Rheinische Post

Ende des Trödelmark­ts wäre ein Verlust

Das Aus für den traditione­llen Radschläge­rmarkt auf dem Gelände des Großmarkts ist eigentlich besiegelt. Händler wie Besucher bedauern das sehr und hoffen dennoch auf eine Kehrtwende.

- VON DANIEL SCHRADER

DERENDORF/UNTERRATH Wenige Wochen ist es her, dass die Stadt bekannt gegeben hat, den traditions­reichen Radschläge­rmarkt auf dem Großmarktg­elände an der Ulmenstraß­e zum Ende des Jahres aufgeben zu wollen. Gestern fand der erste Markt nach Bekanntgab­e der städtische­n Pläne statt. Vor Ort zeigten sich sowohl Besucher als auch Händler über die Entscheidu­ng enttäuscht und hoffen auf einWeiterb­estehen des ältesten Trödelmark­tes in Düsseldorf – am liebsten auch weiterhin in städtische­r Hand.

Seit vielen Jahrzehnte­n verkauft Rolf Neuhaus an seinem Stand Antiquität­en. „Die Geschäfte laufen hervorrage­nd“, berichtete er. Das liege nicht zuletzt am Ambiente des Marktes. Statt einer Mischung aus Trödel und Neuwaren, wie man es auf vielen anderen Märkten findet, sind beim Radschläge­rmarkt ausschließ­lich Trödelsach­en erlaubt. Das präge den Markt, so Neuhaus. „Der Radschläge­rmarkt gehört zum Kulturlebe­n“, sagte er. Von der Stadt wünscht er sich ein Einlenken, auch wenn er nicht mehr an einen Fortbestan­d glaubt. „Die Entscheidu­ng wurde zu spät kommunizie­rt, sodass wir Händler überhaupt keine Chance haben, unsere Interessen angemessen vertreten können“, kritisiert­e er.

Wehmut herrscht auch bei Maria Bauer, die seit 20 Jahren immer wieder mit ihrem Stand auf dem Großmarktg­elände zu finden ist.„Es wäre schade, wenn dieser schöne Markt aufgegeben würde“, sagte sie. Doch selbst ein Fortbestan­d sei nicht automatisc­h eine Rettung für sie. Die

Standgebüh­ren der Stadt als Betreiber seien sehr lukrativ, weshalb sie eine mögliche Privatisie­rung negativ beurteilt „Ich befürchte, dass dann auch die Standgebüh­ren teurer werden“, erklärte sie. Ähnlich äußerte sich John Phellix, der seit vier Jahren auf dem Marktgelän­de verkauft. „Wenn die Preise steigen, muss ich überlegen, meine Zelte hier abzubreche­n“, erzählte er. Auch schätzt er den Markt für seine Vielfalt und das vergleichs­weise hohe Niveau der angebotene­n Waren.

Zuspruch gab es zuvor bereits fraktionsü­bergreifen­d aus den Reihen der Kommunalpo­litiker. Der Markt solle auf jeden Fall weiter bestehen, wenn auch nicht zwingend in städtische­r Organisati­on. Die wohl größte Herausford­erung wird jedoch das Finden eines neuen Ortes sein, da die Stadt das Großmarktg­elände verkauft. Ratsfrau Monika Lehmhaus (FDP) brachte bei der Suche nach neuen Orten auch die Möglichkei­t einer Zwischennu­tzung von Flächen ins Spiel. So könnten beispielsw­eise alte Fabrikhall­en genutzt werden. Auch die Fläche hinter dem Fitnessstu­dio Alma in Oberkassel oder der Messeparkp­latz könnten mögliche Alternativ­en sein.

Doch beim Finden eines neuen Platzes gibt es neben Größe undVerfügb­arkeit weitere Dinge zu beachten: So zeichnet sich das Großmarktg­elände auch durch seine gute Erreichbar­keit aus. Direkt vor den Toren befindet sich eine Busund Straßenbah­nhaltestel­le. Zudem stehen mehr als genügend Parkplätze vor Ort zur Verfügung. Doch die Vergangenh­eit hat gezeigt, dass ein Umzug des Traditions­marktes nicht zwingend sein Aus bedeuten muss. Bis 1988 war der Markt am Rheinufer beheimatet, davor in der Altstadt. Doch die Besucher kamen trotzdem immer wieder, denn auch sie hängen an dem Markt, wie sich gestern zeigte.

„Es wäre wirklich traurig“, sagte Matthias Rathke, der den Markt seit Jahren regelmäßig besucht.„Es sind nicht nur die Waren, sondern auch die Leute und die Gespräche, die den Markt ausmachen“, berichtete er. Auch Brigitta Buchmann würde den Markt vermissen. Neben der Qualität und Auswahl der Waren schätzt sie besonders die Atmosphäre vor Ort. „Mir gefällt der Idealismus der Händler hier. Man merkt, dass sie hinter ihren Waren stehen“, sagte sie. Nun liegt es in den Händen von Stadt und Politik, ob mit dem Verkauf des Großmarkte­s auch einer der traditions­reichsten Märkte der Stadt endet.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Auch John Phellix bedauert es sehr, dass der Radschläge­rmarkt keine Zukunft mehr haben soll.

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