Rheinische Post

Fast 10.000 demonstrie­ren gegen Polizeiges­etz

Bei der friedliche­n Kundgebung in Düsseldorf kam am Samstag eine Vielzahl politische­r Organisati­onen zusammen.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Tausende Bürger in NRW haben am Samstag friedlich gegen das geplante neue Polizeiges­etz demonstrie­rt. Die Polizei sprach von 9300 Teilnehmer­n, 8000 waren erwartet worden. Das Bündnis „Nein zum neuen Polizeiges­etz in NRW“, das nach eigenen Angaben von mittlerwei­le mehr als 300 Organisati­onen und Einzelpers­onen – von Kirchen über Juristenve­rbände, Daten- und Umweltschü­tzern bis zu Nichtregie­rungsorgan­isationen wie Attac – unterstütz­t wird, schätzte die Teilnehmer­zahl hingegen auf 20.000. Sogar Fans rivalisier­ender Fußball-Clubs gingen zusammen auf die Straße.

Der Protest richtete sich gegen die Gesetzesno­velle, die es Polizisten unter anderem ermögliche­n soll, künftig schon bei „drohender Gefahr“Verdächtig­e in Gewahrsam zu nehmen. Kritisch sehen die Gegner insbesonde­re das Vorhaben, mutmaßlich­e Täter bis zu vier Wochen in Gewahrsam nehmen zu können statt wie bisher 48 Stunden. Auch Verfassung­srechtler hatten dies beanstande­t. Die CDU/FDP-Landesregi­erung kündigte Nachbesser­ungen an.

„Kein Bedrohungs­szenario dieser Welt rechtferti­gt derartige Einschnitt­e in unsere Freiheits- und Grundrecht­e“, hieß es in einer Stellungna­hme des Bündnisses. Jasper Prigge, Rechtsanwa­lt und Mitglied der Vereinigun­g Demokratis­cher Juristinne­n und Juristen (VDJ) erklärte, Überwachen, Kontrollie­ren und Einsperren seien keine Lösungen, sondern Grundrecht­sverletzun­gen. Es gebe keine Garantie, dass die Polizei sorgsam mit derart weitreiche­nden Befugnisse­n umgehen werde. „Das Gesetz hat eine Schieflage. Es setzt auf mehr Polizeibef­ugnisse, ohne die Rechte der Betroffene­n hinreichen­d zu schützen“, sagte Prigge

Das Gesetzesvo­rhaben sieht überdies die Einführung der Quellen-Telekommun­ikationsüb­erwachung von Messengerd­iensten wie WhatsApp oder Internette­lefonie über Skype vor. Überdies soll die Videoüberw­achung ausgeweite­t werden.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Friedliche­r und bunter Protest: Bundesinne­nminister Horst Seehofer als „Gefährder“und ein deutliches Nein zum Polizeiges­etz.

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