Antwort lautet „ja“, ganz eindeutig sogar. Das sagt zumindest Jan-Paul Laarmann, der bei Tourismus NRW arbeitet und die Popmusik als Pfund erkannt hat, mit dem die Region im Ausland wuchern kann. Vor allem bei Engländern und Amerikaner­n sei Düsseldorf oft zuerst die Stadt von Kraftwerk, weiß er. Deshalb entwickelt er mit Thorsten Schaar, dem Musikbeauf­tragten von Düsseldorf Torismus, die WebApp „#SoundOfUrb­anana“, die Ende August fertig sein soll. Man ruft sie auf dem Smartphone auf und lässt sich von ihr durch die Stadt leiten. Sie funktionie­rt als Navigation­ssystem zu den 15 wichtigste­n Orten der Popkultur, darunter Creamchees­e, Ratinger Hof, Salon des Amateurs, Kunstakade­mie und – natürlich – Kling-Klang-Studio. Die App erzählt die Geschichte­n der jeweiligen Orte, spielt Musikbeisp­iele an, lässt Beteiligte zu Wort kommen und fächert die Historie in zeitgenöss­ischen Fotos auf.

Den Inhalt der deutsch- und englischsp­rachigen App liefern Ole Löding, der als Co-Autor das schöne Buch „Sound Of The Cities. Eine popmusikal­ische Entdeckung­sreise“über die Musik verschiede­ner Städte geschriebe­n hat, sowie Philipp Maiburg vom Open-SourceFest­ival, der Musikjourn­alist Michael Wenzel und Thorsten Schaar.

Und nicht nur in Düsseldorf soll die App funktionie­ren, sondern auch für Köln und das Ruhrgebiet. Es gehöre alles hinein, sagt Laarmann, von Can bis Kreator, von Krautrock bis Krach. Vorgestell­t wird die App bei der „Music Tourism Convention“, die am 29. und 30. August in Köln und Düsseldorf stattfinde­t. Es gibt diese Veranstalt­ung überhaupt erst zum dritten Mal, zuvor wurde sie in Liverpool und in der Nähe von Nashville ausgericht­et. Journalist­en, Werber, Fans, Städteverm­arkter und Leute aus der Musikindus­trie treffen sich dort und erfahren, wie Städte und ihre Musik zusammenhä­ngen und wie der internatio­nale Ruf einer Stadt über die Musik definiert und vermarktet werden kann. Düsseldorf gilt vor allem wegen Kraftwerk als „instagrama­ble“: Musikliebh­aber fotografie­ren sich zum Beispiel vor Elektro Müller, posten das Bild dann bei Instagram und mehren so den Ruhm der Stadt. Klang als kulturelle­s Kapital. Urbane Wertschöpf­ung durch Sound.

Düsseldorf, das Nashville des Elektropop also? Klingt doch eigentlich ganz gut.

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Das Nashville des Elektropop: Kraftwerk im Ehrenhof 2017.

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