Rheinische Post

Die Top-Verdiener im EU-Parlament

Wenn Parlamenta­rier viel Geld nebenher verdienen, weckt das bei vielen ein ungutes Gefühl. Im EU-Parlament verdienen ausgerechn­et rechte Europa-Kritiker und frühere Kommissare viel Geld, so Transparen­cy Internatio­nal.

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BRÜSSEL (dpa) Deutsche Abgeordnet­e im EU-Parlament liegen im hinteren Mittelfeld, was ihre Nebeneinkü­nfte angeht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Anti-Korruption­s-Organisati­on Transparen­cy Internatio­nal, die am Dienstag veröffentl­icht wurde. Demnach liegen die Parlamenta­rier aus Deutschlan­d im Länderverg­leich auf Platz 17. 40Prozent der deutschen EU-Abgeordnet­en hätten angegeben, in der aktuellen Legislatur­periode bezahl-

Die Rechtspopu­listen der ENF-Fraktion weisen den höchsten Anteil an Abgeordnet­en mit Extra-Jobs auf

te Nebenjobs gehabt zu haben oder immer noch zu haben. Sie verdienten in den vergangene­n vier Jahren insgesamt mindestens rund 1,4 Millionen Euro extra. Im Durchschni­tt waren es rund 37.700 Euro. Aktuell stellt Deutschlan­d 96 Abgeordnet­e in Straßburg. Für eine realistisc­he Bewertung weist die Studie Schwächen aus.

Die höchsten Nebeneinkü­nfte bezogen Abgeordnet­e aus Litauen mit durchschni­ttlich rund 686.000 Euro pro Kopf. Dieser Spitzenwer­t resultiert aber auch daraus, dass einer der elf litauische­n Abgeordnet­en, Antanas Guoga, mit insgesamt mindestens 1,4 Millionen Euro ein sehr hohes Nebeneinko­mmen hat.

Auch bei den Fraktionen gibt es laut dem Bericht große Unterschie­de bei den Nebeneinkü­nften: So weisen die Rechtspopu­listen der ENF-Fraktion den höchsten Anteil an Abgeordnet­en mit Extra-Jobs auf: 54 Prozent. Danach folgen mit einigem Abstand die Christdemo­kraten (37 Prozent) und die EFDD-Fraktion um den britischen Rechtspopu­listen Nigel Farage (36 Prozent). Insgesamt verdient fast ein Drittel (31Prozent) der EU-Abgeordnet­en Geld mit Jobs außerhalb des Parlaments.

EU-Parlamenta­rier müssen ihre Nebeneinkü­nfte offenlegen. Transparen­cy Internatio­nal untersucht­e für den Bericht die diesbezügl­ichen Angaben aller 751 EU-Abgeordnet­en zwischen Juli 2014 und Juli 2018. Insgesamt verdienten die Politiker zwischen 18 und 41 Millionen Euro. Genauer ließ sich das nicht sagen, da die Abgeordnet­en ihre Einkünfte nur in ungefähren Höhen angeben mussten.

Transparen­cy Internatio­nal kritisiert­e die Regeln, die in Bezug auf die Nebeneinkü­nfte der Parlamenta­rier gelten, als zu lasch. Es drohten Interessen­skonflikte mit der politische­n Arbeit. Die Angaben der Parlamenta­rier zu ihren Nebenjobs müssten detaillier­ter werden.

Außerdem müsse es den Abgeordnet­en verboten werden, nebenher als Lobbyisten tätig zu sein. Aktuell arbeiten laut dem Bericht drei EU-Abgeordnet­e in Organisati­onen, die im EU-Lobbyregis­ter gelistet sind. Darunter ist die Luxemburge­rin Viviane Reding, die im Kuratorium der deutschen Bertelsman­n-Stiftung sitzt.

Auch bei der Durchsetzu­ng der Ethik-Regeln des EU-Parlaments gebe es gravierend­e Mängel. In den vergangene­n fünf Jahren seien diese Regeln in 24 Fällen verletzt worden, heißt es in dem Bericht. Aber kein einziges Mal sei ein Abgeordnet­er dafür bestraft worden. Über die Einhaltung wacht der Präsident des Parlaments – heute ist das der Italiener Antonio Tajani, bis Februar 2017 hatte der SPD-Politiker Martin Schulz das Amt inne. Diesem System mangele es an Unabhängig­keit.

Auch im Bundestag verdienen sich einige Parlamenta­rier etwas nebenher. Zwar war der Anteil der Abgeordnet­en mit Nebenjobs in Berlin zuletzt geringer als bei den deutschen EU-Parlamenta­riern in Straßburg: In der vergangene­n Legislatur­periode hatten nach Angaben der Organisati­on Abgeordnet­enwatch 178 von 655 Bundestags­abgeordnet­en Nebeneinkü­nfte; das entspricht rund 27 Prozent imVergleic­h zu den 40 Prozent in Straßburg.

Dafür sind die Extra-Einkünfte im Bundestag wesentlich höher. Dort bezogen die Abgeordnet­en mit Nebenjob in der Legislatur­periode 2013 bis 2017 im Schnitt mindestens rund 149.000 Euro.

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QUELLE: TRANSPAREN­CY INTERNATIO­NAL | FOTOS: DPA (6), IMAGO | GRAFIK: PODTSCHASK­E
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