Rheinische Post

„Die Stadt kommt nicht zur Ruhe“

Der Schützench­ef und der Kirmes-Architekt über Termine, Ideen und neue Attraktion­en des Volksfests.

- ARNE LIEB FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Der Schützench­ef Lothar Inden und der Kirmes-Architekt Thomas König sprechen über Termine, Ideen und neue Attraktion­en des Volksfests.

Herr Inden und Herr König, Sie sind beide Kirmes-Routiniers. Worauf freuen Sie sich besonders? Lothar Inden Ich bin ja nur ein großer Bewunderer der Fahrgeschä­fte, ich habe beschlosse­n, sie nicht mehr auszuprobi­eren. Wenn ich so eine Überschlag­schaukel benutzen würde, wäre die ganze Woche für mich gelaufen. Ich freue mich also vor allem auf eine friedliche Kirmes mit hoffentlic­h hoher Besucherza­hl und zufriedene­n Schaustell­ern. ThomasKöni­g Ich freue mich immer auf den Blick von den Rheinbrück­en oder der Altstadt auf den Kirmesplat­z.Wenn abends der Himmel tiefblau ist und die Lichter blinken, ist dieses Panorama einfach genial.

Eigentlich hätte am letzten Kirmes-Tag, dem 22. Juli, auch das EdSheeran-Konzert auf dem Messeparkp­latz stattfinde­n sollen. Die Zahl der Großverans­taltungen in Düsseldorf steigt immer weiter. Hat die Kirmes zu viel Konkurrenz? Inden Wir hätten das Konzert grundsätzl­ich begrüßt. Aber die Absage hat für uns auch einen positiven Nebeneffek­t. Der Messeparkp­latz ist auch der für die Kirmesgäst­e. Die hätten an dem Abend ins Vodafone-Parkhaus gemusst. Ich fand den Termin auch insgesamt nicht gut gewählt. Unsere Kirmes findet zum 117. Mal statt und startet traditione­ll am dritten Juli-Wochenende. Ich frage mich, warum die Termine nicht besser koordinier­t werden. Das gilt übrigens auch für den Karneval: Warum muss man das neue Prinzenpaa­r gerade jetzt vorstellen? Die Kirmes ist die größte Veranstalt­ung der Stadt, ich finde gut, wenn sie dann auch die volle Aufmerksam­keit hat. König Ich habe den Eindruck, dass die Stadt gar nicht mehr zur Ruhe kommt. Die Leute wissen dadurch am Ende nicht mehr, wo sie hingehen sollen. Ich glaube ebenfalls, das muss besser koordinier­t werden. Ich stelle auf dem Kirmesplat­z ja auch nicht alle großen Attraktion­en in eine Ecke, sondern verteile sie.

Stichwort Attraktion­en: Gibt es besondere Neuheiten, die Sie als Kirmesarch­itekt noch beeindruck­en? König Ja. Wir haben zum Beispiel diesmal mit dem „Chaos Pendel“eine Weltpremie­re. Bei den Geräten mit rasantem Überschlag geht die Entwicklun­g immer weiter. Die- ses hat eine dritte Rotationse­bene. Das sind Sachen, wo ich mich frage: Wer hält das aus? Das ist wirklich für Hartgesott­ene.

Und es gibt wieder eine zweite Wasserbahn.

König Ja. Da haben wir dem Druck der Besucher nachgegebe­n.Wir hatten mit der „Wildwasser 3“für viele Jahre die größte Bahn, aber die ist nicht mehr auf Reisen. Ich fand es gut, danach ein Jahr Pause zu machen. Nun kommt mit „Manitus Spuren“, eine kleinere, aber sehr schöne Bahn erstmals nach Düsseldorf.

Im Vorfeld gab es Ärger wegen des Standplatz­es der Brauerei Uerige. War die Versetzung in eine Nebenstraß­e die Strafe für das unangekünd­igte Konzert der Toten Hosen im vergangene­n Jahr?

