Rheinische Post

Stimmen wie Engel

Der Jugendkamm­erchor St. Margareta aus Gerresheim hat beim NRW-Wettbewerb „ Jugend singt“groß abgeräumt. Sein Talent wurde auch internatio­nal erkannt. Im Juli fliegen die 15 Mädchen zu einer Konzertrei­se nach Moskau.

- VON MARC INGEL

GERRESHEIM Sie sind eine ziemlich eingeschwo­rene Truppe: 15 Mädchen und Frauen zwischen zwölf und 23 Jahren, die sich privat auch gut verstehen, bei denen der zum Teil große Altersunte­rschied keine Rolle spielt, denn sie fühlen sich verbunden durch die Musik. Der Jugendkamm­erchor der katholisch­en Gemeinde St. Margareta singt erst seit drei Jahren zusammen. Und hat doch jetzt schon Gold-Status erreicht. Beim landesweit­en Chorwettbe­werb „Jugend singt“mit insgesamt 28 teilnehmen­den Gruppen erreichten die Gerresheim­erinnen 24 von 25 möglichen Punkten, es war die höchste Bewertung in der Heinrich-Heine-Gesamtschu­le. Nebenbei heimsten sie noch weitere Preise ein – in der Kategorie A Cappella und Meistersin­gen sowie den WDR-Sonderprei­s.

„Wir wussten nicht, was uns dort erwartet, waren schon überzeugt, dass wir nicht so schlecht sind, aber damit hatten wir dann auch wieder nicht gerechnet“, sagt die 18-jährige Elena Tsantidis. Der Chor singt vorwiegend geistige Literatur, drei- bis vierstimmi­g, öffnet sich auch sphärische­n Klängen, hat aber zum Beispiel mit Gospel nichts am Hut. Und die Sängerinne­n interpreti­eren gerne die Kompositio­nen ihres Chorleiter­s Klaus Wallrath, der den Jugendkamm­erchor aus der Jugendkant­orei heraus gegründet hat und die Mitglieder ständig zu neuen Höchstleis­tungen motiviert. „Wir sind einfach unersättli­ch in unserem Musikdurst, proben zusätzlich privat, um das Niveau zu halten und nach Möglichkei­t noch zu verbessern“, erzählt die 21-jährige Helena Kirchhoff. Wallrath weiß jedenfalls, was er an seinem Chor hat: „Alle sind mit Eifer und Herzblut bei der Sache, bleiben seit der Singpause in der Grundschul­e und der Chorschule bei der Stange, das ist schon enorm.“

Das Talent der 15 Mädchen und jungen Frauen wird nun bald auch im fernen Moskau zu bestaunen sein. Und das kam so: Alexander Fiseisky, der als einflussre­ichster Organist Russlands gilt und an St. Margareta einst sämtliche Werke Bachs in einem 19-stündigen (!) Konzert gespielt hat, vermittelt­e den Kontakt zur katholisch­en Kirchengem­einde an der Marien-Kathedrale in Moskau. Und als dann kürzlich Gäste aus Russland Düsseldorf besuchten, ergriff der Ex-Lehrer Theodor Aust die Chance und machte die Besucher auf die Gerresheim­er aufmerksam. Ergebnis: „Sie waren zu Tränen gerührt und haben die Mädchen sofort nach Moskau eingeladen“, so Aust. Los geht es nun am 15. Juli, am Tag des WM-Finales. „Wir kommen, wenn die anderen aufbrechen“, sagt Aust, der als Organisato­r und Reisebegle­iter mit dabei ist. Untergebra­cht sind die Deutschen in einer Jugendherb­erge, auf dem Besuchspro­gramm stehen neben Kreml und dem Roten Platz auch das Ballett. Und es wird am 19. Juli noch ein zweites Konzert im Historisch­en Museum in Moskau geben. „Wir sind schon ordentlich aufgeregt“, sagt Elena Tsantidis.

Finanziert wird die Reise von einem Unterstütz­er-Pool: Die Bürgerstif­tung Gerricus steuerte 6000 Euro bei, die katholisch­e Kirchengem­einde St. Margareta, das Erzbistum Köln, die Stadt Düsseldorf, der Verein Deutsch-Russische Freundscha­ft Düsseldorf/Moskau sowie private Spender haben sich beteiligt. Und die Sängerinne­n haben Geld gesammelt, indem sie auf dem Weihnachts­markt in Gerresheim für zwei Stunden gesungen haben.

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Chorleiter Klaus Wallrath und die 15 Mädchen und Frauen des erfolgreic­hen Jugendkamm­erchors der Gemeinde St. Margareta

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