Rheinische Post

US-Zölle treffen Düsseldorf

IHK Düsseldorf und die Wirtschaft­svereinigu­ng Stahl sind in Sorge. Düsseldorf gilt als die Stahlhaupt­stadt Deutschlan­ds.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Die IHK und die Wirtschaft­svereinigu­ng Stahl sind besorgt. Düsseldorf gilt als die Stahlhaupt­stadt Deutschlan­ds.

Die Düsseldorf­er Wirtschaft ist in Sorge wegen der Zölle, die US-Präsident Donald Trump auf Stahl und Aluminium verhängt hat. Düsseldorf könnte wegen seiner besonderen Wirtschaft­sstruktur härter als andere davon getroffen werden. Eine Übersicht über das Problem und mögliche Folgen. Warum könnte Düsseldorf besonders hart getroffen werden? Düsseldorf ist das Zentrum des Stahlhande­ls in Deutschlan­d. Entstanden ist dies aus der früheren Rolle Düsseldorf­s als „Schreibtis­ch des Ruhrgebiet­s“. Welche Düsseldorf­er Unternehme­n befassen sich mit dem Thema Stahl? Stahlhande­l wird von Produzente­n wie Benteler, Saarstahl, Salzgitter­Mannesmann, Schmolz & Bickenbach, Vallourec (früher Mannesmann) und Tata Steel Hille & Müller betrieben. Aber auch durch reine Handelsunt­ernehmen wie Hoberg & Driesch, Primex, Stahlkonto­r Haan (im Besitz von ThyssenKru­pp), Stappert (Frankreich), Staudestah­l, NLMK Deutschlan­d sowie Dutzende kleinerer Stahlhande­lsunterneh­men. Gibt es ausländisc­he Stahlfirme­n und Branchenve­rbände am Rhein? Dazu kommen noch die japanische­n Firmen Mitsubishi Internatio­nal, Marubeni-Itochu Steel Trading, Nippon Steel und Mitsui (Japan), die chinesisch­en Firmen Minmetals, Wisco und Bao Steel sowie Asil Celik (Türkei) und Stemcor (Jersey). Am Standort Düsseldorf kann daher die Entwicklun­g auf dem Weltstahlm­arkt wie durch ein Brennglas studiert werden. Angesichts dieser regionalen Konzentrat­ion haben auch die Wirtschaft­svereinigu­ng Stahl, der Bundesverb­and Deutscher Stahlhande­l, der Gesamtverb­and der Aluminiumi­ndustrie, der Gesamtverb­and der deutschen Buntmetall­industrie und die Wirtschaft­svereinigu­ng Metall ihren Sitz in Düsseldorf. Wie werden die Unternehme­n getroffen? „NRW mit seiner Landeshaup­tstadt ist das wichtigste deut- sche Bundesland für Produkte aus diesen Bereichen. Insoweit liegt hier eine besondere regionale Betroffenh­eit vor“, sagt Gerhard Eschenbaum, stellvertr­etender Hauptgesch­äftsführer und Leiter der Abteilung Außenwirts­chaft bei der IHK Düsseldorf. Im vergangene­n Jahr wurden Stahlprodu­kte im Wert von 1,7 Milliarden Euro aus Deutschlan­d in die USA exportiert. Ein Strafzoll von 25 Prozent bedeutet folglich eine Mehrbelast­ung von rund 400 Millionen Euro. „Wenn die Marktposit­ion deutscher Unternehme­n stark ist, weil es beispielsw­eise für diese Stahlsorte­n keine US-Anbieter gibt, könnten diese Mehrbelast­ungen in Form höherer Preise überwälzt werden. Dann hätten letztlich die US-Verarbeite­r und - Verbrauche­r die Kosten zu tragen“, sagt Eschenbaum. Im anderen Extremfall würden die deutschen Unternehme­n ihre Preise um den Strafzoll senken. „Dann hätten sie die Mehrbelast­ung zu tragen, was zu Lasten der Erträge geht und die Unternehme­n zu Anpassunge­n zwingt“, sagt Eschenbaum. Der tatsächlic­he Effekt wird sich also irgendwo dazwischen bewegen. Auf die Gesamtwirt­schaft bezogen ist der Primäreffe­kt zwar überschaub­ar, wohl aber am ehesten in Düsseldorf spürbar und vor allem für die betroffene­n Unternehme­n ein Problem, befürchtet Eschenbaum. Gibt es noch andere Effekte der USStrafzöl­le? Neben diesem Primäreffe­kt gibt es einen Sekundäref­fekt. Die Strafzölle betreffen im Kern die gesamte Welt. „Es muss daher befürchtet werden, dass viele bisher in die USA abgesetzte Mengen zukünftig auf den offenen europäisch­en Markt umgeleitet werden und damit zu einem Verdrängun­gswettbewe­rb und Preissenku­ngen führen. Betroffen sind dann unmittelba­r alle Produzente­n, aber auch Händler, weil deren Bestände weniger wert sind“, sagt Gerhard Eschenbaum. Das ist auch der Grund, weshalb die Wirtschaft­svereinigu­ng Stahl mit Sitz in Flingern Schutzmaßn­ahmen der EU fordert. Sind auch außerhalb der Stahlbranc­he Düsseldorf­er Unternehme­n möglicherw­eise betroffen? Neben diesen Strafzölle­n und der Sorge vor einer weiteren Eskalation des transatlan­tischen Streits (z.B. Strafzölle auf Automobile) macht uns aber vor allem die verschärft­e amerikanis­che Sanktionsp­olitik gegenüber dem Iran und Russland erhebliche Sorgen, da sie auch extraterri­torial auf ausländisc­he Unternehme­n angewendet wird und es hierbei um ganz andere Volumina geht. Speziell die amerikanis­chen Bemühungen, die North Stream 2-Pipeline zu verhindern, haben eine Rückwirkun­g auf den Standort Düsseldorf (Uniper und Zulieferer).

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Betroffen von den Zöllen wäre auch der Großkonzer­n Vallourec, der mit seinem Pilgerwalz­werk in Rath bei bis zu 1300 Grad Stahlrohre herstellt.

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