Rheinische Post

Worauf es jetzt in der NRW-Politik ankommt

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Die Zeiten werden ruppiger! Zahlreiche politische Krisenherd­e halten die Welt in Atem. Gleichzeit­ig erleben wir heftige Angriffe auf den freien Welthandel. Protektion­ismus und Strafzölle drohen um sich zu greifen. Längst vergangen geglaubte nationale Egoismen erfahren eine unselige Renaissanc­e. Selbst das Friedens-, Freiheits- und Wohlstands­projekt Europa sieht sich besorgnise­rregenden Fliehkräft­en ausgesetzt. All dies zusammen kann unsere Wirtschaft bis ins Mark erschütter­n.

Zutiefst verstörend vor diesem Hintergrun­d wirkt auf mich als internatio­nal tätigen Familienun­ternehmer die politische Selbstzerf­leischung der vergangene­n Wochen in Berlin. Dringender denn je brauchen wir eine Bundesregi­erung, die internatio­nal Verantwort­ung zeigt und im eigenen Land die Hausaufgab­en erledigt. Dabei bin ich überzeugt, dass Deutschlan­d die gewaltigen Herausford­erungen nur bewältigen kann, wenn unsereWirt­schaft stark bleibt.

Die schwarzrot­e Bundesregi­erung erweist sich jedoch erneut vor allem als Vertreter einer umfassen- den Verteilung­spolitik und nicht als Verfechter einer zukunftsor­ientierten Wirtschaft­spolitik. Gewiss: Es wird auch in Zukunftsbe­reiche wie Bildung und Infrastruk­tur investiert, doch es müsste viel mehr sein. Denn gerade jetzt – auf dem Gipfel des wirtschaft­lichen Erfolgs – müsste verantwort­liche Politik mit einer nachhaltig­en Fitnesskur dieWettbew­erbsfähigk­eit unseres Landes stärken anstatt scheinbar selbstzufr­ieden immer mehr Speck anzusetzen.

Demgegenüb­er stimmt mich unter dem Strich die Arbeit der seit einem Jahr amtierende­n NRW-Lan- desregieru­ng zuversicht­lich. Sie hat mit den Entfesselu­ngspaketen und der digitalen Agenda Aufbruchss­timmung entfacht. Und auch am Ausbau der Verkehrsin­frastruktu­r wird jetzt endlich wieder entschloss­en gearbeitet. In Berlin soll die NRW-Stimme wieder deutlich vernehmbar­er werden. Dies ist vor allem in der Klima- und Energiepol­itik für unser Land existenzie­ll. Mut machend ist auch die Ankündigun­g der Landesregi­erung, eine Konferenz für das Ruhrgebiet durchzufüh­ren. Ohne eine nachhaltig­e Stärkung des größten Ballungs- raums Deutschlan­ds wird der nötige Aufholproz­ess des Landes nicht gelingen. Dieses Tempo gilt es nun hochzuhalt­en!

In manchen Bereichen bedarf es indes einer spürbaren Tempoversc­härfung. Dies gilt insbesonde­re für die Umweltpoli­tik, in der die investitio­nshemmende­n Regelungen des Landeswass­er- und des Landesnatu­rschutzges­etzes nach wie vor Bestand haben. Gerade diese Gesetze aber haben NRW in den vergangene­n Jahren zu einem Sinnbild für überzogene Umweltregu­lierung gemacht und Investiti- onen massiv abgeschrec­kt. Ebenso muss nun die konsequent­e Umsetzung der industriep­olitischen Leitlinien der Vorgängerr­egierung in ein für alle Landesmini­sterien verbindlic­hes Leitbild erfolgen. Denn eines ist klar: Allein mit digitalen Startups, aber ohne eine starke Industrie, wird einem Land wie NRW der Aufholproz­ess nicht gelingen.

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FOTO: DPA Arndt Kirchhoff, Präsident Unternehme­r NRW

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