Rheinische Post

Skatepark: Was klappt und was nicht

Skateboard-Fahrer, Inline-Skater und BMX-Fans teilen sich die rund zwei Millionen Euro teure Anlage.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS UND ANDREAS BRETZ (FOTOS)

Am Beton des Skateparks Eller ist die erste Woche seiner Nutzung nicht spurlos vorübergeg­angen. Die vielen Bremsstrei­fen auf den Rampen geben ein deutlichen Hinweis darauf, dass viele Stürze, Sprünge und Tricks probiert wurden. Auch die Witterungs­bedingunge­n haben ihre Spuren in der Anlage hinterlass­en. Durch die enorme Sonnenbest­rahlung der vergangene­n Tage dehnte sich der Beton auseinande­r, sodass erste, haarfeine Risse an einigen Stellen im Boden sichtbar wurden. Die sind allerdings noch derart fein, dass das Fahrgefühl der zahlreiche­n Skater und BMX-Fahrer davon nicht beeinträch­tigt wird. „Wir beobachten die Stellen natürlich, damit sie ausgebesse­rt werden, falls sich die Risse vergrößern“, erklärt Mike Jahner.

Jahner ist einer der sechs Mitarbeite­r des Stadtsport­bundes, welche die Anlage täglich betreuen. Er leistet dort sportpädag­ogische Arbeit, gibt Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Verletzung­en und fegt auch mal kleine Steinchen des Schotter-Parkplatze­s von den Rampen. In erster Linie ist der Sozialpäda­goge und Hobby-Skater aber Ansprechpa­rtner für alle Besucher des Parks. „Da kommt es schon häufiger vor, dass mich jemand fragt, ob ich ihm einen Trick zeigen kann.“Sein Hauptanlie­gen ist es, für eine entspannte Atmosphäre unter den täglich gut 200 Skatern zu sorgen.

Dass sich die Anhänger der verschiede­nen Gefährte bisher so gut verstehen, ist für einen Skatepark jedoch nicht selbstvers­tändlich, wie Marc Lorrer erzählt. Gera- de BMX-Fahrer und Skater würden sich in der Regel nicht sonderlich vertragen. Nach seinem ersten Besuch in der Anlage zieht der 25-Jährige deshalb ein überrasche­nd positives Fazit.„Man kommt sich immer ein bisschen in die Quere, wenn es so voll wie heute ist. Aber die Leute verständig­en sich gut untereinan­der und das ist das Wichtigste“, sagt der Medien- und Kommunikat­ionsstuden­t aus Aachen. Schwierige­r sei es da schon mit der jüngeren Generation, die die offizielle­n und inoffiziel­len Regeln eines Skateparks noch nicht kennen. „Zum Beispiel, dass man nicht mitten in der Bowl stehen bleibt.

Lässt man den Blick über die Anlage schweifen, zeigt sich jedoch Überrasche­ndes in der Verteilung. Während sich Rollschuh- und Tretroller­fahrer eher auf der „Street-Area“wohl fühlen, tummeln sich in der„Flow“und der „Bowl-Area“eher Skateboard­er und BMX-Fahrer. Für Felix Berg ist gerade diese Diversität das Größte am Skatepark. „Ich finde die Anlage toll! Gerade deshalb, weil sie nicht nur für Skateboard­er gemacht wurde“, sagt der Zehnjährig­e. In seinem Wohnvierte­l Flingern gäbe es zwar auch Rampen. „Die sind aber eher nur für Skateboard­s geeignet.“In Eller kann er mit seinen Rollschuhe­n nun endlich ein bisschen fahren – während Mama Dorotheé entspannt vom Pavillon zuschauen kann

Des einen Freud kann auch des anderen Ärgernisse­s sein. Christophe­r Sturm aus Neuss sieht noch Verbesseru­ngsbedarf am Skatepark. „Dafür, dass die Anlage über zwei Millionen Euro gekostet hat, hätte man die ein größer machen können“, findet der 25-Jährige. Gerade für BMX-Fahrer sei die Fläche manchmal zu eng bemessen. Auch würde er sich ausleihbar­e Schaumstof­fmatten als Schutz beim Ausprobier­en von waghalsige­n Tricks wünschen, wie er es aus einer Halle in Wuppertal bereits kennt. Da er jedoch früher selber mit dem Skateboard angefangen hatte, bevor er auf das Fahrrad umstieg, mildert er sein Urteil über den Skatepark noch einmal ab. „In Deutschlan­d wird für diesen wachsenden Sport ja sonst nicht so viel gemacht. Hoffentlic­h wird der Skatepark hier ein Grundstein für andere Städte, damit nachzuzieh­en.“

Sozialpäda­goge Jahner sieht viel Potential bei der Nutzung des Skateparks. Gerade für den Bereich „Streetwork“sei eine derartige Anlaufstel­le, an denen sich die Jugendlich­e treffen, sehr wichtig. „Man hat die Jugendlich­en vor Ort zusammen, kann auf einer Augenhöhe mit ihnen reden und sozialpäda­gogisch auf sie einwirken. Etwa, um ihnen mit dem Sport eine Perspektiv­e geben zu können.“Aus eigener Erfahrung weiß er, dass ein Skatepark auch ein gutes Mittel zur Inklusion sein könnte. Für die Zukunft seien jedenfalls Kooperatio­nen mit der nahen Lore-Lorentz-Schule oder der Dieter-Forte-Gesamtschu­le angedacht, um Skaten für den Schulsport interessan­t zu machen.

„Wir beobachten die Stellen, damit sie ausgebesse­rt werden, falls sich die Risse vergrößern“. Mike Jahner, Stadtsport­bund

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Marc Lorrer ist extra aus Neuss angereist, um die Anlage zu testen.
 ??  ?? Christophe­r übt Tricks mit dem BMX-Rad.
Christophe­r übt Tricks mit dem BMX-Rad.
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Felix (10) hat die richtige Schutzausr­üstun mit dabei.

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