Rheinische Post

So sensibel wie eine Dampfwalze

Das ARD-Sommerkino beginnt mit der grandiosen Charakters­tudie „Ein Mann namens Ove“.

- VON JOHANNES VON DER GATHEN

BERLIN (dpa) Der Typ ist ein richtiger Stinkstief­el, der seinen Nachbarn das Leben zur Hölle macht: Ove (Rolf Lassgård, „Wallander“) läuft mit Blockwart-Mentalität jeden Morgen durch die kleine, extrem aufgeräumt­e schwedisch­e Reihenhaus­siedlung, stänkert und grantelt herum und führt seine schlechte Laune spazieren. Gerade erst hat der 59-jährige Witwer seinen Job verloren, da beschließt er, seinem Leben ein Ende zu setzen.

Aber just in dem Moment, als sich dieser traurige Kontrollfr­eak den Strick um den Hals legt, rammen die neuen Nachbarn seinen Briefkaste­n. Und alles ändert sich. Die mehrfach preisgekrö­nte Tragikomöd­ie „Ein Mann namens Ove“nach dem Bestseller von Fredrik Backman läuft zum Auftakt der ARD-Sommerkino-Reihe heute um 20.15 Uhr im Ersten.

Es macht Spaß, dem Misanthrop­en Ove dabei zuzuschaue­n, wie er langsam wieder aus seiner Depression zurück ins Leben findet. Entscheide­nden Anteil an dieserWend­e hat seine neue, persischst­ämmige Nachbarin Parvaneh (Bahar Pars). Die resolute Mutter von zwei kleinen Kindern, die außerdem schwanger ist, fackelt nicht lange und nimmt den handwerkli­ch versierten Ove für allerlei Jobs in die Pflicht. Und zur Belohnung gibt es für den grumme- ligen Witwer Safranhuhn mit Reis. Und siehe da, es schmeckt ihm.

Aber Oves Schmerz sitzt tief. Sein Sarkasmus ist auch Selbstschu­tz. Er kommt einfach nicht über den Verlust seiner geliebten Frau Sonja (Ida Engvoll) hinweg. In langen Rückblende­n wird die Geschichte einer Ehe erzählt zwischen einer liebevolle­n Lehrerin und einem technikbeg­eisterten Pedanten, der einfach nicht aus seiner Haut kann.

Regisseur und Drehbuchau­tor Hannes Holm gelingt die glaubwürdi­ge Gratwander­ung zwischen frotzelnde­m Humor und emotionale­m Tiefgang, auch wenn die Rückschau vielleicht etwas zu ausführlic­h ausgefalle­n ist. Sehr souverän allerdings verkörpert „Wallander“-Darsteller Rolf Lassgård, den verschrobe­nen Sonderling, der eigentlich ein guter Kerl ist, aber bis zum Schluss nicht aufhören kann zu stänkern. Ein bemerkensw­erter Charakter, den man so schnell nicht mehr vergisst. Für die ARD-Sommerkino-Reihe ist es der passende Auftakt.„Ein Mann namens Ove“gewann 2016 den Europäisch­en Filmpreis und war für zwei Oscars nominiert.

„Ein Mann namens Ove“, ARD, 20.15 Uhr

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FOTO: ARD DEGETO/2016 CONCORDE FILMVERLEI­H Ove (Rolf Lassgård) und seine neuen Nachbarn: Die hochschwan­gere Parvaneh (Bahar Pars, hinten) mit ihren Kindern Sepideh (Nelly Jamarani) und Nasanin (Zozan Akgün, re.).

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