Kunst-Pop in Feen-Kleidern
auch die Kreativität der Ausstellung selbst in diese Auflistung. Studenten des Fachbereichs Design der Fachhochschule Münster und die Museumsmalerin gestalteten einen Teil der Räume, bei dem das Anschauen schon Spaß macht.
Wer es weniger anspruchsvoll mag, kann eigene Fähigkeiten und seine Sinne testen, viel für den Alltag lernen, oder sich überzeugen, wie leicht das Gehirn sich verwirren lässt. Manche Ausstellungstücke sind sicher der Tatsache geschuldet, dass die Museumsbetreiber auch junges Publikum ansprechen und sogar für Grundschulen und Kindergartengruppen Führungen anbieten. Darüber freuen sich Familien; Besucher mit einem wissenschaftlichen Fokus können daran vorbeigehen.
Letztere erfreuen sich eher an einer seltenen Ausgabe des mathematischen Regelwerks von Adam Ries(e). Oder am Nervensystem eines Berberaffen, das von Günther von Hagens, dem Erfinder der Körperwelten, plastiniert wurde. Interessant sind auch die bunten Bilder, mit denenWissenschaftler das Netzwerk der Nervenfasern des Gehirns detailliert darstellen können.
Das menschliche Bewusstsein haben sie trotz der modernen Technik noch nicht gefunden. Wer sie noch nie live gesehen hat, muss jetzt rasch mal bei Youtube nachschauen, denn das ist schon sehr toll: Sie rennt ja stets barfuß über die Bühne, sie bleibt niemals stehen, und sie trägt immer diese schönen Feen-Kleider der Firma Chloé; genau genommen kann man sie sich gar nicht anders vorstellen als in diesen Kleidern. Florence Welch ist eine der faszinierendsten Persönlichkeiten des Pop, und ihr Werk bleibt nicht auf die Musik beschränkt, sie entwirft einen Kosmos. Der wurde inspiriert vom mythischen England, von Albion, und von den Präraffeliten, jenen britischen Künstlern also, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Geist der Renaissance schöpften.
Die Platten von Florence & The Machine, wie die Band von Florence Welch heißt, hatten denn bisher auch einen Hang zu Opulenz, Bombast und ästhetischer Verschwenderitis. Auf dem neuen Album ist sie weniger überbordend. Sie ist ja gerade 31 geworden, und die Eins zieht sie nun so hoch wie einen Turm, von dem aus sie die zurückliegenden Jahre gut überblicken kann. Denn das ist Nicht bitter oder wehmütig, sondern abschließend. Sie ist nun eine andere, ein bisschen zumindest. Die auch als Solokünstler erfolgreichen Produzenten Sampha und Jamie XX haben sie beraten, man hört deren Einfluss aber höchstens in Spurenelementen heraus. „High As Hope“ist immer noch zu 100 Prozent Florence & The Machine. Nur luftiger als gewohnt. Steht ihr gut. Philipp Holstein