Kampf um das freie Internet
Warum es gut ist, dass Google und Co. für Hyperlinks nicht zahlen müssen.
Vergangene Woche hat das EU-Parlament gegen ein neues Urheberrecht abgestimmt. Es ging um eine Grundsatzfrage: Müssen Suchmaschinen und Webverzeichnisse wie Google oder Wikipedia Geld dafür bezahlen, dass sie mit Text-Ausschnitten oder Vorschaubildern auf Zeitungsartikel oder Videos verlinken? Die Befürworter des Gesetzes, zu denen die Zeitungs- und Zeitschriftenverleger zählen, argumentieren: Ohne unsere Inhalte hätte Google nichts zu verlinken! Die Internetkonzerne halten dagegen und sagen: Seid doch dankbar, wir bringen euch Leser! Am Ende geht es um Geld. Die Plattformbetreiber hatten die Mechanis- men des Webs früh verstanden und lukrative Geschäftsmodelle entwickelt. Die Verlage reagierten, indem sie ihre Inhalte gratis ins Netz stellten, in der Hoffnung, mehr Besucher auf ihre Seiten zu locken und mehr Werbung zu verkaufen. Die Rechnung ist nicht aufgegangen. Obwohl Google oder Facebook selbst keine Inhalte produzieren, verdienen sie sich mit ihren Wegweisern im Netz dumm und dämlich, während die Zeitungshäuser zusehen müssen, was für sie vom Werbemarktkuchen übrigbleibt. Obwohl ich als Journalist darauf angewiesen bin, dass Sie, verehrte Leser, mich für meine Arbeit bezahlen, bin ich froh, dass das neue Urheberrecht keine Mehrheit fand. Die Besteuerung von Hyperlinks konterkariert die UrIdee des Netzes. Sie gefährdet Enzyklopädien wie Wikipedia, macht mehr kaputt, als dass es das Problem löst. Besser: Unterstützen Sie gemeinnützige Netz-Projekte und abonnieren Sie eine Zeitung. Begreifen Sie Ihr Abo als Wertschätzung einer vielfältigen, unabhängigen Presselandschaft. Bei aller Kritik, die auch ich gelegentlich gegenüber klassischen Medienberichten habe: Wir werden erst begreifen, was wir an ihnen hatten, wenn es sie nicht mehr gibt.
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