Tour: Greipel im Ziel-Sprint nur hauchdünn geschlagen
SARZEAU (sid) Andre Greipel hämmerte frustriert gegen die Tür des Teambusses – der Ärger über den so knapp verpassten Etappensieg verflog aber schnell: „Ich bin echt einen guten Sprint gefahren“, sagte Greipel, der am vierten Tag der Tour de France hauchdünn hinter Kolumbiens Überflieger Fernando Gaviria und Weltmeister Peter Sagan Dritter wurde: „Gegen den neuen Stern am Sprinterhimmel zu verlieren, ist nicht verkehrt.“
Kaum ein halber Meter trennte den fast 36 Jahre alten Greipel im packenden Finish gegen Youngster Gaviria (23) und Sagan (28) vom Sieg. Der „Gorilla“ist also wieder da? „Ich war nie weg“, sagte Greipel, der seinen bislang besten Sprint bei der 105. Frankreich-Rundfahrt gezeigt hatte.
Der Rostocker vom Team Lotto-Soudal, am Sonntag bereits Vierter, fuhr nach 195 Kilometern in Sarzeau ein nahezu perfektes Finale, stand aber einen Hauch zu lang im Wind und wurde wenige Meter vor der Ziellinie abgefangen. „Es war ein langer Kopf-an-Kopf-Sprint. Am Ende habe ich nicht das gute Ende für mich gehabt“, sagte Greipel.
Während Shootingstar Gaviria (Quick-Step Floors) seinen zweiten Etappensieg bei seiner Premieren-Tour feierte und Sagan (Bora-hansgrohe) das Grüne Trikot des besten Sprinters erfolgreich verteidigte, landete Marcel Kittel (Arnstadt/Katusha-Alpecin) auf Platz fünf, John Degenkolb (Gera/ Trek-Segafredo) wurde Achter.
Bei nur noch zwei Sprintchancen vor den Alpen geraten die deutschen Sprinter langsam unter Zugzwang, noch herrscht aber Optimismus. „Ich weiß, dass die Form gut ist“, sagte Greipel mit Blick auf die kommenden Tage. Kittel hakte den Tag schnell ab: „Ich war mitten im Getümmel. Ich habe es riskiert, bin aber einfach nicht raus gekommen. Ich war blockiert. So ist es halt.“
Gaviria, pikanterweise Nachfolger bei Quick-Step des letztjährigen fünfmaligen Etappensiegers Kittel, sagte nach seinem zweiten Coup: „Das war ein schwieriger Sieg. Wir hatten nicht so viel Hilfe, um die Ausreißer zu kontrollieren.“
Das im Mannschaftszeitfahren am Montag eroberte Gelbe Trikot trägt weiter Belgiens Olympiasieger Greg Van Avermaet (BMC). Titelverteidiger Chris Froome (Großbritannien/Sky) kam wie die meisten Favoriten auf den Gesamtsieg ohne Zeitverlust ins Ziel.
Den Sprintern bieten sich vor den ersten großen Schinderei in den Alpen noch zwei weitere Siegchancen, die nächste am Freitag in Chartres. Am Mittwoch ist die Tour wortwörtliche am Ende der Welt zu Gast: Die 204,5 Kilometer auf dem Weg nach Quimper im Departement Finistere im äußerstenWesten Frankreichs, sind mit fünf Bergwertungen eine Sache für Klassikerjäger oder auch einen Ausreißer.