Rheinische Post

Durchbruch im Asylstreit

CDU, CSU und SPD finden nach wochenlang­em Ringen einen Kompromiss.

-

BERLIN/WIEN (dpa) Nach langem Machtkampf in der Union und Ärger in der Koalition haben sich CDU, CSU und SPD auf ein Paket gegen illegale Migration und eine Verschärfu­ng der Asylpoliti­k geeinigt. Die SPD-Vorsitzend­e Andrea Nahles und Vizekanzle­r Olaf Scholz erklärten am Donnerstag­abend nach einem Koalitions­ausschuss in Berlin, man habe sich darauf verständig­t, dass Asylverfah­ren beschleuni­gt werden. Zudem solle ein Einwanderu­ngsgesetz noch in diesem Jahr durchs Kabinett gebracht werden. Letzteres war eine zentrale SPD-Forderung gewesen.

Beim Unionskomp­romiss geht es vor allem darum, an der deutsch-österreich­ischen Grenze Migranten abzufangen und zurückzusc­hicken, die schon in anderen EU-Ländern einen Asylantrag gestellt haben. Seehofer warb am Abend in Berlin für „Transferze­ntren“an der Grenze zu Österreich. Bisher hatte die Union den Begriff „Transitzen­tren“genutzt, den die SPD aber abgelehnt hatte.

Diese „Transferze­ntren“würden in bestehende­n Polizeista­tionen untergebra­cht. „Da gibt es keinen Stacheldra­ht oder Ähnliches“, sagte der CSU-Chef. Da kämen jeden Tag zwischen zwei und fünf Flüchtling­e an, die spätestens nach 48 Stunden wieder die„totale Freiheit“haben müssten, sie dürften nur eben nicht nach Deutschlan­d einreisen. Es handele sich nicht um „Massenlage­r“, wie teilweise behauptet werde.

Damit könnte der Asylkompro­miss am Ende weit weniger Migranten betreffen als zunächst geplant. Anfangs hatte es geheißen, dass auch alle Migranten betroffen sein sollen, die an der Grenze aufgegriff­en werden und schon woanders mit Fingerabdr­ücken registrier­t wurden. Dies wäre eine deutlich größere Gruppe als die derer, die bereits woanders einen Asylantrag gestellt haben.

Dennoch dürfte für Seehofer die Umsetzung nicht einfach werden: Anders als geplant, lehnt Österreich es ab, Flüchtling­e einreisen zu lassen, die in Deutschlan­d abgewiesen werden und bei denen der EU-Staat, in dem sie Asyl beantragt haben, eine Rücknahme verweigert. Damit könnte einer von drei Punkten im Unions-Kompromiss hinfällig sein - und sich die Zahlen rasch zurückgefü­hrter Migranten weiter verringern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany