Ende des Trödelmarkts wäre ein Verlust
Das Aus für den traditionellen Radschlägermarkt auf dem Gelände des Großmarkts ist eigentlich besiegelt. Händler wie Besucher bedauern das sehr und hoffen dennoch auf eine Kehrtwende.
DERENDORF/UNTERRATH Wenige Wochen ist es her, dass die Stadt bekannt gegeben hat, den traditionsreichen Radschlägermarkt auf dem Großmarktgelände an der Ulmenstraße zum Ende des Jahres aufgeben zu wollen. Gestern fand der erste Markt nach Bekanntgabe der städtischen Pläne statt. Vor Ort zeigten sich sowohl Besucher als auch Händler über die Entscheidung enttäuscht und hoffen auf einWeiterbestehen des ältesten Trödelmarktes in Düsseldorf – am liebsten auch weiterhin in städtischer Hand.
Seit vielen Jahrzehnten verkauft Rolf Neuhaus an seinem Stand Antiquitäten. „Die Geschäfte laufen hervorragend“, berichtete er. Das liege nicht zuletzt am Ambiente des Marktes. Statt einer Mischung aus Trödel und Neuwaren, wie man es auf vielen anderen Märkten findet, sind beim Radschlägermarkt ausschließlich Trödelsachen erlaubt. Das präge den Markt, so Neuhaus. „Der Radschlägermarkt gehört zum Kulturleben“, sagte er. Von der Stadt wünscht er sich ein Einlenken, auch wenn er nicht mehr an einen Fortbestand glaubt. „Die Entscheidung wurde zu spät kommuniziert, sodass wir Händler überhaupt keine Chance haben, unsere Interessen angemessen vertreten können“, kritisierte er.
Wehmut herrscht auch bei Maria Bauer, die seit 20 Jahren immer wieder mit ihrem Stand auf dem Großmarktgelände zu finden ist.„Es wäre schade, wenn dieser schöne Markt aufgegeben würde“, sagte sie. Doch selbst ein Fortbestand sei nicht automatisch eine Rettung für sie. Die
Standgebühren der Stadt als Betreiber seien sehr lukrativ, weshalb sie eine mögliche Privatisierung negativ beurteilt „Ich befürchte, dass dann auch die Standgebühren teurer werden“, erklärte sie. Ähnlich äußerte sich John Phellix, der seit vier Jahren auf dem Marktgelände verkauft. „Wenn die Preise steigen, muss ich überlegen, meine Zelte hier abzubrechen“, erzählte er. Auch schätzt er den Markt für seine Vielfalt und das vergleichsweise hohe Niveau der angebotenen Waren.
Zuspruch gab es zuvor bereits fraktionsübergreifend aus den Reihen der Kommunalpolitiker. Der Markt solle auf jeden Fall weiter bestehen, wenn auch nicht zwingend in städtischer Organisation. Die wohl größte Herausforderung wird jedoch das Finden eines neuen Ortes sein, da die Stadt das Großmarktgelände verkauft. Ratsfrau Monika Lehmhaus (FDP) brachte bei der Suche nach neuen Orten auch die Möglichkeit einer Zwischennutzung von Flächen ins Spiel. So könnten beispielsweise alte Fabrikhallen genutzt werden. Auch die Fläche hinter dem Fitnessstudio Alma in Oberkassel oder der Messeparkplatz könnten mögliche Alternativen sein.
Doch beim Finden eines neuen Platzes gibt es neben Größe undVerfügbarkeit weitere Dinge zu beachten: So zeichnet sich das Großmarktgelände auch durch seine gute Erreichbarkeit aus. Direkt vor den Toren befindet sich eine Busund Straßenbahnhaltestelle. Zudem stehen mehr als genügend Parkplätze vor Ort zur Verfügung. Doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass ein Umzug des Traditionsmarktes nicht zwingend sein Aus bedeuten muss. Bis 1988 war der Markt am Rheinufer beheimatet, davor in der Altstadt. Doch die Besucher kamen trotzdem immer wieder, denn auch sie hängen an dem Markt, wie sich gestern zeigte.
„Es wäre wirklich traurig“, sagte Matthias Rathke, der den Markt seit Jahren regelmäßig besucht.„Es sind nicht nur die Waren, sondern auch die Leute und die Gespräche, die den Markt ausmachen“, berichtete er. Auch Brigitta Buchmann würde den Markt vermissen. Neben der Qualität und Auswahl der Waren schätzt sie besonders die Atmosphäre vor Ort. „Mir gefällt der Idealismus der Händler hier. Man merkt, dass sie hinter ihren Waren stehen“, sagte sie. Nun liegt es in den Händen von Stadt und Politik, ob mit dem Verkauf des Großmarktes auch einer der traditionsreichsten Märkte der Stadt endet.