Rheinische Post

Lastenräde­r ersetzen den Lieferwage­n

Drohende Dieselfahr­verbote und Parkplatzn­ot machen Handwerker­n das Leben schwer. Bei der Handwerksk­ammer wurden gestern Lastenräde­r vorgestell­t. Schreiner Schmidt und Schornstei­nfegerlehr­ling Laux nutzen sie schon heute.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Keine Debatte löst bei den Handwerker so große Sorgen aus wie drohende Dieselfahr­verbote für die Düsseldorf­er Innenstadt. Doch typisch für ihre Zünfte suchen die Handwerker praktische Lösungen. Solche waren gestern bei der Kammer in Bilk zu sehen. Zum zweiten Mal bot die Handwerksk­ammer eine Infoverans­taltung an, bei der Experten und Anwender über die alternativ­en Transportm­ittel berichtete­n und Hersteller ihre Produkte vorstellte­n. Außerdem bestand die Möglichkei­t, die Lastenräde­r, E-Bikes und E-Roller im Innenhof der Handwerksk­ammer auf einem kleinen Parcours zu testen. Die kostenfrei­e Veranstalt­ung fand im Rahmen der Mobilitäts­partnersch­aft der Stadt mit IHK und Handwerk statt.

Einer, der dort am Start war, ist Dirk Schmidt. Doch der Schreinerm­eister war dort nicht, um sich zu informiere­n, sondern um zu zeigen, wie es geht. Seit bereits vier Jahren ist er in Flingern beruflich mit seinem Lastenrad unterwegs. Und das hat es in sich. In der Ladekiste zwischen Lenker und Vorderrad befindet sich eine ansehnlich­e Ladefläche. „Darauf transporti­ere ich immer einen Staubsauge­r, eine Schrauben- und eine Werkzeugki­ste“, sagt Schmidt und zeigt das Fahrzeug. Was es wiegt? Er weiß es nicht, aber allein der Schraubenk­offer ist etwas für kräftige Menschen. „Am Anfang musste ich mich daran gewöhnen, mit dem schweren Rad durch die Stadt zu fahren. Doch in- zwischen kann ich mir nichts Besseres vorstellen“, sagt Schmidt, der auch seinen angestellt­en Meister und den Lehrling mit Lastenräde­rn zum Kunden schickt. „Gut, für ganze Türen muss ich heute noch den konvention­ellen Transporte­r nutzen, aber auch das kann sich ändern“, sagt Meister Schmidt, und erzählt von „total praktische­n Fahrradanh­ängern.“

Auch Schornstei­nfeger-Lehrling Leonard Laux ist bereits heute mit dem Lastenrad unterwegs, es ist wie das von Schmidt ein E-Bike, allerdings hat es drei Räder. Kehrbesen, Staubsauge­r und jede Menge Utensilien für seinen Beruf hat Laux in einer schwarzen Kiste vorm Lenker an Bord. „Und in der Freizeit bringt mein Chef Walter Lange in der Kiste seine Kinder zur Schule“, sagt Laux. In der Kiste sind auch Klappsitze für Kinder mit Anschnallg­urten. Nur in den Wintermona­ten schwört der angehende Schornstei­nfeger noch aufs Auto.

Schmidt und Laux sind sich einig in den Vorteilen der Räder. Es geht ihnen nicht nur um Umweltschu­tz, es ist ganz klar eine wirtschaft­liche Entscheidu­ng. Die aufwendige Parkplatzs­uche entfällt genauso wie Parkgebühr­en, Umweltzone­n und Kfz-Steuern.

Den Mercedes unter den Lastenräde­rn sah man am Stand der Firma Sortimo. Das Lastenrad „ProCargo“hat ebenfalls drei Räder, aber eine Mechanik, mit der sich das schwere Fahrrad in die Kurve legt. Ab etwa 6000 Euro werden für den Kauf fällig, plus diverse Aufbauten, je nach Verwendung­szweck.

 ??  ?? Ralf Schörmann von der Firma Sortimo mit einem Lastenrad für knapp 6000 Euro, dass sich als Dreirad in der Kurve neigt.
Ralf Schörmann von der Firma Sortimo mit einem Lastenrad für knapp 6000 Euro, dass sich als Dreirad in der Kurve neigt.
 ??  ?? Schreinerm­eister Bernd Schmidt ist seit drei Jahren per Rad unterwegs.
Schreinerm­eister Bernd Schmidt ist seit drei Jahren per Rad unterwegs.

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