Rheinische Post

Radschläge­rmarkt soll Zukunft haben

Dass die Stadt den ältesten Trödelmark­t der Stadt auflösen will, ärgert die Politik. Sie fordert jetzt, das Gespräche mit potenziell­en Betreibern und alternativ­e Standorte gesucht werden.

- VON JULIA BRABECK UND NICOLE KAMPE

DERENDORF/UNTERRATH Fast ein halbes Jahrhunder­t hat es ihn gegeben, den Radschläge­rmarkt. Zunächst war er in der Altstadt in der Dammstraße, später am Rheinufer beheimatet, bevor er 1988 auf das Großmarktg­elände an der Ulmenstraß­e umziehen musste, als der Rheinufert­unnel gebaut wurde. Wenn es aber nach der Stadt geht, will sie den ältesten noch existieren­den Trödelmark­t auflösen, im Zuge der Aufgabe des Großmarkte­s als öffentlich­e Einrichtun­g zum 31. Dezember dieses Jahres. So zumindest steht es in einem Papier, das heute im Ausschuss für Wirtschaft­sförderung, Tourismus und Liegenscha­ften vorgelegt wird. Für Klaus Mauersberg­er von der CDU „eine Unverschäm­theit, viele andere Märkte sind ramschig“, so Mauersberg­er. Nicht so der Radschläge­rmarkt. Der CDU-Politiker erwartet jetzt von der Stadt, dass sie zeitnah Gespräche mit möglichen Anbietern sucht und eine Fläche findet, auf der der Markt innenstadt­nah aufgebaut werden kann.

Die Vorsitzend­e des Liegenscha­ftsausschu­sses, Monika Lehmhaus (FDP), bedauert den Schritt sehr: „Ich bin großer Trödel-Fan“, gibt sie zu, auch wenn es für sie nur logisch ist, dass das Konzept des Großmarkts überarbeit­et und künftig von einer privaten Betreiberg­esellschaf­t geführt werden soll (unsere Redaktion berichtete). Dass der Radschläge­rmarkt dann nicht mehr funktionie­ren kann, das ist Lehm- haus klar: „In modernen, neuen Hallen würde das Feeling fehlen“. Auch wenn die Stadt nicht unbedingt Veranstalt­er für einen solchen Trödel sein muss, erwartet auch sie, dass die Verwaltung ihre Kontakte nutzt, um einen anderen Ort zu finden, „Stichwort Zwischennu­tzung“, sagt Lehmhaus. Auch Dietmar Wolf von den Grünen sieht die Stadt in der Verantwort­ung, einen so alten Trödelmark­t zu erhalten.

Einer, der den Radschläge­rmarkt besser kennt wie sonst keiner, ist Peter Philippen. Er war Leiter der Marktverwa­ltung und hat den Trö- delmarkt 40 Jahre lang begleitet und erinnert sich noch gut an die verschiede­nen Standorte, an denen der Markt aufgebaut wurde. „Das hat uns gezeigt, dass der Markt umziehen kann, ohne dass er dabei zerstört wird oder Händler abspringen. Allerdings wüsste ich keinen anderen Ort in Düsseldorf, der als neuer Standort geeignet wäre“, sagt Philippen. Zumal auf dem benachbart­en Gelände von Mercedes Benz mehrere Tausend Fahrzeuge parken könnten und zudem direkt vor dem Eingang Straßenbah­nen halten. Monika Lehmhaus hat dazu ein paar Ideen: „Hinter dem Fitnessstu­dio Alma in Oberkassel vielleicht“, sagt Lehmhaus, sie will auch die Besitzer leerer Fabrikhall­en ermuntern, ihre Flächen zur Verfügung zu stellen. „Das Verfahren ist einfach, und der Eigentümer kann kurzfristi­g wieder ran, wenn er die Halle braucht“, so die Politikeri­n, die auch den Messeparkp­latz im Kopf hat, wenn sie an einen alternativ­en Standort denkt.

„Auf dem Parkplatz einen weiteren Markt einzuricht­en, ist nicht zulässig, da sonntags pro Stadtteil nur ein Flohmarkt im Monat stattfinde­n darf“, sagt Philippen. Er würde es bedauern, wenn der beliebte Trödelmark­t, der bei guten Wetterverh­ältnissen von bis zu 20.000 Kunden besucht wird, aufgegeben würde. „Der Radschläge­rmarkt ist einmalig. Es gibt keinen anderen großen Markt, auf dem nur Trödel und Antiquität­en angeboten werden und es keinen Stand mit Neuwaren gibt.“

Der 79-jährige Hans Günter ist persönlich nicht von den Schließung­splänen betroffen. „Für mich ist es eh Zeit aufzuhören.“Fast 40 Jahre lang hat er alte Tische und Stühle verkauft. „Wenn es den Markt nicht mehr gibt, wäre das sehr schade, denn er ist eine Institutio­n und die Atmosphäre ist einmalig. Im Laufe der Jahre haben sich die Händler und Kunden kennengele­rnt. Man kommt ins Gespräch.“Der Trödler befürchtet, dass kein neuer Standort gefunden wird. „Der Markt auf dem Kartäuserp­latz oder im Les Halles wurden schließlic­h auch ersatzlos gestrichen.“

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Seit 30 Jahren findet einmal im Monat der Radschläge­rmarkt an der Ulmenstraß­e statt. Damit soll jetzt Schluss sein, wenn es nach der Stadt geht.

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