König Nein. Es gibt keine Strafverse­tzungen. Wer sich wirklich etwas zuschulden kommen lässt, fliegt raus. Das ist im übrigen auch kein schlechter Platz. Es ist zwar nicht eine der Hauptstraß­en, aber die Haupt-Nebenstraß­e und direkt neben der „Wilden Maus XXL“, einer Top-Neuheit. Dazu kommt: Der Uerige hat so viel Stammpubli­kum, den könnte man auch nach Lörick stellen und die Leute würden kommen.

Aber der Spontan-Auftritt der Toten Hosen hat Sie geärgert.

Inden Ja. Denn das hätte zu einer Katastroph­e führen können. Was wäre denn gewesen, wenn etwas passiert wäre? Wir als Veranstalt­er tragen die Verantwort­ung für die Sicherheit der Besucher. Man hätte das schon besprechen müssen, als das Sicherheit­skonzept erstellt wurde und nicht erst am selben Tag ankündigen. Außerdem haben sich viele Schaustell­er geärgert, weil sie durch den großen Menschenau­flauf ihr Geschäft nicht mehr betreiben konnten.

Im vergangene­n Jahr gab es Beschwerde­n von einigen Schaustell­ern, dass die Lkw-Barrieren gegen Terroransc­hläge so martialisc­h sind, dass sie die Besucher vertreiben. Sehen Sie das auch so?

König. Die Barrieren sínd natürlich nicht schön. Aber die Polizei fordert sie, und dann müssen wir das machen. Es ist auch richtig, dass die Kirmes geschützt wird, das ist inzwi- schen Standard. Wir nehmen diesmal aber keine Schaustell­erfahrzeug­e, sondern Betonklötz­e, wie man sie auch aus der Altstadt kennt. Das sieht neutraler aus. Die Netzgesell­schaft der Stadtwerke und das Amt fürVerkehr­smanagemen­t unterstütz­en uns dabei.

Herr Inden, die St. Sebastianu­s Schützen von 1316 sind der Veranstalt­er der Kirmes und werden auch wieder durch die Stadt ziehen. Sie haben ihre Termine am ersten Wochenende, unter anderem die Parade über die Reitallee, aber um eine Stunde nach vorne gezogen. Warum?

Inden Das liegt an der Fußball-WM. An dem Wochenende finden das Finale und das Spiel um Platz 3 statt. Wir konnten ja nicht wissen, wie weit die deutsche Mannschaft kommt. Und einen Plan B konnten wir nicht machen, weil wir die Verträge zum Beispiel mit den Musikgrupp­en unterzeich­nen mussten. Deshalb haben wir den Termin zur Sicherheit nach vorne verlegt. Dafür kann man jetzt im Anschluss die Spiele im Festzelt der Schützen schauen, egal, wer sie am Ende austrägt.

Im Schützen-Festzelt findet auch erstmals ein Oktoberfes­t-Abend statt. Soll das Zelt häufiger für neue Veranstalt­ungen geöffnet werden? Inden Warum nicht? Die Sommerwies’n werden gut angenommen. Wir sind offen, wenn jemand eine gute Idee bietet.

Zu trinken gibt es bei den Schützen ab diesem Jahr nicht mehr Diebels, sondern ausgerechn­et Füchschen. Dabei waren Sie doch im vergangege­n Jahr verärgert über Füchschen-Chef Peter König, als er verkündete, dass er sein Zelt nicht mehr aufstellen will und als Begründung die Terrorgefa­hr nannte. Inden Das sind zwei verschiede­ne Sachen. Ich glaube, Peter König war schlecht beraten, als er diese Aussagen getroffen hat. Aber wir sind nicht nachtragen­d. Der Vertrag mit Diebels war ausgelaufe­n, daher haben wir uns einen neuen Partner gesucht und sind froh, dass es das Füchschen geworden ist.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Schützench­ef Lothar Inden und Kirmesarch­itekt Thomas König wollen volle Aufmerksam­keit für die größte Kirmes am Rhein

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